Studie des Umweltbundesamtes: Exportschlager Klimawandel
Das UBA hat untersucht, wie sich der Klimawandel auf den deutschen Außenhandel auswirkt. Die Verursacher der Erderwärmung profitieren.
Und hier beginnt aus der Zerstörung ein Geschäft zu werden: Der deutsche Konzern BASF hat ein Verbundmaterial entwickelt, das Strommasten flexibler macht. An der Ostküste Chinas werden mittlerweile Leitungen mit den neuen Masten aus Deutschland errichtet.
Das Beispiel stammt aus einer Studie des Umweltbundesamtes, die am heutigen Freitag veröffentlicht wird. Sie ging der Frage nach, wie der Klimawandel den deutschen Außenhandel trifft. Es geht dabei um Ein- und Ausfuhren im Wert von jährlich einer Billion Euro. Und neben Risiken gibt es eben auch Chancen, mit Hightech-Produkten Ländern zu helfen, sich an den Klimawandel anzupassen oder weniger Klimagase auszustoßen.
Besonders für die Importwirtschaft sehen die Autor*innen Risiken: Stürme, Überschwemmungen und Hitze beschädigen oder zerstören Gebäude, Produktionsanlagen und Warenlager. In warmen Regionen in Asien oder der Karibik werden Menschen weniger arbeiten können, etwa in der Landwirtschaft.
„Entwicklungszusammenarbeit stärken“
Die zwölf für den deutschen Außenhandel wichtigsten Länder, die gleichzeitig besonders anfällig für den Klimawandel sind, machen aber nur 6 Prozent der Importe und 4 Prozent der Exporte aus. Davon die wichtigsten Länder sind Brasilien, Indien, Südafrika, Vietnam und Thailand. Güter wie Soja oder Kaffee könnten teuer werden – was Deutschland auch betrifft, weil das Land Exportweltmeister beim Export von Kaffeeprodukten ist.
Die Konsequenz? „Es wäre falsch, den Handel mit den vom Klimawandel stark betroffenen Ländern einzuschränken. Stattdessen sollten wir die Entwicklungszusammenarbeit stärken und ihnen bei der Anpassung helfen“, sagt Clemens Haße, der die Studie beim Umweltbundesamt betreut hat. Ein Beispiel ist die „coffee&climate Initiative“, die Kaffeebauern dabei hilft, widerstandsfähigere Pflanzen anzubauen und Wasser für Trockenzeiten zu speichern.
Stark wachsende Absatzmärkte als Chance für Deutschland
Beim Export wiederum sehen die Autor*innen Risiken, weil die Kaufkraft von Ländern sinkt, wenn sie in Klimaschutzmaßnahmen investieren. Das trifft auch wichtige Handelspartner wie Italien und Spanien. Dabei verweist die Studie auf eine paradoxe Situation: Länder wie Deutschland, die Hauptverursacher des Klimawandels sind, könnten daraus ein gutes Geschäft machen, etwa durch den Verkauf emissionsarmer Anlagen.
„Für die technologisch hochentwickelte deutsche Volkswirtschaft bedeuten solche neuen und potenziell stark wachsenden Absatzmärkte eine große Chance“, heißt es in der Studie. Haße nennt Technologien zum Wassersparen oder sparsame Maschinen. Allerdings bestünde das Risiko, dass die deutsche Industrie den Trend verpennt. Sie müssen aufpassen, dass sie in zentralen globalen Märkten – etwa der Elektromobilität – den Anschluss nicht verliere.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?
Matheleistungen an Grundschulen
Ein Viertel kann nicht richtig rechnen
Innenminister zur Migrationspolitik
Härter, immer härter
Nikotinbeutel Snus
Wie ein Pflaster – aber mit Style
Prozess gegen Letzte Generation
Wie die Hoffnung auf Klimaschutz stirbt
Börsen-Rekordhoch
Der DAX ist nicht alles