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Streit zu Grass wird schrillerDas Echo des Schnäuzers

Israels Regierungschef stimmt in die Kritik am Gedicht von Günter Grass ein. Unterstützung erhält der Nobelpreisträger von Schriftstellern – und von der NPD.

Licht und Schatten: Günter Grass. Bild: dpa

BERLIN taz | Von Irans Regierung stand eine offizielle Reaktion bis Donnerstag noch aus. Dafür meldete sich Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu aus Jerusalem zu Wort, um Günter Grass für seine „schändliche moralische Gleichstellung Israels mit dem Iran“ zu kritisieren.

In Fernsehinterviews bei ARD und ZDF hatte sich der Literaturnobelpreisträger am Donnerstag zu den Vorwürfen geäußert, er befeuere antisemitische Ressentiments. Zahlreiche Publizisten und Politiker hatten in diesen Tenor eingestimmt. Mathias Döpfner, der Vorstandsvorsitzende des Springer-Verlags, warf Grass in der Bild-Zeitung vor, er relativiere die Schuld der Deutschen am Holocaust, indem er die Juden zu Tätern mache.

Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) warnte an gleicher Stelle, Grass „sollte aufpassen, dass er hier nicht zündelt“. Und FDP-Generalsekretär Patrick Döring befand, aus Grass’ Gedicht sprächen „uralte Vorurteile“. Etwas verhaltener fiel die Kritik bei der SPD aus: Generalsekretärin Andrea Nahles nannte das Gedicht lediglich „irritierend und unangemessen“. Und Ralf Mützenich, der außenpolitische Sprecher der SPD, konstatierte dürr „Einseitigkeit“.

„Leider auch Verharmlosung“

Deutlicher wurden die Grünen: Kerstin Müller, die außenpolitische Sprecherin der Grünen, warf Grass „Pathos, Apokalypse“ sowie „leider auch Verharmlosung“ vor. Und ihr Parteikollege Volker Beck sagte, Grass mobilisiere antisemitische Stereotypen, wenn er sich, wie im TV-Interview geschehen, zum Opfer einer angeblich gleichgeschalteten Presse stilisiere.

Die Kandidatin der Linkspartei bei der vergangenen Bundespräsidentenwahl, Beate Klarsfeld, warf Grass am Freitag in einer Erklärung vor, er spiele „antisemitische Musik“, und verglich sein Gedicht mit einer Hitler-Rede von 1939. Der außenpolitische Sprecher der Linkspartei, Wolfgang Gehrcke, hatte sich zuvor für seine Fraktion voll hinter den Nobelpreisträger gestellt.

Am meisten Unterstützung findet Grass bei Schriftsteller- und Künstlerkollegen. Johano Strasser, der Präsident des deutschen PEN-Zentrums, warnte in einem Radiointerview wie Grass vor Waffenexporten an eine israelische Regierung, die den Anschein erwecke, ein Krieg gegen den Iran sei unausweichlich. Und der Präsident der Akademie der Künste in Berlin, Klaus Staeck, forderte: „Man muss ein klares Wort sagen dürfen, ohne als Israelfeind denunziert zu werden.“

Herta Müller fordert Zurückhaltung

Die Nobelpreisträgerin Herta Müller dagegen findet, ihr Kollege solle sich lieber zurückhalten: „Wenn man mal in der SS-Uniform gekämpft hat, ist man nicht mehr in der Lage, neutral zu urteilen“, sagte die Schriftstellerin am Rande einer Lesereise in Prag.

Der deutsche Verband Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost, dem überwiegend Exilisraelis angehören, gratulierte Grass hingegen für seine Kritik an der israelischen Politik. Applaus kommt aber auch aus einer Ecke, die Grass nicht gefallen dürfte: Der sächsische NPD-Abgeordnete Jürgen Gansel lobte einen „befreienden Tabubruch“.

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45 Kommentare

 / 
  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    .

  • KP
    Klaus P. Sattler

    von Klaus P. Sattler

     

    Empfinden wir klare Worte in unserer Demokratie, so,

    als wären Diese "das alte Eisen" - gedreht wie

    geformt ?

    Ist Dies gleichzusetzen mit Denunziation, gar

    Zündelung ?

    Wir erkennen doch vielmehr darin mehr

    als nur den Willen "zum wahren Aufbruch" !

    Den wir durchaus wünschen !

     

    Den "befreienden Tabubruch" mag recht spät ein

    sächsicher Nationaldemokrat fürwahr verkannt, eher

    demagogisch auf seine Seite ziehen.

  • L
    Liz

    Interessant welche Kreise die aufgewühlte Wasseroberfläche macht, wenn ein alter Herr einen Kieselstein in trübe Untiefen wirft.

    An der Reaktion jedes einzelnen gut zu erkennen, was sein Hirnprogramm auf dem Schirm hat: Leisetreterei, Paranoia, schlechtes Gewissen, offene Rechnungen,

    ein eigenes Süppchen oder einfach nur Hinterherreden.

