Studie zum internationalen Klimaschutz: Welche Staaten tun zu wenig?
Russland, USA und EU übernehmen nur einen Bruchteil ihres Anteils am Klimaschutz, zeigt eine Studie. China und Indien aber tun, was sie können.
Mit der Studie richten die Vertreter aus der Zivilgesellschaft den Blick auf die Vorentscheidungen, die bei den Klimaverhandlungen in der kommenden Woche am Sitz des UN-Klimasekretariats in Bonn getroffen werden. Die 195 UN-Staaten verhandeln dort eine Woche lang über einen 20-seitigen Vertragsentwurf für ein Klimaabkommen, das Anfang Dezember in Paris verabschiedet werden soll. Das Kompromisspapier, mit dem viele Akteure unglücklich sind, scheut davor zurück, von den Staaten Klimaschutz einzufordern – im Gegenteil sammeln die UN nur die Klimapläne ein, ohne offiziell zu bewerten, wie sehr sie zum Klimaschutz beitragen und welche Länder eigentlich wie viel tun müssten.
Eine solche Forderung nach „Klimagerechtigkeit“ kommt nun von den NGOs. Sie haben errechnen lassen, wie viel die einzelnen Länder seit 1850 beziehungsweise 1950 an klimaschädlichen Gasen ausgestoßen haben – und wie reich sie damit geworden sind. Daraus haben sie den „fairen Anteil“ der einzelnen Beteiligten ermittelt, die repräsentativ für die wichtigsten Gruppen in den Verhandlungen stehen.
Nach dieser Rechnung tragen die USA und die EU jeweils nur knapp ein Fünftel ihrer Verpflichtung bei, indem sie zu Hause die Emissionen reduzieren oder ärmeren Ländern dabei helfen. Japan zahlt nur ein Zehntel seiner Klimaschulden ab. China dagegen, aktuell der weltweit größte Klimasünder, hat sich zu Maßnahmen verpflichtet, die „seinen Verpflichtungen entsprechen oder leicht darüber liegen“, heißt es in der Studie. Ähnlich positiv werden die Klimapläne von Indien, Indonesien, Kenia und den Marshall-Inseln bewertet. Brasilien wiederum erfüllt seine Ansprüche zu etwa zwei Dritteln.
Insgesamt liege die Summe aller Klimapläne viel zu niedrig, um das von allen Staaten erklärte Ziel zu erreichen, die Erderwärmung bis 2100 auf 2 Grad Celsius zu begrenzen. Je nach Rechenweise sagen verschiedene Institute bisher nach den Plänen eine Erwärmung von 2,9 bis 3,7 Grad voraus.
Da alle Klimapläne freiwillig sind, „haben sich die Regierungen bislang um echte Überprüfung und um ihren fairen Anteil an den Anstrengungen gedrückt“, schreiben die NGOs. Sie fordern mehr Engagement beim Klimaschutz, mehr Geld für die armen Länder und harte Klimaziele alle fünf Jahre im Zeitraum von 2025 bis 2050.
Einfluss in der entscheidenden Phase wollen auch zehn Ölfirmen nehmen. Am Freitag verkündeten die Konzerne der Öl- und Gasindustrie, darunter BP, Shell und Saudi Aramco, ihre Unterstützung für ein Klimaabkommen in Paris – ohne allerdings eigene Klimaziele zu nennen oder konkret einen weltweiten CO2-Preis zu fordern.
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