Stresstest in den USA: Deutsche Bank fällt durch
Die Kontrolleure entdecken Mängel im Risikomanagement beim US-Ableger des Finanzinstituts. Das könnte einen erheblichen Imageschaden für das Geldhaus bedeuten.
HAMBURG taz/dpa | Die erste Runde des Stresstests in den Vereinigten Staaten hat die Deutsche Bank noch bestanden. In der zweiten fiel sie jetzt durch, wie die US-amerikanische Notenbank Fed am Mittwoch nach Börsenschluss mitteilte. Die Fed-Finanzkontrolleure entdeckten Mängel bei der Einschätzung von Risiken und im Computersystem.
Schon im vergangenen Sommer sollen die Fed-Gouverneure einen Brandbrief verschickt haben, in dem sie der Deutschen Bank Mängel in der Rechnungslegung und der internen Revision vorwerfen. Nun wurden sogar Schwächen in der Informationstechnik (IT) entdeckt.
Auch die US-Gesellschaft der spanischen Banco Santander bestand die zweite Runde des Stresstests nicht. Die Bank of America wurde nur unter Vorbehalt von den Kontrolleuren durchgewinkt. Alle anderen 28 geprüften Großbanken erhielten grünes Licht von der Fed.
Die Stresstests sollen sicherstellen, dass sich eine schwere Finanzkrise wie nach dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers vor mehr als sechs Jahren nicht wiederholt. Für die Institute geht es bei den Tests um Milliarden, denn vom Urteil der Aufseher hängen unter anderem Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe ab.
In der ersten Runde ging es noch gut
Der untersuchte US-Ableger Deutsche Bank Trust Corporation (DBTC) trägt nach Angaben der Deutschen Bank nur 5 Prozent zur gesamten Bilanzsumme bei. In der ersten Runde der Fed-Prüfung hatten alle Finanzinstitute die geforderte Kernkapitalquote vorweisen können – die Deutsche Bank schnitt dem Vernehmen nach dabei sogar am besten ab.
Nach dem schlechten Ergebnis des zweiten Teils gelobte der Finanzgigant in einer Stellungnahme in New York Besserung. Man habe weltweit bereits 1.300 Mitarbeiter eingestellt, die „sich dezidiert darum kümmern, dass die Systeme und Kontrollen vorbildlich werden“. 500 dieser Mitarbeiter arbeiten allein in den USA.
Jürgen Fitschen hatte außerdem kürzlich gesagt, dass 2014 „weltweit über eine halbe Million Schulungen“ stattgefunden hätten, um das Risikobewusstsein zu schärfen. Umgerechnet eine Milliarde Euro will die Bank, die im Währungsgeschäft und Investmentbanking zu den größten globalen Spielern gehört, in eine sicherere Infrastruktur stecken.
Unmittelbare Konsequenzen wird die Fed-Schelte wohl nicht haben – eine Dividende, die an die Deutsche Bank AG in Frankfurt geflossen wäre, sei ohnehin nicht geplant gewesen, heißt es. Kritiker verweisen allerdings auf einen erheblichen Imageschaden.
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