    Wenige setzen sich inhaltlich auseinander, das aber ist wohltuend zu unterscheiden von bauchwehmachenden pseudokritischen Argumentationspirouetten, die nur die eigene Meinung, Weltsicht, Voreingenommenheit, Vorurteile, Schubladen und Denkschablonen zum Erhalt des eigenen Weltbildes bzw. der Interessen abbildet. Denn, ist es nur die Ausschwitzkeule, oder vielmehr "unsere" wirtschaftlichen Interessen, die hier Pate, für eine politische Überkorrektheit stehen?

    Die Presse ergießt sich in neunmalkluge sophistische Interpretationen, die heuchlerisch ihr Fähnchen nach dem gerade wehenden Winde hält, um die Auflage nicht zu gefährden, egal ob gleichgeschaltet wegen einer poltischen Macht oder aus eigener Existenzangst, was zeigt, dass eine wirklich freie Presse in einer kapitalistischen Welt nicht existiert.

    Und auch hier der Reflex einer sich anbiedernden Partei, die ihre schwarzen Schafe einfach vor die Türe setzen will, um der kindischen Umfragewerte wegen. Was für ein lächerliches Kasperlspiel diese Demokratie doch ist. Wo sind noch aufrechte Persönlichkeiten in diesem ganzen Theater?

  • J
    julius

    @Klaus

     

    jetzt darf man nicht mal mehr bei einem früheren Mitglied der SS Antisemitismus vermuten.....

  • K
    Klaus

    Das streberhafte Gerangel der Grass-Beschimpfer um den schrillsten Beweis seines Antisemitismus`ist furchteinflößend. Das nennt man doch Mobbing, ganz öffentlich ohne jede Scham. Bei der Bekämpfung des Antisemitismus gibt es kein Halten. Dabei habe ich keine Zweifel, dass Broder, Brumlik, Martenstein, Döpfner, Hochhut usw. jederzeit locker im Stande sind, sich gegenseitig als Antisemiten zu entlarven.

  • OH
    Ottmar Hofheinz

    Es ist traurig und empört mich, wie die taz die Angelegenheit Grass/Israel abhandelt. Ein Schriftsteller mit großen Verdiensten hat sich nicht optimal ausgedrückt, was er inzwischen auch zugegeben hat, wird von Kommentatoren der taz als als alter Nazi und Hassprediger diffamiert. Ein einziger ausgewogener Kommentar, der von Stefan Reinecke. Das ist nicht das, was man nach Euren eigenen Anpreisungen "kritscher Jouarnalismus" von Euch erwarten könnte. Die Süddeutsche Zeitung, gewiss kein Hort linker oder rechter Umtriebe ist mit diesem Thema besser umgegangen.

  • S
    systemix

    Es reicht so langsam, denke ich. Das Gedicht von Günter Grass finde ich nicht sehr gelungen, unter Lyrik verstehe ich etwas anderes. Aber das ist die Freiheit der Kunst. Ganz und gar nicht freiheitlich ist die Reaktion einer durchaus "gleichgeschalteten Presse". Als Kind einer antifaschistischen Familie, von denen einzelne Mitglieder ich nie kennen lernte, weil sie entweder im Exil umkamen, oder mit dem letzten Zug von Theresienstadt nach Auschwitz in die Gaskammer gelangten, kotzt mich dieses mediale Geschrei an. Das erinnert mich an die hysterischen Reaktionen 1966, als Eier und Farbbeutel an die amerikanische Botschaft geworfen wurden.

     

    Das macht nämlich einen ganz perfiden Sinn. Dieses pathologische Aufschreien berührt das große Tabu des deutschen Tätervolkes. Hinter der Israel- und Amerikafreundlichkeit verbirgt sich nur der nie gewandelte Hang zum Faschismus. Das ist gewissermaßen die hündische Dankbarkeit der urdeutschen Untertanen, dass sie nicht für ihre Verbrechen bestraft wurden, sondern glimpflich davon kamen. Darin liegt auch die Wurzel des brd'schen Antikommunismus. Das deutsche Volk hatte durchaus Anlass die rote Armee zu fürchten - von wegen "wir haben ja nichts davon gewusst" - man wusste es sehr genau, wie im Osten die deutsche Wehrmacht und die SS gewütet hatte. Daher rührt diese heute pathologische Angst vor dem "Iwan".

     

    Sobald aber jemand versucht die Kellertür einen Spalt zu öffnen, wo die guten Deutschen ihre zahllosen Leichen verborgen halten, setzt gegen denjenigen ein hemmungsloses Geschrei und Diffamieren ein. Hat eigentlich jemand dagegen protestiert, dass ein Axel "Cäsar" Springer in seiner üblen "Welt" Schreiberlinge aus der Nazizeit beschäftigte? Dass Helmut Kohl im Reisegepäck einen gewissen Kurt Ziesel, der ebenfalls persona non grata in Israel war, zu seinem Staatsbesuch in Israel mitbrachte, hat in Deutschland fast niemand interessiert, dabei ist dieser Kurt Ziesel einer der übelsten Hetzer der reaktionären "Deutschlandstiftung" gewesen. In jener ominösen Vereinigung gaben sich alte und junge Nazis die Hand. Aber da waren die Medien sich einig in der Hofberichterstattung.

     

    Statt Krokodilstränen an Holocaustgedenktagen zu vergießen, stünde es den Repräsentanen und -onkels besser an, aktiv daran zu arbeiten, dass dieser Ungeist endgültig begraben wird. Rüstungsexporte sind da kontraindiziert. Wenn es einmal wirklich soweit ist, dann kann auch Gras über ein solches Gedicht wachsen.

