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Streit um geistlichen Holocaust-LeugnerBischof bricht Stab über Merkel

Der Ton zwischen katholischen Würdenträgern und Politikern wird immer schärfer. Der Eichstätter Bischof Hanke ist empört über Merkels Kritik an Benedikt XVI. SPD-Chef Müntefering: Papst ist nicht unfehlbar.

Die Figur des heiligen Willibald steht vor den Türmen des Doms in Eichstätt. Hier wirkt Bischof Gregor Maria Hanke, der Merkels Papstkritik quasi in Richtung Blasphemie rückt. Bild: dpa

EICHSTÄTT/MÜNCHEN/BERLIN dpa/ap In der Auseinandersetzung um Holocaust- Leugnung eines Katholiken hat der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) scharf angegriffen. Es sei "unbegreiflich und empörend, wenn selbst die deutsche Bundeskanzlerin vom Papst klare Worte fordert in einem Zusammenhang, in dem gerade Papst Benedikt es nie an Eindeutigkeit hat fehlen lassen", erklärte Hanke am Mittwoch in Eichstätt.

Der Münchner CSU-Europaabgeordnete Bernd Posselt warnte Merkel davor, "sich weiterhin als Lehrmeisterin des Papstes zu gerieren". Zwar müssten tatsächlich manche Probleme in der Kurie in Rom gelöst werden. "Doch die Bundeskanzlerin sollte sich lieber darum kümmern, in der Berliner Koalition verstärkt christliche Grundsätze durchzusetzen, was etwa in der Sozial- und Familienpolitik, beim Lebensschutz und in der Bioethik mehr als notwendig ist", schrieb der Münchner CSU-Politiker in einer Mitteilung.

In den Streit um die päpstliche Rehabilitierung des britischen Bischofs und Holocaust-Leugners Richard Willamson hat sich unterdessen auch SPD-Parteichef Franz Müntefering eingeschaltet. Müntefering forderte in der Berliner Zeitung, die Rehabilitierung des britischen Bischofs Richard Williamson rückgängig zu machen. "Ich halte die Rehabilitierung eines Bischofs, der den Holocaust leugnet, für inakzeptabel. Das ist ein schwerer, historischer Fehler, den die Kirche so schnell wie möglich korrigieren muss", sagte er.

Da helfe es auch nicht, die Dinge klarzustellen, zu erklären oder zu relativieren, betonte der SPD-Chef und fügte an: "Das muss man korrigieren. Es muss weiter eine Selbstverständlichkeit sein, dass das Verbrechen des Holocaust in der Kirche und außerhalb nicht verharmlost wird."

Der SPD-Chef, selbst Mitglied der katholischen Kirche, bezog seine Kritik ausdrücklich auf die Entscheidung des Papstes zu Williamson: "Was die Rehabilitierung der anderen drei konservativen Pius-Brüder durch den Vatikan betrifft: Das ist eine innerkirchliche Angelegenheit, in die ich mich nicht einmischen möchte", sagte Müntefering.

Müntefering kritisierte den Papst auch persönlich. Auf die Frage, ob Benedikt dabei sei, seine Rolle als moralische Instanz zu verlieren, sagte der SPD-Chef: "Er hat gerade deutlich demonstriert, dass auch ein Papst hier nicht unfehlbar ist. Ich kann der katholischen Kirche hierzulande nur empfehlen, hier keinen falschen Gehorsam zu zeigen."

Die Kirche seine eine Organisation mit viel gesellschaftlichem Einfluss rund um den Globus. Da sei es schon schwerwiegend, wenn der Vatikan einen so umstrittenen Mann rehabilitiere und sich damit dem Verdacht aussetze, Antisemitismus nicht zu bekämpfen. Einen Austritt aus der Kirche zieht Müntefering nicht in Erwägung. "Ich gehe nicht", sagte er. "Religion, auch die katholische, dauert länger als der Papst und dieser unselige ehemalige Bischof".

Der Vatikan hatte bereits am Dienstagabend Merkels Forderung nach einer eindeutigen Klarstellung des Papstes nach dessen Rücknahme der Exkommunikation des britischen Bischofs und Holocaust-Leugners Richard Williamson zurückgewiesen.

