Studie zu Transformation in den Medien: Größerer Stress und Zukunftssorgen
Wie nehmen Journalist*innen den Wandel in ihrer Branche wahr? Eine Studie der Otto-Brenner-Stiftung kommt zu einem ernüchternden Fazit.
D ie Journalismusbranche steht kurz vor einem kollektiven Burnout“, meldet die Deutsche Journalist*innenunion (DJU), die zu Verdi gehört. Jetzt macht mal langsam! Ja, es ist heiß da draußen. Und im Homeoffice drinnen wird es auch schon seit Längerem nicht mehr so richtig kühl.
Die Stichflamme der DJU hat allerdings nichts mit der aktuellen Hitzewelle zu tun, sondern mit der neuesten Studie der zur IG Metall gehörenden Otto-Brenner-Stiftung (OBS). Hat sich die OBS, die im August 50 Jahre alt wird, gewissermaßen selbst zum Geburtstag geschenkt.
„Arbeitsdruck – Anpassung – Ausstieg“ heißt das „OBS-Arbeitspapier 55“ im Original und bewahrt kühlen Kopf. Per Tiefeninterviews mit immerhin 20 hauptberuflichen Journalist*innen und Online-Befragung geht die OBS darin der Transformation in den Medien auf den Grund.
Und interessiert sich mal nicht nur dafür, ob die Verlage endlich ein vernünftiges Geschäftsmodell für die Zukunft haben oder Facebook und Google dem Journalismus den Garaus machen. Sondern die Journalist*innen wurden danach befragt, wie heiß sie sich selbst einsetzen und es ihnen dabei geht.
Irgendwas mit Medien
„Digitaler Wandel, ökonomische Krise und Vertrauensverlust (…) führen zu noch größerem Stress sowie zu Zukunftssorgen“, lautet das ernüchternde Fazit. Vor allem die allseits grassierenden Einsparungen und die damit steigende Arbeitsbelastung sorgen dafür, dass „was mit Medien“ machen vielen keinen rechten Spaß mehr macht. „In vielen Büros ist wohl die Klimaanlage auf “soziale Kälte“ eingestellt?“, fragt die Mitbewohnerin.
Jetzt kommt vermutlich wieder das übliche Rumgekrittel, die Studien der OBS seien ja gar keine richtigen Studien und hielten dem vollen Kanon wissenschaftlicher Überprüfung nicht stand. Ja, hatten wir alles schon.
Die OBS erhebt mit ihren gerade deswegen Arbeitspapieren heißenden Beiträgen auch gar nicht den Anspruch. Dass es sich bei „Arbeitsdruck – Anpassung – Ausstieg“ um einen explorativen Ansatz handelt, der „keine finalen empirischen Erkenntnisse über statistische bzw. kausale Wirkungszusammenhänge liefern kann“, schrieben die Autoren selbst. Es sind übrigens allesamt Professoren, zwei für Psychologie, einer für Medien- und Kommunikationsmanagement und einer für Statistik.
Vor allem praxisnah sind die OBS-Anmerkungen dabei immer. Die Forderung nach einem vernünftigen Gesundheitsmanagement in Medienhäusern wie jetzt bei „Arbeitsdruck – Anpassung – Ausstieg“ trifft voll ins Schwarze. Darüber muss verhandelt werden, gern mit heißem Herzen, aber auch mit Gelassenheit. Wer hier Öl ins Feuer gießt und medial hochjazzt, schafft sonst nur noch zusätzlichen Stress.
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