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Streithähne in Nepal

Südasiengipfel beginnt verspätet. Erstmals seit Ausbruch des neuen Kaschmirkonflikts treffen sich Regierungschefs von Pakistan und Indien

KATHMANDU/DHAKA ap/dpa ■ Der vom indisch-pakistanischen Konflikt um Kaschmir überschattete Südasiengipfel in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu beginnt mit eintägiger Verzögerung am heutigen Samstag. Grund ist die verspätete Anreise des pakistanischen Militärmachthabers Pervez Muscharraf, der gestern vier Stunden später als geplant in Kathmandu ankam, weil dichter Nebel seine Abreise aus China verzögerte. Bei der Konferenz trifft Muscharraf erstmals seit Beginn der jüngsten Kaschmirkrise mit dem indischen Ministerpräsident Atal Behari Vajpayee zusammen. Der Gipfel sollte schon vor drei Jahren stattfinden, wurde aber immer wieder verschoben, weil Indien wegen der Grenzkonflikte in Kaschmir und des Militärputsches in Pakistan nicht mit dem Nachbarland sprechen wollte.

Noch am gestrigen Abend wollten sich Muscharraf und Vajpayee bei einem Essen begegnen, das Nepals König Gyanendra für die Gipfelteilnehmer ausrichtet. Während Pakistan Dialogbereitschaft signalisierte, hatte Vajpayee es abgelehnt, mit Muscharraf am Rande des Gipfels Gespräche über den Kaschmirkonflikt zu führen.

Indien macht pakistanische Extremisten für den Anschlag auf das Parlament in Neu-Delhi vom 13. Dezember verantwortlich und hat einen Krieg gegen Pakistan nicht ausgeschlossen.

Unmittelbar vor seiner diplomatischen Mission zum Kaschmirkonflikt hat sich der britische Premierminister Tony Blair äußerst besorgt wegen der Gefahr eines Krieges zwischen Indien und Pakistan gezeigt. „Wenn der Konflikt außer Kontrolle gerät, hätte das nicht nur ernsthafte Konsequenzen für Indien und Pakistan, sondern auch für die Region“, sagte er der Zeitung Bangladesh Observer. Blair beginnt seine Mission voraussichtlich am Sonntag in Neu-Delhi.

An der pakistanisch-indischen Grenze in der Kaschmirregion blieb es gestern abgesehen von gelegentlichen Schusswechseln mit leichten Waffen ruhig. Die Zahl der Flüchtlinge auf indischer Seite stieg auf bis zu 55.000. Die Behörden gaben bislang 5.000 Zelte aus und wollen die Menschen zudem in öffentlichen Gebäuden unterbringen.

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