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Studie über Onlinenutzung JugendlicherGrüße aus den 2000ern

Ergebnisse einer Studie über Internetnutzung Heranwachsender wirken alarmierend. Doch die gestellten Fragen sind veraltet.

Bei 30 Prozent der 12- bis 17-Jährigen vermutet man eine „problematische Internetnutzung“ Foto: Frank Hoermann/imago

Fast ein Drittel der deutschen Jugendlichen würden elektronische Medien zu viel oder auf ungesunde Weise nutzen. Das legt ein Studienbericht nahe, den die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) am Dienstag veröffentlicht hat.

Bei 30 Prozent der 12- bis 17-Jährigen vermutet man eine „problematische Internetnutzung“ und diagnostiziert bei 7,6 Prozent sogar eine „internetbezogene Störung“. Die Zahlen seien in den letzten Jahren massiv gestiegen.

Bevor man jedoch in Unruhe verfällt, lohnt sich ein Blick auf die Methodik der Erhebung. Es handelt sich um einen Teilbericht der Drogenaffinitätsstudie, einer repräsentativen Befragung, die die BZgA regelmäßig bei 12- bis 25-Jährigen in Deutschland durchführen lässt. 7.000 nahmen diesmal teil, die telefonische Befragung fand im zweiten Quartal 2019 statt, erfasst also Daten von vor der Pandemie.

Fragenkatalog aus den 2000ern

Mit „problematischem Verhalten“ oder „Störung“ meinen die Forscher*innen Verhalten, das andere Lebensbereiche einschränkt oder Kontrollverluste erzeugt. Dafür nahm man die Compulsive Internet Use Scale (CIUS) zur Hilfe, einen Fragenkatalog aus den 2000ern, mit Kriterien aus der Drogen- und Spielsuchtforschung. Die CIUS enthält 14 Fragen zur Selbsteinschätzung, die man auf einer Punkteskala von 0 („nie“) bis 4 („sehr häufig“) beantwortet. Die Punkte werden addiert und ab bestimmten Werten ist von „problematischem Verhalten“ oder „Störung“ die Rede.

Die CIUS enthält nicht nur Fragen, die eindeutig auf ungesundes Verhalten hindeuten („Wie häufig schlafen Sie zu wenig wegen des Internets?“), sondern auch solche, die 2020 eher normal wirken („Wie häufig haben Sie erfolglos versucht, weniger Zeit im Internet zu verbringen?“) oder auf Werturteile anderer abzielen („Wie häufig sagen Ihnen andere Menschen, dass Sie das Internet weniger nutzen sollten?“).

Wer 8 der 14 Fragen mit „selten“ beantwortet und 6 mit „manchmal“, hätte 20 Punkte, ab denen der BzgA-Bericht von „vermutlich problematischer Internetnutzung“ ausgeht. Mit 12 „manchmal“ und zwei „häufig“ hätte man 30 Punkte, ab denen eine „internetbezogene Störung gegeben sein könnte“.

Die CIUS liefert Anreize für einen Selfcheck, jedoch ist fraglich, inwiefern von „Störungen“ die Rede sein muss. Womöglich ist die digitale Gesellschaft aus den Messkriterien der 2000er herausgewachsen.

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5 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Nun dreschen wieder alle auf Jugendliche ein. Ich bin im Oma-Alter und vor dem Lockdown, als wir uns noch mit einigen treffen konnten, gab es keine Situation, wo es nicht aus einer Jacken- oder Handtasche klingelte oder summte. (Selbst nach Beerdigungen.) Unverzüglich ging die(derjenige) ans Gerät, fing an zu telefonieren, zwar mit dem Rücken zu den anderen Anwesenden aber dennoch am Tisch stehen bleibend. Alle anderen hören dann zu oder schweigen, damit die-derjenige auch was hört. Danach kam die "Enkelchenvideos" Runde, die "Witzige-Videos-Runde", die Hunde-katzenvideosrunde. Die schöne Wanderungen-Landschaften-Runde (beeindruckend, Landschaften in diesen Mäusekinos). Eine Pest, schlimmer als Rauchen, denn Raucher gehen raus auf dem Balkon.

    Dagegen die Kinder einer Freundin: Sie treffen sich zum Erzählen, legen alle ihre Telefone auf den Tisch, falls jemand beim Summen rangeht, muss er 5 euro zahlen. Großartig!

  • Ich finde, es ist tatsächlich ein großes gesellschaftliches Problem, das wir zu bewältigen haben.

    Habe im Bekanntenkreis einen Jugendlichen, der wegen der unfassbar ausufernden Spielsucht (Videogames) in stationärer Therapiebetreuung ist. Für die ganze Familie ist das eine immense Belastung. Eigentlich ist der Junge überdurchschnittlich intelligent, aber dieses Zwangsverhalten macht ihn und sein Umfeld kaputt.

    Die Antwort darauf: Psychopharmaka. Statt einem ganzheitlichen Ansatz. Das ist für mich die echte Störung.

  • Digital sediert.

    "Aus einer Jugend-Digitalstudie 2019 der Postbank sind Jugendliche in Deutschland im Schnitt 58 Stunden pro Woche im Internet unterwegs." Und das vor Corona.

    58 Stunden die Woche? Klingt so als wären die alle abhängig. Und mal im Ernst, wie kann man 58 Stunden (die meiste Zeit davon auf dem Smartphone) die Woche in irgendwelchen (anti-)sozialen Netzwerken, Porno- und Shoppingseiten oder beim Serien-Streamen und Gamen verbringen?

    Klingt ziemlich ungesund.

    Kein Wunder, dass man von den jungen Leuten, außer denen, die sich bei FFF o. ä. engagieren, keinen Mucks hört.

    Die bravste Jugend der letzten 2000 Jahre.

    Gleichzeitig die CO2-intensivste.

    www.faz.net/aktuel...line-16423200.html

    • @shantivanille:

      Hm, da steht vor allem was von YouTube, Musikstreaming und Kommunikation. Alles wichtige Sachen, die auch ältere Menschen tun, halt nur vor dem Fernseher, über Platten und per Telefon. Das findet halt inzwischen übers Internet statt, so what?

  • "Womöglich ist die digitale Gesellschaft aus den Messkriterien der 2000er herausgewachsen."



    Dass die Fragen veraltet gewesen sein sollen, kann ich nach den Erörterungen in dieser Kolumne nicht erkennen. Wichtig wäre es, dieser quantitativen Erhebung auch qualitative Untersuchungen gegenüber zu stellen, also inwiefern eine übermäßige Internetnutzung problematisch ist. Zu sagen, die Fragen wären veraltet, weil heute die ständige Internet- und Smartphone-Nutzung normal sei, könnte so genauso eine ungewollte Bestätigung der Studienergebnisse sein.