Nach Vorschlag des Tübinger Theologieprofessors Michael Theobald sollte die Leugnung des Holocausts als Tatbestand ins Kirchliche Gesetzbuch aufgenommen werden. "Ein Bischof, der den Holocaust leugnet, hat sich aus der Communio der Kirche selbst verabschiedet; seine Exkommunikation ist zwangläufig", sagte Theobald der Passauer Neuen Presse. Es sei deshalb die dringliche Aufgabe der Juristen, eine entsprechende Erweiterung des Kirchengesetzbuches vorzubereiten.

Der Bruder von Benedikt XVI., Georg Ratziger, hat den Papst gegen die anhaltend scharfe Kritik in Schutz genommen. "Er braucht keine Verteidigung von mir. Aber es ärgert mich, wie unvernünftig und schlecht informiert viele Leute sind, die ihn jetzt angreifen", sagte der Regensburger Alt-Domkapellmeister der Leipziger Volkszeitung. Die pauschale Kritik am Papst zeige, wie ungerecht die Gesellschaft sein könne: "Wir sprechen immer von einer informativen Gesellschaft, in Wahrheit ist sie desinformiert."

Die öffentliche Kritik von Kanzlerin Angela Merkel am Papst habe ihn persönlich enttäuscht. "Ich habe sie immer als vernünftige Frau gesehen. Aber vielleicht steht sie momentan auch unter Druck, dass sie sich jetzt so äußert, wie sie es vernünftigerweise nicht machen würde."

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60 Kommentare

 / 
  • IV
    IWolfgang Vogler

    Der Papst gilt als hochintelligenter- und qualifizierter Theologe und moralisch - auch in der Frage Holcaustleugnung- jeder Kritk enthoben. Wie konnte es da zu diesem Fehler mit massiven Auswirkungen auf das Ansehen meiner Kirche kommen? Zu Äußerungen von Befreiungstheologisch orientierten Brüder u. Schwestern in aller Welt ist man im Vatikan doch auch sehr gut informiert.

    Also : Wie sehen die Kommunikationsstrukturen im Vatikan aus? Wie die Entscheidungsabläufe ? Wer sind die handelnden Personen und Gruppierungen und welche Interessen vertreten Sie? Wie sieht die formale und informelle Machtverteilung aus und sie sich - und wie -nach der Amtsübernahme von Papst Benedikt verändert ? Wo besteht Bedarf zu "Umorganisation" ?

    Wer hat dazu einen Einblick und wo kann man das nachlesen ?

  • HE
    Häberle, Eugen

    Lieber Damascenus,

    vielen Dank für Ihren Beitrag, in dem Sie auf das Wesen der Exkommunikation hinweisen, ein Wissen das leider nicht sehr weit verbreitet zu sein scheint. Wie es ausschaut sind die allermeisten der hyperventilierenden Kommentatoren in Politik und Presse bedauerlicherweise nicht an einer sachlichen Debatte interessiert sondern delektieren sich vielmehr an einem pauschalem Papstbashing und aufgewärmten antikatholischen Phrasen.

  • S
    shasta-cor

    @Damascenus: danke für diese Klarstellung - der Vergleich mit dem Entzug der deutschen Staatsbürgerschaft kommt gut.

  • HM
    Hans Martin

    Komischer Verein, bei dem Holocausleugnung akzeptiert ist, die Leugnung der Existenz von Phantasiegestalten aber eine Häresie erster Güte darstellt...

  • B
    Bert

    Damascenus schrieb:

    "da die Herren der Piusbruderschaft noch immer nicht den vollen Gehorsam mit dem Heiligen Vater und dem Lehramt der Kirche wiederhergestellt haben".

     

    Damit haben Sie offenbart, dass nicht nur die Frömmelbrüder aus Zaitzkofen, sondern dass der ganze Vatikanismus eine faschistische Organisation mit Befehlsstruktur von oben nach unten ist.