  • A
    Anna

    es gibt anscheinend irgendeine Macht, die verhindert, dass die einige Wahrheiten gesagt werden. Kritik an Israel und den USA werden massiv bekämpft. Dass viele Regierungen es hinnehmen, dass Millionen Menschen durch kapitalistische Ausbeutung verhungern und misshandelt werden, dass Atomsprengkörper und Streubomben auf Städte und Zivilisten geworfen werden, das Kriege für Rohstoffe und Handeslwege geführt werden. Dass die amerikanischen Einwanderer immer noch nicht ihre Geschichte des Völkermordes an den Ureinwohnern aufgearbeitet haben, .... soviele Verbrechen die von Regierungen begangen wurden und aktuell begangen werden und man darf nur Kritik über nicht kapitalischtisch orientierte Länder üben? Leben wir in einer weltweiten Diktatur der Medien? Ich habe Herrn Grass gehört, dass erst mal, dass er für alle verständlich und deutlich Kritik äußert, mutig und sehr wichtig. Er hat weder etwas falsches gesagt noch war er polemisch. Er hat ganz neutral auf eine Gefahr hingewiesen. Darf man das nicht?

  • H
    Helga

    "Der außenpolitische Sprecher der Linkspartei, Wolfgang Gehrcke, hatte sich zuvor für seine Fraktion voll hinter den Nobelpreisträger gestellt." - umso erschreckender finde ich es, dass eine angeblich linke Zeitung wie die taz eine offen rechtsextreme Partei wie "Die Linke" auch nach diesem Irrsinn weiter unterstützt. Offenbar ist die deutsche Frage noch immer ungeklärt.

  • GO
    Günter Opitz-Ohlsen

    Herr Grass und andere, weniger prominente Menschen, fragen schon seit längerer Zeit, welche atomaren Arsenale es in Israel gibt. Leider haben diese Menschen von der israelischen Regierung noch keine Antwort auf ihre Fragen bekommen. Ich will hier nicht ergründen, warum das so ist. Die Debatte um G. Grass erscheint mir allerdings in diesem Zusammenhang als reine Ablenkung, auf die richtigen Fragen auch die entsprechenden Antworten zu bekommen.

    Das was momentan in der deutschen Presse passiert, ist m.E. wenig hilfreich, die richtigen Antworten auf diese berechtigten Fragen zu bekommen. Vielleicht könnte die UN in dieser Richtung tätig werden, weil die Offenlegung der realen Bewaffnung Israels m.M. nach unerlässlich ist, um einen Friedensprozess in dieser Region einzuleiten.

  • V
    vic

    All jene, die sich derzeit pflichtgmäß echauffieren, machen mir den alten Grantler beinhahe wieder sympathisch. Beinahe

  • N
    Nachtschicht

    Liebe Genossen,

    wer im Internet nichts findet, sollte mal bei der politischen Concubine nachsehen (Neues Deutschland).

    Bevor hier links für netzinvaliden auf die SZ gelegt werden.

     

    Jan-Peter

     

    p.s.: mein großvater hat immer NPD gewählt, der ist aber glücklicherweise bei der verstorbenen generation

  • D
    Dorian

    Früher - zumindest hatte ich den Eindruck - gab es bei der taz noch selbständig denkende Köpfe, heute sehe ich hier auch nur noch den politischen Mainstream unserer PC-Einheitsblockpartei SPD/CDU/GRUENE/FDP vertreten. Schade.

  • N
    Name

    "Exilisraelis"

    Was ist denn das für ein dämlicher Schwachsinn??? Ist ein Deutscher, der zB in den USA lebt, auch gleich ein "Exildeutscher"?!?! Jeder Israeli kann selbst entscheiden, ob er in Israel oder in einem anderen Land leben will. Mit Exil hat das absolut rein gar nichts zu tun.

    Ich rate Ihnen, Herr Bax, einmal zu überprüfen, welchen Tabak Sie da rauchen...

  • DJ
    Didier JEROME

    Ob Grass ein literarisches Werk geschaffen hat, sollen Literatur-Kenner beurteilen.

    Wenn er über die politische Situation in Nahost spricht, ist die Perspektive von Grass genau so gut wie jede andere Froschperspektive.

  • P
    Pink

    Natürlich erhält Grass jetzt breite Unterstützung der Braunen. Da ändert auch die Einstellung Ulli Müllers nichts, aber auch gar nichts.

     

    Sie hängt mir jetzt zum Hals raus, die Grass'sche Prosa. Diese Anmerkungen hätte er nicht VOR dem Hasenfest machen sollen.

     

    Muss man jetzt wieder- und wiederkäuen, dass es dem israelischen Volk sehr schlecht geht, dass Mieten für viele fast unbezahlbar geworden sind, dass die Arbeitslosigkeit der Jugendlichen viel zu hoch ist, dass auch daran eine unmögliche Siedlungspolitik nichts verändern wird ?

     

    Miserabel auch die Lebensbedingungen der PalästinenserInnen. Arbeitslosigkeit, fehlende Schulen, fehlende Ausbildung, fehlende Krankenhäuser.

