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Strenger Pop

■ Freundliche Botschaften aus Hamburg: „Zimbo“ und „Juno“ im Hafenklang

„The message of Zimbo is friendly“ hieß es einmal. Tatsächlich sind Zimbo so etwas wie eine „I Love You“-E-Mail im Diskurspop. Als „strenge Popularmusik“ bezeichnen sie selbst ihren eigensinnigen und genrefernen Kunstrock. „Streng“ meint dabei weniger eine erzieherische Ordnung als vielmehr jene Ernsthaftigkeit, zu der das ästhetische Material die musikalische Präzision verpflichtet.

Für Sonia Roelcke (Bass, Gesang), Harm Hinz (Schlagzeug, Gesang) und Christoph Twickel (Gitarre, Gesang) bedeutet das keine handwerkliche Manieriertheit, sondern schlichtweg Beherrschung der Produktionsmittel. Dass dies heutzutage gerade in der hiesigen Szene als musikalische Angeberei verübelt wird, entlarven Zimbo als einen Affront, der sich überhaupt gegen jede intellektuelle Anstrengung in der Reflexion auf Kunst zu richten scheint. Über die Einfalt derjenigen, deren ästhetisches Urteilsvermögen angesichts von mehr als drei Akkorden versagt, können Zimbo nur in der zur Strenge gehörenden Milde lächeln: Sie haben zwischen dem Geflecht, das die Instrumente gleichberechtigt und kollektiv bilden, noch ganz Anderes versteckt. Und wie beim Virus geht es offenbar um stukturelle Täuschungen, wenn das Schlagzeug eine Basslinie übernimmt, die sich mittlerweile in einer Vielzahl von Effekten aufgelöst hat. „Am Ende ist Zimbo dann doch versöhnlich“, verspricht die Band. Die neue Musik von Zimbo ist epischer, dadurch aber noch strenger, obwohl sich der Einfluss von Vorlieben für Latin-Soul zwischen Salsa und Boogaloo rhythmisch bemerkbar macht – was am klanglichen Horizont mögliche Tanzbarkeit aufscheinen lässt.

In jeder Hinsicht unterstützt werden Zimbo von den ebenfalls aus Hamburg kommenden Band Juno. Mit einer Mischung aus Computermusik und Analogem wird die Formation um Matthias und Andreas Reth ihre Version von Gitarrenpop darbieten. Roger Behrens

heute, 21 Uhr, Hafenklang

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