     

    Also ist der Vatikanismus verfassungsfeindlich. Denn im Grundgesetz steht, dass die Macht vom Volke ausgeht. Für die Demokratie braucht es viele intelligente, selbstverantwortliche Menschen.

     

    Solche fehlen, wo ein paar Hirten eine große Masse bildungsferner Schafe hüten, die ihre eigenen Babies mit Taufritualen vergewohltätigen lassen.

  • T
    TomW

    Die Protestantin Merkel tritt in die Fußstapfen von Bismarck. Eine Neuauflage des Kulturkampfes wird ihr aber selber nicht gut tun. Ich habe bisher immer CDU gewählt, das ist jetzt aber vorbei. Die nächste Bundestagswahl wird wohl ohne mich standfinden müssen. Merkel ist für aufrechte Katholiken unwählbar geworden.

  • G
    g.emiks

    das bringt der papst schon wieder in ordnung.

    rom plant gründung einer ersten bad church!

  • J
    Justus-Johannis

    @Damascenus

    Warum wurde dann Williamson überhaupt exkommuniziert?

  • AT
    Andreas Thomsen

    Dem "Damscenus" kann man nur zustimmen. Erstaunlich, wie mit wachsender Ignoranz die Bereitschaft zur Empörung zunimmt. Es ist wie damals zur Zeit McCarthy's: es herrscht das Prinzip "Guilt by association". Was der Papst tatsächlich gesagt oder getan hat, interessiert überhaupt nicht mehr: Hauptsache die "progressiven" Pharisäer können immer feste draufhauen, und sich dann selbst um so besser und zeitgeistiger fühlen.

     

    Der Papst kann begnadigen, wen er will, wenn er es nach reiflicher Erwägung für richtig hält. Die Entscheidung, wer zur katholischen Kirche gehört, ist immer noch allein die Angelegenheit dieser Kirche, die Teilnahme am Abendmahl (wissen die wutentbrannten Kritiker überhaupt was das ist?) unterliegt glücklicherweise noch nicht der Zensur durch die Presse, und der Papst hat keineswegs den Holokaust geleugnet. Deutschland z.B. liefert auch keine Nazimörder ans Ausland aus, wenn sie deutsche Staatsbürger sind - und trotzdem bricht niemand die Beziehungen zu uns deswegen ab, oder macht Frau Merkel, Frau Zypries oder dem Bundesgerichtshof irgendwelche Vorwürfe.

     

    Was dann noch "ich auch, ich auch!" Münte und Merkel verkünden, ist absolut irrelevant.

     

    Übrigens halte ich persönlich nichts von der Pius- Bruderschaft, und finde solche Holokaust-Leugner eklig, aber das ist für die Beurteilung der Exkommunikation und ihrer Rücknahme ganz unwesentlich.

  • S
    snabul

    Politiker haben es da einfacher:

    Sie berufen sich auf Black-Outs oder

    sorgen für rückhaltlose Aufklärung,

    bis endlich Gras über die Sache gewachsen ist, unter anderem mit Hilfe der populären Medien.

     

    Guter Journalismus deckt übrigens solche Zusammenhänge auf.

     

    Der Papst hat diese Typen nicht wieder in ihre Ämter geholt, und schon gar nicht weil er deren Haltungen toleriert.

     

    Die meisten Kommentare zu dem Thema sind oberflächlich, diskriminierend und einfach falsch.

    Genau wie die Hass Tiraden der BILD und anderer Stimmungsmacher. BILD Leser wissen eben alles besser...

  • S
    Stephan

    @ Damascenus:

     

    Die Exkommunikation kommt nicht dem Entzug der Staatsbürgerlichkeit gleich. Als Katholik hat man keine vatikanische oder wie auch immer geartete katholische Staatsbürgerschaft - nichtmal wenn der Vatikan ein staatsgleiches Völkerrechtssubjekt, was er nur unter Einschränkungen ist bzw. ihm historisch bedingt zugesprochen wird. (Stichwort 3-Elemente-Lehre von Jellinek - allerdings auch nur ein (weit verbreiteter) Ansatz, Staatlichkeit und damit Völkerrechtssubjektivität festzustellen)

     

    Wir sind darüber auch alle sehr froh, denn sonst hätten fromme Katholiken aus Ländern, in denen die doppelte Staatsbürgerschaft verboten ist, das Problem, dass sie sich entscheiden müssten, welche Staatsbürgerschaft sie gern behalten würden.

