Studie zu Schufa-freien Krediten: Reine Abzocke

Wer dringend Geld braucht, aber eine schlechte Bonität hat, greift gern zu schufafreien Darlehen. Ein Studie sagt nun: Sie sind meist unseriös.

Wenn der Automat kein Geld mehr ausspuckt, greifen manche zum Kredit. Bild: ap

BERLIN taz | Es klingt ganz einfach. „Schufafreier Kredit schnell und sicher: 3.500 Euro mit Sofortzusage“, wirbt die Anzeige im Internet. Das Versprechen: einen Kredit, ohne Prüfung der Bonität bei der Auskunftei Schufa, und das auch, wenn es mit der Zahlungsfähigkeit nicht so gut aussieht und der Kunde möglicherweise schon mal einen Kredit hat platzen lassen.

„Unseriöse Angebote“ nennt so etwas Christian Maltry von der Schuldnerberatung des Landratsamtes Main-Spessart. Er ist Mitautor einer Studie über Kreditanbieter, die mit dem Label „schufafrei“ werben. Das Fazit: Aus 177 Fällen, in denen Testkunden Kontakt zu den Unternehmen aufnahmen, ergaben sich letztlich nur zwei Kredite.

Weitaus häufiger forderten die Anbieter die Erstattung von Auslagen im zweistelligen Bereich, setzten die Kreditsuchenden durch Hausbesuche unter Druck oder verlangten gleich eine Ausfallversicherung für den noch nicht abgeschlossenen Kredit, für die der Kunde 30 bis 50 Euro monatlich zahlen sollte.

„Der Klassiker sind aber die Vorabgebühren“, sagt Maltry. Zwischen 60 und 600 Euro verlangten die Anbieter. Zudem hätte sich der als schufafrei beworbene Kredit in der Mehrheit der Fälle als gar nicht so schufafrei erwiesen. Zwei Drittel der Anbieter würden sich in ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen eine Bonitätsprüfung vorbehalten.

Hunderttausende betroffen

Drei Testpersonen konnten laut der Studie anhand ihrer bei der Schufa gespeicherten Daten nachvollziehen, dass es tatsächlich eine Anfrage zur Bonität gab. Betroffen sind dabei vor allem Menschen, die ohnehin knapp bei Kasse oder bereits überschuldet sind. Aus einer Studie von 2007 ergebe sich laut Maltry eine Zahl von jährlich zwischen 300.000 und 700.000 Betroffenen.

Dass ver- oder überschuldete Verbraucher sich nicht an eine Schuldnerberatung oder eine Verbraucherzentrale wenden, erklärt er so: „Viele versuchen, das Problem erst einmal selbst zu lösen.“ Und wenn die Hausbank keinen Kredit mehr gebe, würden eben andere Wege gesucht. „Aber es gibt den Punkt, an dem ein Kredit keine Lösung, sondern ein weiteres Problem ist.“

Die Anbieter bewegen sich mindestens in einer rechtlichen Grauzone. Auslagen für Hausbesuche etwa oder Pauschalen dürften sie gar nicht verlangen, sagt Hugo Grote, Professor für Wirtschaftsprivatrecht der Hochschule Koblenz, der ebenfalls an der Studie beteiligt war. Deshalb beließen es die Anbieter in der Regel bei Drohungen und Inkassoforderungen und vermieden den Gang vors Gericht. Einschüchternd wirke es dennoch.

„Äußerst schwierig“

Manko der Studie: Die Schufa selbst hat sie in Auftrag gegeben. Doch das Unternehmen wehrt sich dagegen, dass sie damit nur Firmen in einem schlechten Licht präsentieren will, die nicht in das Geschäftsmodell der Schufa passen. „Das ist ein Volumen, was nur einen Bruchteil des Kreditgeschäfts ausmacht“, sagt Michael Freytag.

Auch Frank Lackmann-Kemna, Referent für Kredit und Entschuldung bei der Verbraucherzentrale NRW und nicht Autor der Studie, findet die Ergebnisse plausibel. Für Kunden sei es zudem „äußert schwierig“, einmal gezahltes Geld wiederzubekommen, sagt Lackmann-Kemna. „Die Firmen schießen aus dem Boden und verschwinden wieder.“ Grote sieht es ähnlich: „Für die Anbieter besteht kein Risiko.“ Das Schlimmste, das ihnen passieren könne, sei, dass ein Kunde mal nicht zahle.

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