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Studie über Zufriedenheit der DeutschenNorden glücklich, Osten unzufrieden

Die Post hat den diesjährigen „Glücksatlas 2013“ herausgebracht. Demnach sind die Deutschen eines der glücklichsten Völker Europas.

Gute Laune! Bild: reuters

BERLIN epd | Die Deutschen gehören nach eigener Einschätzung zu den glücklichsten Völkern in Europa. Im Vergleich zu Skandinaviern lassen sie sich das aber weniger anmerken. Dabei bewegt sich die allgemeine Zufriedenheit der Bundesbürger weiter auf einem hohen Niveau. Das ist die zentrale Aussage im „Glücksatlas 2013“ der Deutschen Post, der am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde.

Unterschiede gibt es bei der gefühlten Lebensqualität zwischen den Regionen - vor allem zwischen Ost und West. Auch die subjektive Zufriedenheit der Migranten unterscheidet sich geringfügig vom Empfinden der Mehrheitsgesellschaft.

Die repräsentative Studie im Auftrag der Post entstand in Zusammenarbeit mit dem Institut für Demoskopie Allensbach und dem Forschungszentrum für Generationenverträge der Universität Freiburg. Befragt wurden dazu unter anderem mehr als 3.000 Deutsche. Für den Abschnitt „Migranten“ nahmen rund 1.000 Menschen aus Zuwandererfamilien Stellung.

„Die Deutschen sind im Gegensatz zum öffentlichen Bild im Gesamtblick zufrieden, wenn nicht sogar sehr zufrieden“, sagte der Freiburger Finanzwissenschaftler Bernd Raffelhüschen, der federführend die Studie erstellte. Danach bleibt die Lebenszufriedenheit der Deutschen auf einer Skala von null bis zehn trotz der Euro-Krise bei 7,0 Punkten stabil.

SNorddeutsche sind am glücklichsten

Die Selbsteinschätzung hänge möglicherweise auch mit der ökonomischen Situation hierzulande zusammen, lautete die Analyse des Wissenschaftlers: „Momentan sind wir das reichste Deutschland, das es jemals gegeben hat.“ Dass sich die Bürger in Skandinavien und in den Niederlanden glücklicher fühlten, hänge eventuell mit der etwas düster gelagerten Mentalität der Deutschen zusammen. Objektive Gründe für das geringere Glücksempfinden gebe es gleichwohl nicht.

Allerdings habe sich der Abstand zwischen ost- und westdeutschen Regionen mit 0,32 Punkten wieder leicht vergrößert Im Vorjahr betrug er 0,2 Punkte. In den Vorjahren hatte sich dieser Wert stetig verringert. „Wir wissen aber nicht, warum die Ostdeutschen nun wieder etwas unzufriedener sind“, sagte Raffelhüschen. „Vielleicht hängt es mit der anhaltenden Abwanderung zusammen.“

Angeführt wird der „Glücksatlas“ von den norddeutschen Regionen Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen. Im Mittelfeld liegen die Westgebiete eng beieinander. Am Ende der Skala stehen die Ostländer. Brandenburg bildet mit 6,52 Punkten auf dem 19. Platz das Schlusslicht der Regionenwertung. Das vergleichsweise prosperierende Sachsen rutschte von Platz 14 auf Platz 16 mit einer durchschnittlichen Lebenszufriedenheit von 6,71 Punkten. Es wurde von Berlin (6,75 Punkte) abgelöst.

Laut Raffelhüschen fallen die Unterschiede zwischen den West-Regionen so gering aus, dass die Platzierungen von vier bis zehn als „fast zufällig“ bezeichnet werden müssten. Als eigentlich „unerklärlich“ und nicht objektivierbar bezeichnete der Wissenschaftler den Siegerstatus Schleswig-Holsteins, eines der ärmsten westdeutschen Bundesländer.

Ein bisschen unzufriedener als der Durchschnitt fühlen sich Migranten in Deutschland, erklärte Post-Vorstand Jürgen Gerdes. Allerdings falle der Abstand mit 0,4 Punkten nur gering aus. Gründe seien schlechtere Deutschkenntnisse, Verdienstmöglichkeiten und Bildung. Besonders positiv schätzen dagegen Jüngere mit Migrationshintergrund ihre aktuelle Lage und ihre Zukunft ein. Ihre Lebenszufriedenheit überstieg um 0,1 Punkte sogar den bundesweiten Durchschnitt.