     

    Herrschaftszeiten wird sich der Grundgütige da oben sagen. Ändert Euch, aber fix.

  • P
    Pink

    Natürlich erhält Grass jetzt breite Unterstützung der Braunen. Da ändert auch die Einstellung Ulli Müllers nichts, aber auch gar nichts.

     

    Sie hängt mir jetzt zum Hals raus, die Grass'sche Prosa. Diese Anmerkungen hätte er nicht VOR dem Hasenfest machen sollen.

     

    Muss man jetzt wieder- und wiederkäuen, dass es dem israelischen Volk sehr schlecht geht, dass Mieten für viele fast unbezahlbar geworden sind, dass die Arbeitslosigkeit der Jugendlichen viel zu hoch ist, dass auch daran eine unmögliche Siedlungspolitik nichts verändern wird ?

     

    Miserabel auch die Lebensbedingungen der PalästinenserInnen. Arbeitslosigkeit, fehlende Schulen, fehlende Ausbildung, fehlende Krankenhäuser.

     

    Herrschaftszeiten wird sich der Grundgütige da oben sagen. Ändert Euch, aber fix.

  • JS
    Joachim Schweers

    Mir wird immer deutlicher: Weniger die Aktion ist absurd als die Reaktion!

  • S
    Staatsbürger

    Er sagt:

     

    Israel solle nicht so stark mit dem Säbel Rasseln und Deutschland solle es dabei nicht unterstützen, denn es bestehe die Gefahr eine Atomkrieges.

    Das ist eine vernünftige Meinung.

    Wahrscheinlich wird Herr Grass auch der Meinung sein, dass die iranische Führung bekloppt ist und aus Mördern besteht, und Ägypten oder die Türkei im Unterschied zum Iran kaum ernsthafte Probleme mit Israel haben. Dass auch Israel was falsch machen kann, sollte jedem denkenden Menschen klar sein und wegen des iranischen Erdgases sich mit Russen und Chinesen anzulegen lohnt schlichtweg nicht. Wahrscheinlich wird gar nichts passieren.

  • M
    Marvin

    Rolf Mützenich. Rolf.

     

    "Ich habe mit der Faust in der Tasche für Hartz IV gestimmt." Genau der.

  • K
    KlausK

    So langsam haben alle ihren Senf zum Grass gegeben.

    Westerwelle und Reich-Ranicki sind nun auch dabei.

     

    Fehlt noch jemand??

  • M
    Maria

    Ich rege mich wirklich auf über das, was gerade mit Günter Grass gemacht wird.

     

    Vielleicht hellt das seinen Beweggrund, das zu schreiben was er schreib auf:

     

    http://de.wikipedia.org/wiki/Mordechai_Vanunu

     

    Im Dezember 2010 sollte Vanunu die Carl-von-Ossietzky-Medaille von der Internationalen Liga für Menschenrechte verliehen werden. Da er aber nicht aus Israel ausreisen durfte, gab es statt des Festaktes in Berlin eine Protestveranstaltung, die gleichzeitig Auftakt der Kampagne für atomare Abrüstung (atomwaffenfreie Zonen) war.[8] Hierfür komponierte Joachim Johow in Musikstück,[9] welches am 12. Dezember 2010 Uraufführung[10] hatte. Zuvor hatten sich mehrere Nobelpreisträger (u.a. Mairead Corrigan-Maguire, Günter Grass) und Nina Hagen mit der dringenden Bitte, Vanunu ausreisen zu lassen, an die israelische Regierung gewandt.[11]

     

    Die TAZ hat damals darüber berichtet:

    http://www.taz.de/Israel-untersagt-Ausreise/!62551/

     

    Schon vergessen?

  • F
    Falmine

    Nein, es ist wirklich nicht die beste Arbeit von Günter Grass. Weder in Form, Stil, Ausdruck noch Inhalt. Ist das ein Grund, ihn deshalb in Grund und Boden zu verdammen? Nein, das ist grob, respektlos und diskreditierend.

    Wer hat den diversen Leuten, die hier zitiert werden, eigentlich die Deutungshoheit zugeschrieben? Etwa Mathias Döpfner, Generalbevollmächtigter der Springer AG. Ist er Schriftsteller, demokratisch gewählter Politiker oder nur ewiger Wichtigtuer der Berliner Schickeria? Und selbstverständlich besteht immer die Gefahr, dass man für eine öffentliche Äußerung auch Beifall von der "falschen" Seite erhält.

    Ich bin sehr dafür, das Existenzrecht Israels auch dadurch sicherzustellen, dass man den Iran nachdrücklich darauf hinweist, dass Israel im Falle eines Angriffs nicht allein wäre. Aber gleichzeitig ist es für Israel ebenso überlebensnotwendig, der Regierung Netanjahu und anderen Falken in den Arm zu fallen! Ein konstruiertes Erstschlagsrecht Israels, mühsam verbrämt als Prävention, gibt es nicht!

     

    Da hat Günter Grass sogar die Pflicht, warnend darauf hinzuweisen, damit Deutschland nie wieder zum Kriegstreiber wird!

  • M
    Maria

    Günter Grass als "Der Schnautzer" zu betiteln - na ja.

