Studie zu 30 Jahren Landwirtschaft: Agrarwirtschaft killt Feldvögel
Bauern verursachen massive ökologische Schäden, kritisiert das Umweltbundesamt. Die Artenvielfalt bei wilden Tieren und Pflanzen sinkt.
„Ist die Produktion von Lebensmitteln in Ställen, auf Feldern und Äckern in den vergangenen 30 Jahren umweltfreundlicher geworden?“, fragt das UBA in einer Studie. Sie vergleicht den Ist-Zustand mit einer Untersuchung des Sachverständigenrats für Umweltfragen aus dem Jahr 1985. Es gebe zwar Fortschritte, so der Befund des UBA. Beispielsweise habe sich die Belastung des Grundwassers mit Pflanzenschutzmitteln verringert. Insgesamt aber sah Krautzberger „nicht unbedingt Grund zum Feiern“.
Den Artenverlust bezeichnete die UBA-Chefin als das „immer noch wichtigste Problem“. Diesen Trend habe die Bundesregierung eigentlich schon bis 2010 stoppen wollen. Deutschland macht bei der weiterhin negativen Entwicklung allerdings keine Ausnahme. Zahlen des europäischen Statistikamtes für die EU plus Norwegen und die Schweiz belegten, dass beispielsweise die Zahl der Feldvogel-Arten und -Individuen insgesamt zwischen 1980 und 2010 um die Hälfte gesunken ist.
Ein Grund dafür ist die zunehmend intensive Agrarproduktion. Riesige Flächen werden mit immer größeren Maschinen bearbeitet. Für Hecken, Gräben und Wäldchen, in denen gefährdete Tiere und Pflanzen leben, ist kein Platz. Landwirte müssten deshalb verpflichtet werden, die natürlichen Biotope zu pflegen, dafür aber auch finanziell mittels höherer Lebensmittelpreise oder staatlicher Zahlungen entschädigt werden, empfahl Landschaftsökologe Wolfgang Haber.
Besserung bei Stickstoff und Nitrat
Beim Eintrag von Stickstoff und Nitrat verzeichnete das Umweltbundesamt einerseits eine Besserung: „1985 überschritten rund 90 Prozent der Flächen die kritischen Belastungsgrenzen. Aktuell sind es immer noch 50 Prozent.“ Damit sei das Problem nach wie vor gravierend – und nehme teilweise sogar zu. Denn Hühner-, Schweine- und Rinderfabriken mit teilweise mehreren zehntausend Tieren würden viel mehr Gülle produzieren als schadlos in der Umgebung auf die Felder gekippt werden könne, sagte Agrarökonom Alois Heißenhuber. Zu viel Stickstoff schädigt die Umwelt und treibt beispielsweise die Kosten für die Aufbereitung von Trinkwasser in die Höhe.
Heißenhuber sprach sich für gesetzliche Regelungen aus, um Gülle vermehrt dort zu entsorgen, wo die Stickstoffwerte im Boden niedrig liegen. Das Bundeslandwirtschaftsministerium übe zu wenig Druck auf die Landwirte aus, kritisierte der Sachverständigenrat für Umwelt. Eine Ministeriumssprecherin sagte am Montag hingegen, gegenwärtig novelliere man die Düngeverordnung, um die Vorgaben der EU-Nitrat-Richtlinie einzuhalten.
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