  • JP
    Joachim Petrick

    An Damascenus

    Es ist gut, dass Franz Müntefering von Rehabilitation des britischen Bischofs und Holocaust-Leugners Richard Willamson durch Papst Benedikt XVI spricht, die uns der Vatikanstaat medial robust aufgestellt als päpstlich hochherzigen Gnadenakt verkaufen will. Gibt es im Kirchenrecht des Vatikans überhaupt das Instrument der Gnade?

    Inzwischen wird offenbar, dass Papst Benedikt XVI kirchenrechtlich eher unüblich die Aufhebung der Suspension Richard Willamsons als Bischof nur noch an dessen Widerruf seiner Holocaust Verleugnung knüpft, ohne dass dessen voller Gehorsam mit dem Heiligen Vater und dem Lehramt der Kirche in Anerkennung des II. Vatikanischen Konzils von 1962- 65 wiederhergestellt ist.

    Geht es vom Grunde her gar nicht um einen Gnadenakt, eine Rehabilitation des britischen Bischofs und Holocaust-Leugners Richard Willamson, sondern um die Heimholung entlaufener Schäflein, zurück in das Reich des Vatikans als Staat, als Arche Noah in Zeiten der sichtbaren Auflösung säkularer Staatlichkeit im Erden Rund?

    Will Papst Benedikt XVI der Wiederherstellung der Grundlagen eines globalen Kirchenstaates katholischer Prägung wie im vormerkantilen, vorindustriellen Mittelalter, urbi et orbi, nachdrücklich „Fakten schaffend“ seinen Segen erteilen?

    Bundeskanzlerin Angela Merkel macht es sich allerdings, trotz aller zu begrüßenden Gradlinigkeit in der Sache, bisher zu einfach, wenn sie bei Papst Benedikt XVI eine Klarstellung anmahnt, es aber unterläßt, Premierminister Gordon Brown, Queen Elizabeth II in Großbritannien ebenfalls eine Anmahnung mit der Aufforderung um Klarstellug und Distanzierung gegenüber dem britischen Bischofs und Holocaust-Leugners Richard Willamson öffentlich zuzusenden und eine Gestzgebung in England auf den Weg zu schicken, die die Verleugnung des Holocaust, der Völker- und Geschichtsverhetzung grundsätzlich unter Strafe stellt wie in Deutschland.

    Gleichzeitig sollte ein Auslieferungsersuchen des Bundesinnenminsters Dr. Wolfgang Schäuble an England mit der Aufforderung ergehen, den britischen Bischofs und Holocaust-Leugners Richard Willamson wg. seines Regensburger Interviews mit einem schwedischen TV- Sender zwecks Auslieferung an die deutsche Justiz festzunehmen.

    tschüss

    JP

  • JK
    Juergen Kluth

    Gerade ist zu hören, der Pabst habe von allem nichts gewusst.

     

    Genauso wie Steinbrück von der DEPFA nichts gewusst habe, und Merkel nicht von Stromrechnungen.

     

    Ein bisschen viel NICHTS WISSEN, zur Zeit in deutschen Köpfen.

     

    Auf dem freien Markt reicht das nicht einmal um Brötchen zu verkaufen.

  • N
    Nanu

    Bin gespannt wie es weitergeht. Ich könnte mir gut vorstellen, das der Papst schon deutlich erzürnt darüber ist, dass ausgerechnet eine Frau (Merkel) ihm zu sagen versucht, was er zu tun hat. Im Vatikan zählen Frauen nicht besonders viel, malt man ihnen doch bis heute noch eine Sünderrolle zu.

    Erst vor kurzem hat ein Bishoph in Deutschland sich geweigert von einer Frau, einer Bürgermeisterin in einem symbolischen Akt einen Schlüssel anzunehmen. Sie sei eine Frau und damit unrein. Der Kerl ist bis heute im Amt und genießt einen guten Ruf.