     

    Der Mann ist 84 Jahre alt, hat unzählige Aufsätze, Bücher usw. veröffentlicht, Reden gehalten, alle Preise und Ehrenwürden bekommen, die ein Schriftsteller bekommen kann. Und nur weil man ihn jetzt mißverstehen will und weil es gerade en vogue ist, hinter allem und jedem einen Rechten sehen will, weil wir jeden jeden jeden geschlagenen Tag uns mit dem 3. Reich beschäftigen sollen oder müssen, findet man bei Grass auch etwas. 84 Jahre fand man in all seinen Schriften nichts. Jeder kann sich ein Bild über seine Haltung machen.

     

    Aber das hat es noch nie gegeben: Der Vorstandsvorsitzende des Springer-Verlages meldet zu einem Gedicht zu Wort:

     

    >>>>> Mathias Döpfner, der Vorstandsvorsitzende des Springer-Verlags, warf Grass in der Bild-Zeitung vor, er relativiere die Schuld der Deutschen am Holocaust, indem er die Juden zu Tätern mache.

  • RW
    Reinhard Wartenhorst

    Als Grüner wundere ich mich über die Stellungnahmen von Frau Sager und Herrn Beck:

    Wenn Grass kritisiert, dass die israelische Regierung eine aggressive Rüstungspolitik betreibt, sollten Grüne in diese Kritik einstimmen.

    Wenn Grass kritisiert, dass die israelische Regierung es ablehnt, dem Atomwaffensperrvertrag beizutreten - wie Nordkorea - und seine Anlagen internationalen Kontrollen verschließt, dann sollten Grüne dem zustimmen.

    Wenn Grass kritisiert, dass deutsche Waffen unter Beugung geltenden Rechts in eine Krisenregion geliefert werden, täten grüne Abgeordnete gut daran, sich der Grundsätze ihrer Partei zu erinnern.

    Und wenn aus Grass Gedicht die Kritik an der Praxis des israelischen Staats zu interpretieren wäre, dass Geheimdienstleute für alle Welt sichtbar iranische Zivilisten ermorden und Kriegsdienstverweigerer in dem militaristischen Staat Israel verhaftet und eingesperrt werden, sollte ein Volker Beck als erster mit Grass diese Kritik aufnehmen - oder er macht sich unglaubwürdig.

     

    Es ist mir vollkommen egal, was der braune Mob zum Gedicht von Grass absondert. Wichtiger ist mir, dass ofenbar viele gerade junge Menschen hier in Deutschland tatsächlich aus dem Unrecht und dem Morden der Faschisten etwas gelernt zu haben scheinen und die Kritik an Grass entsprechend kommentieren:

     

    Weder Staatsangehörigkeit, Rasse oder Religion darf in die Beurteilung dessen einfließen lassen darf, was ein Staat und seine Bürger mit anderen Staaten und deren Bürgern tut. Der israelische Staat ist nicht deshalb bereits im Recht, weil er jüdisch ist und Israelis können auch nicht deshalb keine Täter sein, weil sie Juden sind.

     

    Wer darüber anders denkt und argumentiert ist letztlich ein Rassist, weil er nicht das tatsächliche Handeln sondern die Person in Anschauung der Herkunft, Religion und Rasse zum Maßstab macht.

     

    Davon sollten wir uns gerade als Enkeln der Täter lösen!

  • MB
    Michael Berg

    Meine Hochachtung für die Courage von Günter Grass, der unterwürfigen und kranken Anpassung der Medien entgegenzutreten.Chapeau,chapeau Günter Grass

  • RB
    Ronald Biermann

    Reich Ranicki und andere hacken jetzt auf GG herum

    das euch das anficht ,wundert mich nicht

    wenn einer die Wahrheit sagt, war Euch das immer schon zuwider.

    Schoenredner und Sonnenanbeter, ham wir hier genug zur

    Zeit,sucht euch eine andere Ablenkung!

    Guenther Grass macht nur auf die augenblicklichen Gefahren aufmerksam.

    und die sind nicht von der Hand zu weisen

  • RB
    Ronald Biermann

    In Deutschland haben wir die Meinungsfreiheit im Grundgesetz festgeschrieben.

    ...und das ist Gut so!

  • LK
    Lokalfilmer Kassel

    Den Text von Grass - was man/frau nicht gelesen, kann man/frau auch nicht kritisieren - findet sich incl. eines Friedenshetzenden Kommentares u.a. hier:

    http://www.lokalfilmer.de/wp/?p=5664

    aber auch in unserem Blog bei Bewegung.taz.de:

    http://bewegung.taz.de/organisationen/hotspot/blogeintrag/das-%E2%80%9Cskandal-gedicht%E2%80%9D-inclusive-%E2%80%9Cpolitisch-korrektem-antisemitismus-bild-%E2%80%9D-g-grass-bei-uns-im-original.

    Dort findet sich auch ein erhellender Kommentar eines Users:

    "Es ist Antisemitismus und der deutsche Pazifismus meinte immer "Nie wieder Krieg" und damit "Nie wieder Krieg gegen Nazis". Ihre Diagnose ist richtig."

    Für die Kriegstreiber aller Zeiten und Orte waren Pazifisten schon immer schlimmer, als ihre jeweiligen Feinde - hier heisst es jetzt: Alle Pazifisten sind Antisemiten!

