Studie zu Pegida: Der Großteil wählt AfD

Eine Befragung Dresdner Demonstranten unterstreicht deren Nähe zur Alternative für Deutschland – und weit verbreitete nationalistische Einstellungen.

Brandenburgs AfD-Landeschef Alexander Gauland Bild: reuters

BERLIN taz | Als „natürliche Verbündete“ hatte Alexander Gauland, AfD-Chef aus Brandenburg, seine Partei und die rechte Bürgerbewegung Pegida kürzlich bezeichnet. Die Dresdner Demonstranten sehen das anscheinend genauso. 89 Prozent würden ihr Kreuz bei der nächsten Bundestagswahl bei jener Partei setzen, die sich zunehmend am rechten Rand positioniert und mit geschürten Ängsten vor dem Islam auf Stimmenfang geht. Das geht aus einer Umfrage (pdf) unter Teilnehmern der Pegida-Demonstration hervor, die der Verein für Protest- und Bewegungsforschung in Kooperation mit dem Wissenschaftszentrum Berlin am vergangenen Montag durchgeführt hat.

Ein Team um den Protestforscher Dieter Rucht verteilte 670 Zettel, die zu einer durch einen personalisierten Code geschützten Online-Befragung einluden. 123 Personen beantworteten die Fragen, deutlich weniger als bei vorausgegangenen ähnlichen Umfragen, etwa unter Teilnehmern der neurechten Montagsmahnwachen für den Frieden. Die Ergebnisse seien deshalb auch nicht repräsentativ, sagte Rucht bei der Vorstellung der Studie am Montag in Berlin. Die Daten beziehen sich eher auf den „offeneren und eher internetaffinen Teil“ der Demonstranten, weniger auf die „radikaleren Demonstrierenden“, wie organisierte Rechtsextreme oder Hooligans.

Dennoch zeigen die Daten eine deutliche Affinität der Teilnehmenden zu nationalistischen und chauvinistischen Denkmustern, wie sie auch von den Pegida-Organisatoren propagiert werden. Nur eine verschwindend geringe Minderheit von 2,6 Prozent lehnt etwa die Aussage ab, „dass die deutsche Kultur von Ausländern bedroht werde“, während 25 Prozent hier „voll und ganz“, weitere 48,3% „eher“ zustimmen“.

Noch entschiedener sind die Pegida-Anhänger bei ihrer Ablehnung von „Gender Mainstreaming“. Dass es sich hierbei um eine „zwanghafte Geschlechtsneutralisierung unserer Sprache“ handele, bejahen fast 80%. Kein einziger der Befragten verwehrt sich entscheiden gegen den Goebbels-Begriff „Lügenpresse“.

Unterschiede zur Gesamtbevölkerung

Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung stimmen die Befragten deutlich häufiger Aussagen zu, mit denen Merkmale wie Chauvinismus, Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus gemessen werden. Gering fällt hingegen die Zustimmung zu Forderungen nach einem generellen Zuwanderungsstopp für Muslime nach Deutschland aus (9,7%).

Die Pegida-Redner um Lutz Bachmann hatten wiederholt betont, nicht alle Muslime pauschal abzulehnen. Dies scheint sich bei den Teilnehmern verfangen zu haben, jedenfalls solange die Muslime sich nicht als solche präsentieren. Jeweils über 90 Prozent fordern nämlich Einschränkungen beim Recht der Muslime, Moscheen in Deutschland zu bauen und das Verbot von Kopfüchern für muslimische Lehrerinnen.

Ein weit verbreitetes Motiv für die Teilnahme der überwiegend männlichen Demonstranten (80%) ist der Befragung zufolge Angst. Mehr als 80% fürchten sich vor „dem Verlust nationaler Identität und Kultur“, fast ebenso viele davor, „dass unser Land immer mehr in die europäische Union einzahlt“. Die Studie zeigt, dass nun diejenigen am meisten profitieren, die genau diese Ängste anstacheln: die AfD.

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