Stressfraktur bei Joe Biden: Kleine Risse

Joe Biden hat sich beim Spielen mit seinem Hund Stressfrakturen zugezogen. Eine Verletzung in guter Tradition der Leistungskultur.

Joe Biden mit Schäferhund

Joe Biden mit dem Schäferhund Major im November 2018, als er ihn gerade adoptiert hatte Foto: Stephanie Carter/ap

Am Samstag hat der US-Präsident in spe, Joe Biden, beim Spielen mit seinem Hund unter anderem kleine Stressfrakturen im Fuß erlitten. So war es in vielen Medien zu lesen. Er muss mehrere Wochen einen orthopädischen Stützschuh tragen, möglicherweise auch noch zu seiner Amtseinführung im Januar. Wer aber meint, da seien die Hunde schuld, kennt die Stressfraktur schlecht. Denn die Verletzung entsteht, wie das Wort „Stress“ schon nahelegt, über einen längeren Zeitraum.

Die Stressfraktur ist im Deutschen auch als Ermüdungsbruch bekannt und vor allem Sportfans geläufig. FußballerInnen etwa sind überdurchschnittlich häufig betroffen, die Reihe der illustren Gezeichneten reicht von Philipp Lahm bis David Alaba. Nachwuchsleistungsspieler leiden wegen der hohen Belastung jugendlicher Knochen häufig unter Stressfrakturen, aber es trifft genauso LäuferInnen, SpringerInnen und HobbysportlerInnen. Denn die Stressfraktur heißt vor allem: zu viel. Eine regelmäßige Fehlbelastung oder Überlastung, wie die Apotheken Umschau schreibt, die im Knochen kleine Risse verursacht und schleichend die Knochensubstanz schädigt.

Vielleicht also ist Joe Biden im Wahlkampf ein paarmal zu häufig dynamisch zur Bühne gesprintet. Vielleicht spielt er zu oft falsch mit dem Hund. Mit dem Alter des nächsten alten Mannes im Weißen Haus hat die Stressfraktur nicht zwingend zu tun, sie ist eher eine Kapitalismus- und Leistungskrankheit. Ursprünglich kannte man sie im 19. Jahrhundert als „Marschfraktur“ des Soldatenwesens. Junge Rekruten, die häufig gewaltsam durch Wald und Wiesen stapfen mussten, holten sich auffällig regelmäßig Ermüdungsbrüche im Fußwerk. Sich langsam an die Belastung gewöhnen durften sie eben nicht. Der Körper kommt mit Reparaturarbeit nicht mehr hinterher, er soll Maschine sein.

Nun heißt es auch für den künftigen Präsidenten nichts anderes als Entschleunigung – auch beim Spielen mit seinen beiden Hunden „Champ“ und „Major“, deren Namen die Leistungskultur doch recht eindrucksvoll spiegeln. Und die Verletzlichkeit des Körpers öffentlich hinzunehmen, auch bei einer Amtseinführung. Donald Trump wusste schon, warum er als erster Präsident seit mehr als einem Jahrhundert keinen Vierbeiner hat.

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