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9 Kommentare

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  • FH
    Felix Holsatia

    "....Als eigentlich „unerklärlich“ und nicht objektivierbar bezeichnete der Wissenschaftler den Siegerstatus Schleswig-Holsteins,.."

     

    Das dürfte erklärbarer werden, wenn man über die Grenzen hinaussieht: es ist sicher kein Zufall, daß ausgerechnet das Land, das am nähesten zu den topzufriedendsten Ländern wie Dänemark liegt, so gut abschneidet. Es liegt an der Mentalität. Norddeutsche sind weniger rechthaberisch und haben eine viel gelassenere, weniger verkrampfte und dabei distanziert-humorvollere Sicht auf die Welt als z.B. Schwaben.

  • Glaube keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast!

  • G
    Glückspils

    „Momentan sind wir das reichste Deutschland, das es jemals gegeben hat.“

     

    ACHJA --- und was haben ca. 80% der Bevölkerung davon, dass die obersten 2 Einkommens- und Vermögensdezile so reich sind wie nie zuvor????

     

    Bis ins 6. Vermögensdezil gibts schon mal gar kein Vermögen, im EK DEzil auch kaum -- sondern v.a. Schulden.

     

    Erst danach gibts Vermögen und höhere Einkommen.

     

    Wo hat man eigentlich die Umfrage durchgeführt? In HH Blankenese wahrscheinlich und Kiel-Heikendorf.

     

    und was ist mit dem größten Niedriglohnsektor Europas??

     

    Haben die auch ihr Gehaltsglück verkündet, weil "Deutschland" so reich wie nie zuvor ist??

  • EH
    erfolgreich Hypnotisierter

    Diese Studie ist für die Mülltonne. Als Gegenstudien muss man sich nur mal die Entwicklung der Zahl psychisch Kranker ansehen und deren Entwicklung bei Krankheitstagen und Krankenhausaufenthalten. DE hat europaweit auch mit die meisten psychisch Kranken. Ich vermute, wenn ich mich im Bekanntenkreis so umsehe, dass es mit an den Arbeitsbedingungen in DE liegt.

     

    Ein glücklicheres Volk würde aber anders aussehen.

     

    Seit den 1990ern sind psychische Probleme rasant gestiegen, v.a. auch bei Arbeitslosen im HartzSystem, die dem Druck der ARGE ausgesetzt sind. Ich glaub nicht an die Studie von Post und Raffelhüschen und fühl mich mal wieder mit Propaganda volksverblödet!

  • UD
    Unglücklich über diesen Artikel

    Wer's glaubt, wird selig. Bernd Raffelhüschen ist für seine Nebentätigkeiten bekannt, unter anderem ist er Botschafter der "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft". Von einer Zeitung wie der Taz hätte ich mir eine kritische Einordnung der Studie gewünscht. Stattdessen gerät - peppige Überschrift hin, ironischer Bildkommentar her - selbst hier die Wiedergabe ihrer Ergebnisse in Form einer epd Meldung zur Wiederholung des "Deutschland-geht-es gut" Mantras. Ein Mantra, das man wohl kaum nötig hätte, wenn es großen Teilen der Bevölkerung tatsächlich so gut ginge.

  • "..Angeführt wird der „Glücksatlas“ von den norddeutschen Regionen Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen.."

     

    Carstensen weg, Beust weg, McAlli weg. Das waren gute Wahlen. Da braucht es keinen Freiburger Professor um zu wissen, wie Mensch sich glücklich.

  • T
    Teilzeitidealist

    "Hier soll offenbar werden woran es eigentlich den Menschen fehlt, die keine Ideen verstehen - und treuherzig genug gestehen, daß ihnen alles dunkel ist, sobald es über Tabellen und Register hinausgeht"

    Die empirischen Sozialwissenschaften sollten vielleicht mal wieder ihre Position reflektieren, wenn sie schon meinen man könne Glück auf einer Skala von eins bis zehn messen.

  • "sagte der Freiburger Finanzwissenschaftler Bernd Raffelhüschen, der federführend die Studie erstellte."

    Danke, das erspart mir das Weiterlesen. Raffelhüschen gehört zur INSM-Prpaganda-Truppe. Der studiert aus Scheiße Gold.