Studentische Hilfskräfte in Berlin: Trillerpfeifen für mehr Lohn
Die studentischen Beschäftigten der Berliner Unis protestieren für einen gerechten Tarif. Der Lohn soll endlich den Lebenshaltungskosten angepasst werden.
Am Montagmittag versammelt sich im Innenhof der Humboldt- Universität eine Horde Menschen mit Trillerpfeifen. Auf einem der vielen Aktionsschilder steht: „Was ist das für 1 Tarifvertrag“. Es sind studentische Beschäftigte, die zum vierten Mal für einen gerechten Tarifvertrag und einen angemessenen Inflationsausgleich ihrer Gehälter protestieren.
10,98 Euro pro Stunde. Seit 2001 hat sich daran nichts getan. Jetzt fordern die Studierenden eine Anpassung an die steigenden Lebenshaltungskosten. Eine solche ist sogar im Koalitionsvertrag von Rot-Rot-Grün vorgesehen. „Die haben uns 16 Jahre einfach ausgelassen“, sagt Fabian Schmidt, Leiter der Aktion. Unterstützung erhalten die Studierenden vonseiten der Gewerkschaft Verdi und des Aktivistenkollektivs critical workers.
Streik angedroht
Für die etwa 2.000 studentischen Beschäftigten hat die Tarifkommission Studierender, TVStud, 14 Forderungen an die Hochschulen verfasst. Darunter: 14 Euro Stundenlohn, längere Lohnfortzahlungen im Krankheitsfall und den gleichen Urlaubsanspruch wie andere Hochschulbeschäftigte auch.
Die Antwort des Streitgegners: 4 Prozent mehr Geld. Bei 10,98 Euro macht das 44 Cent mehr. „Das ist so nicht annehmbar“, sagt Jan Lübben, Vorsitzender des Personalrats der studentischen Beschäftigten der Technischen Universität (TU) und Mitglied der Tarifkommission. Also gehen die Verhandlungen weiter.
Und weil am Mittwoch die Kanzlerwahl in der TU ansteht und am 20. Juni das nächste Angebot der Hochschulen unterbreitet werden soll, wird heute noch mal Druck gemacht. Lautstark ziehen die circa 70 Protestierenden in das Hauptgebäude der HU ein. Weiter in das Büro von Andreas Kreßler, der die Verhandlungen aufseiten der Universität leitet. „Sind wir Mitarbeiter zweiter Klasse?“, ruft jemand in den Raum.
Kreßler hat zur Einsicht in den Budgetplan eingeladen. „Wir werden am 20. ein Angebot unterbreiten. Das wird vermutlich nicht nur Freude hervorrufen“, sagt Kreßler. Genauer äußern möchte er sich vor dem Termin nicht. „Dann können wir wohl gleich nach Hause gehen und uns über Streik unterhalten“, sagt Aktionsleiter Fabian Schmidt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!