    Für wie verbrodert haltet ihr uns eigentlich?

    Grass ein Antisemit? Habt ihr Antideutschen Säuglinge eigentlich jemals die Blechtromel gelesen? Und verstanden, wieviel Mut ein solches Werk zu seiner Zeit erforderte? Schande, das so mit einem Nobelpreisträger umgegangen wird, weil er einen Staat in Waffen kritisiert....

  • TH
    Thomas Hemberger

    Die tatsächliche nahöstliche Bedrohung für den Weltfrieden ist der immer rascher zum kriegerischen Regionalkonflikt eskallierende innersyrische Bürgerkrieg, in dem das Assad-Minderheitsregime derzeit einen ausgewachsenen Genozid am eigenen Volk begeht, was zur Desertion ganzer Einheiten der syrischen Armee führt, die nun als bewaffnete Widerstandsbewegung versuchen, diesen Genozid des Assad-Regimes am eigenen Volk zu verhindern (oder wenigstens zu behindern).

     

    Wenn der Westen und die UNO sich weiterhin so ängstlich wie bisher wegducken und sie Al Assads Schergen in Syrien weiter ungehindern massenmorden und massenvertreiben lassen, dann wird sich dieser Konflikt unweigerlich zum weltfriedensgefährdenden großen Regionalkrieg auswachsen, der dann in seiner Eigendynamik über viele Jahre kaum noch zu stoppen sein würde, und der in wechselnden Bündniskonstellationen die Türkei, Iran, Jordanien, Irak, Saudi-Arabien, die übrigen arabischen Golfstaaten und möglicherweise auch Israel erfassen/involvieren würde!

     

    Der größte Sprengstoff im Nahen und Mittleren Osten ist eben nicht die Existenz des klitzekleinen Israel, sondern es sind die unzähligen anderen dortigen Konflikte, die zumeist gar nichts mit der Existenz Israels zu tun haben, und die ihrem Ursprung nach meist sehr viel älter als der israelisch-arabische Konflikt sind.

     

    Diese regionalen Dauerkonflikte gehen zumeist direkt oder indirekt auf die Spaltung des Islam in Sunna, Schia und andere Glaubensgemeinschaften zurück, sowie auf die alte innerislamische Machtkonkurrenz vor allem zwischen Arabern, Türken und Persern.

     

    Diese nah- und mittelöstlichen Konflikte enthalten ein weitaus größeres Hass- und Gewaltpotenzial, als der junge israelisch-arabisch/palästinensische Kleinkonflikt niederer Intensität.

    99 Prozent der Opfer von bewaffneten Konflikten in Nahost waren und sind Opfer solcher inneren Konflikte ohne Bezug zum israelisch-arabischen Konflikt!

     

    In der hiesigen Wahrnehmung kommen all diese nahöstlichen Konflikte und deren Gewaltopfer nicht vor, weil man hier ausschließlich manisch und obsessiv allein auf Israel fixiert ist, und man all die anderen schwerwiegenden Konflikte daher nicht wahrzunehmen bereit ist (es sei denn, man versucht sie mittels kruden Verschwörungstheorien den Israelis/Juden anzulasten).

  • GL
    Götz Loepelmann

    Ihren Kommentar hier eingeben -

    Da liegen die Totschlagkeulen: "Nazi"-"Antisemit". - "Kommunist" ist inzwischen out. Im Fall Günter Grass bietet sich noch "SS-Schlächter" an. Am besten alles zusammen. Also immer druff! Dann kommen noch die Gedicht-Spezialisten dazu, die auch ihre Meinung verbreiten, wie ein Gedicht zu sein hat. Die deutschen Oberlehrer wissen, was gut und richtig ist. Man könnte ihm auch noch das ewige Pfeiferauchen vorwerfen oder seine Kleinplastiken, die nicht dem Zeitgeschmack entsprechen, oder dass er einen Schnurrbart trägt. Wie Stalin. Ausserdem ist er auch noch alt. Ich habe wenig SACHLICHES zu seinen Argumenten erfahren, noch finde ich in den offiziellen Kommentaren eine erwachsene Auseinandersetzung mit seinen Argumenten. Müssen wir nach Israel noch mehr U-Boote exportieren, die Atomraketen abschiessen können? Wenn ich Hern Bush einen Kriegsverbrecher nenne, bin ich dann ein antiamerikanischer Faschist? So blöde ist das alles!

  • C
    Celsus

    Was ist geschehen? Grass hat sich zur Politik eines Staates geäußert. Das ist eine politische Äußerung und keine religiöse. Meinungsfreiheit bedeutet in dem Fall nicht nur hinter den Kulissen sondern auch vor den Kulissen gegen diesen Krieg sein zu dürfen.

     

    Die Befürchtung von einigen Menschen ist doch, dass sich der Nahe Osten mit einem Angriff Israels auf den Iran als Pulerfass erweisen könnte. Eine Befürchtung, über die mensch reden darf - und das ganz und gar jenseits von einer Partei wie der NPD, die ich eher als gewalttätig, kriegslüstern und populistisch einschätzen würde.

     

    Ich kann diese Gefahren bei einem Krieg gegen den Iran nicht einschätzen. Aber als kontraproduktiv für den Frieden sehe ich an, wenn sich Israel wiederholt nicht an selbst abgeschlossene Verträge hält und orthodoxe Juden in Gebieten siedeln lässt, wo das unzulässig ist.

  • D
    Daniel

    Soll dieser Artikeln ein Witz sein? "Der deutsche Verband Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost, dem überwiegend Exilisraelis angehören, gratulierte Grass hingegen für seine Kritik an der israelischen Politik." Mehr nicht über diesen positiven und zumindest referenzwürdigen Verein, selbst weniger, als über die Unterstützung der NPD - die selbstverständlich erwähnt gehört, aber so völlig aussagelos ist(@Cem: Den Vergleich mti dem sozialen Engagement fand ich gelungen, weil er einer ist, der ausnahmsweise tatsächlich nciht hinkt)? Lächerlich tendenziös, so wie fast alle medialen Darstellungen im Augenblick. Das große Problem ist tatsächlich das logische Unvermögen fast aller "Journalisten", zumal die Vermischung von Gesagtem mit dem Verfasser unverbürchlich voranschreitet, die bei wahrheitsfähigen Aussagen erstmal absolut aussagelos ist. Und selbst WENN ein Nazi sagt, Wasser ist blau, dann ist es gottverdammt nochmal blau, auch wenn ich ihn in dem Moment am liebsten in selbigem davon schwimmen sehen würde...

    Somit kommen wir zum Inhalt, der mich viel mehr interessiert, als Günter Grass. Das Gedicht ist kein gutes, dem Inhalt wäre ein Essay außerdem angemessener. Aber was gerade über den Verfasser ausgegossen wird, ist furchtbar. Ich bin froh, solange sich ein Künstler überhaupt noch positioniert, in der "Postdemokratie" hat ja scheinbar niemand mehr eine Meinung und Konsum-"Intellektuelle" nobilieren sich mit der Meinungslosigkeit auch noch. Ich kann den Inhalt unterschrieben, wohl gemerkt, den Inhalt, nich tdne Pathos, damit habe ich es sowieso nicht sonderlich, aber so what? Mich interessiert dieses gedicht nicht so besonders, aber die einhellige Meinung der Medien wundert mich sehr und ich verstehe sie nicht. Ich habe übrigens kein problem damit, wnen jemand sagt, dass er die politische Lage anders einschätzt. Doch, und das ist der Clou an der ganzen Sache, darum geht es im Moment niemanden. Es gilt, einen ausgemachten und dämonischen Anti-Semiten zu lynchen: Günter Grass, der ist auch wirklich unheimlich...

  • S
    Synoptiker

    Die Berichterstattung der TAZ in der Causa Grass finde ich korrekt und der Situation angemessen. Die Reaktionen unserer Politiker, Publizisten und Journalisten haben weitgehend aus unserer Vergangenheit gelernt. Auch wenn ich einige Blätter wegen ihrer neoliberalen Ausrichtung sonst nicht schätze, finde ich die Kritik an G.Grass und seinen Umgang mit dem Staate Israel in Ordnung. Ja, ich gehe soweit, dass ich sage, wir Deutschen können stolz sein, dass wir diese Presse haben. Antisemitismus von Rechts und Links darf nie mehr eine Chance in Deutschland haben. Enttäuscht werden nicht wenige Menschen von der Linksfraktion sein, wenn es stimmt, dass sie sich, siehe Wolfgang Gehrcke, hinter G. Grass gestellt hat. Klarer formuliert da Beate Klarsfeld, danke dafür. Auch die SPD könnte sich schärfer von Grass abgrenzen, sie wird dafür bei den Wahlen bezahlen müssen, davon kann sie ausgehen.

  • S
    sukowsky

    Mir wird schon Angst und Bange wie der Günter Grass

    in den meisten deutschen Medien abgewatscht wird, obwohl er sich für den Frieden einsetzt. Ist die israelische Lobby so stark und steuert die Kommentare gegen G. Grass?

    Darf man als Israelfreund keine Mahnungen in Gedichtform schreiben?

  • CA
    Captain Ahab

    Hat hier einer Jehova gesagt?

  • G
    geschichtswerkstatt

    Nun haben alle literarisch oder intellektuell Berufenen ihre Meinung gesagt, es scheint irgendwie schmerzlich zu sein, so ein schlicht verhunztes Gedicht schweigend zu übergehen. Obgleich ich auch kritisiert habe, scheint mir doch, als würde Grass um so gründlicher mißverstanden, je verbundener man sich bislang mit ihm gefühlt hat. Er ist ja nun zufällig im selben Alter wie Margot Honecker, die wir einige Tage vorher am Wickel hatten. Warum also nicht etwas Nachsicht aufbringen? Es ist doch bestimmt allen klar: Wenn sich aus dem "Militärschlag" gegen was auch immer ein größeres historisches Kriegsgeschehen entwickelt, und man hinterher feststellt, wir Deutschen haben das uns mögliche dazu beigetragen, wird man uns wieder als unbelehrbare Buhmänner an den Pranger der Weltgeschichte stellen. Vor nichts anderem hat Grass versucht zu warnen. Ich meine, er hätte das Gedicht lieber als privaten Brief verschicken sollen. An wen auch immer.

  • CO
    Cem Oghuz

    Liebe taz, auch von mir vielen Dank für den denunziatorischen Hinweis auf die "Unterstützung" durch eine Nazi-Knalltüte.

     

    In Ostdeutschland verfolgen die Nazis die Taktik, auf Kinderplätzen Schaukeln zu bauen und für (volksdeutsche) alte Leute einzukaufen. Nach Eurer Logik diskreditiert das natürlich jeden, der sich ebenfalls für das Soziale engagiert, und beweist, dass die Caritas und ostdeutsche Stadtverwaltungen sämtlich auch nur aus Nazis und Antisemiten bestehen.

     

    Aber seit wann räumen wir den Nazis in Deutschland soviel Meinungsmacht ein...? Vermutlich immer dann, wenn es einem propagandistisch in den Kram passt.

  • P
    poply

    @Jens Schlegel

     

    http://images.derstandard.at/2012/04/04/1333531607057.jpg

     

    von Jens Schlegel:

     

    Geht es nur mir so ... oder hat ausser mir noch jemand das Gedicht noch nie gelesen... Online finde ich nur Reaktionen und Artikel über das Gedicht, Meinungen und bla bla bla.

     

    Also, gibte es einen Link zum Text?

  • HS
    Hannes Schinder

    Ich stimme hier mit dem jüdisch-israelischen Philosophen

    Yeschayahu Leibowitz überein, der sagte, man muss das Judentum und Israel getrennt sehen

  • PP
    Paul Panter
  • JS
    Jens Schlegel

    Geht es nur mir so ... oder hat ausser mir noch jemand das Gedicht noch nie gelesen... Online finde ich nur Reaktionen und Artikel über das Gedicht, Meinungen und bla bla bla.

     

    Also, gibte es einen Link zum Text?

  • BF
    Bert Forster

    Es gab die Tradition des politischen Gedichtes. Es war in den sechziger Jahren in.

    So ein kleiner Text ist immer verkürzt. Das Gedicht landet nun in der Dechiffrier Maschine, wird zerhackt, zerstückelt, relativiert, bis am Ende nichts übrig bleibt, bis es auf den Mainstream Ton zurecht gestutzt ist. Die Kritiker von Grass spielen sich zum Psychoanalytiker auf. Analysieren Grass wegen seiner SS-Vergangenheit. Und er wäre ein Antisemit. Und es wäre eine späte Rache dieser Generation, die die Last der Judenmorde loswerden will.

    Grass hat sich um die deutsche Literatur verdient gemacht. Man findet in den Buchhandlungen in den USA nicht viel deutsche Literatur, sie finden Grass Die Blechtrommel und wenig andere Titel. Er verdient etwas Respekt. So geht man mit einem Nobelpreisträger nicht um, auch dann, wenn man seine Meinung nicht teilt.

    Auf die eigentlichen Fragen gehen die Kritiker nicht ein. Zu diesem Thema sollten sich auch andere Künstler und Intellektuelle zu Wort melden. Warum ist als Meinung nur erlaubt, was in den allgemeinen Konsensbetrieb passt? Und warum das Schweigen in der Kunstszene? Warum fürchtet man eine Debatte?

    Jeder sollte gegen Waffenlieferungen in den Nahen Osten sein. Jeder sollte sich gegen die Aufrüstung mir Atomwaffen stellen. Israel sollte aus den besetzten Gebiete der Palästinenser abziehen. Und ein Zeichen setzen, um eine Versöhnung voranzutreiben, was viele Juden auch wollen. Im Nahen Osten werden mit Waffenlieferungen mit dem Feuer gespielt. Auch in Syrien. Vielleicht wird dem Publikum was verkauft, was gar nicht stimmt. Wer liefert die Waffen nach Syrien? An beide Seiten dieses Bürgerkrieges?

    Wer weiß, was für eine Taktik hinter dem Umgang mit dem Iran steht. Vielleicht ist es dann so wie bei Saddam Hussein im Irak und es werden gar keine chemische Waffen oder Atomsprengköpfe gefunden. Fest steht, hier wird mit dem Feuer gespielt. Davor warnt Grass. Und nun ihm jeden Satz um den Kopf zu hauen, ist am Ende reine Semantik. Er ist ein alter Mann. Er ist 84ig. Er ist noch nicht blind. Er ist kein Ahnungsloser. Er sieht noch. Er versucht, am Geschehen teilzunehmen. Und nun schlägt ihm blinder Hass entgegen.

  • C
    Cicero
  • UM
    Ulli Müller

    Danke liebe TAZ für den Hinweis, dass Grass Unterstützung von der NPD erhält.

    Wie wäre es Mal mit richtig journalistischer Arbeit? Hat der Syrienaufstand schon was mit den israelischen Kriegsvorbereitungen zu tun? Der Hinweis Israels, dass man bei einem Kriegsfall mit 300 Toten zu rechnen hätte etc, dass ist viel kritischer einzuschätzen, als das Drohgebaren aus Persien.

    Man sollte Mal von eurer Seite das Schweigen der deutschen Kriegsparteien CDU/CSU/FDP/GRÜNE/SPD hinterfragen