  • D
    Damascenus

    Es wäre wünschenswert, zunächst einmal den Sachverhalt ohne ideologische Untertöne klarzustellen: Bischof Williamson ist NICHT als Bischof rehabilitiert worden, sondern lediglich persönlich als Mitglied der Kirche. Die EXKOMMUNIKATION wurde aufgehoben, nachdem Williamson Ende letzten Jahres in einem gemeinsamen Schreiben mit den anderen drei Bischöfen der Piusbruderschaft um Wiederaufnahme in die Kirchengemeinschaft gebeten hat. Die SUSPENSION seines Priester- und Bischofsamtes ist jedoch weiterhin gültig, da die Herren der Piusbruderschaft noch immer nicht den vollen Gehorsam mit dem Heiligen Vater und dem Lehramt der Kirche wiederhergestellt haben, vor allem was die nicht-dogmatischen (aber dennoch bindenden) Erklärungen "Nostra Aetate" und "Dignitatis Humanae" des II. Vatikanischen Konzils angeht. Solange die Suspension nicht aufgehoben ist, kann auch von keiner Rehabilitierung gesprochen werden, da ein suspendierter Priester oder Bischof eben nicht im Namen der Kirche sprechen kann. Eine Exkommunikation kann kirchenrechtlich nicht auf Grundlage von politischen Meinungen oder historischen Überzeugungen ausgesprochen werden, so krude und widerwärtig sie auch sein mögen, sondern allein aufgrund von häretischen Glaubensüberzeugungen oder schwerwiegenden Taten wie Mord und Totschlag. Bei der Suspension sieht die Sache schon anders aus, da ein Priester oder Bischof in der Tat ein öffentliches Amt der Kirche ausüben. Wie der Heilige Stuhl jetzt erneut klargestellt hat, kann die Aufhebung der Suspension in der Tat an einen Widerruf der historischen Thesen durch Herrn Williamson gebunden werden. An Herrn Müntefering und Frau Merkel sollte die Frage gerichtet werden, ob sie denn mit gleicher Vehemenz für einen Entzug der deutschen Staatsbürgerschaft im Falle der Leugnung des Holocausts eintreten würden. Das nämlich wäre das staatsrechtliche Äquilvalent zur kirchenrechtlichen Exkommunikation. Meines Wissens sind Horst Mahler und andere auch weiterhin deutsche Staatsbürger. Vielleicht sollte man zunächst darüber diskutieren, bevor man sich an der Kirche wohlfeil hält. Zudem sollte Herr Müntefering seinen Katechismus in Bezug auf die Unfehlbarkeit des Papstes wiederholen. Im Glauben der Kirche ist der Papst nur dann unfehlbar, wenn er "ex cathedra" ein Glaubens- oder Sittengesetz zum Dogma erklärt- im päpstlichen Alleingang ist dies zum letzten Mal im Jahr 1950 geschehen.

  • B
    Bichette

    David Irving und Bischof Williamson - ein gespann?

     

    der vom papst mit offenen armen aufgenommene bischof Williamson ist mit der internationalen szene der holocaustleugner gut vertraut: kurze zeit vor dem skandal-interview hatte er in England den autor David Irving besucht, der in Deutschland einreiseverbot hat.

     

    so kommt ein weiterer stein in dieses puzzle.

  • VR
    von Rolf

    Ein Papst, der Holocaust-Leugner mit offenen Armen empfängt, Bischöfe als Schutz-und-Trutzvasallen, die berechtigte Bedenken ihrer Amtsbrüder problemlos wegwischen, ein Vatikan-Sprecher, der die Wiederholungen des Papstes wiederholt, ohne auf eine berechtigte Forderung einzugehen.

     

    Nämlich

    m e a c u l p a zu sage. Sie alle haben nicht die menschliche Größe, die zu so etwas notwendig ist. Der Nachfolger sollte sich auf seinen Altvorderen Petrus besinnen, der war gottseidank dazu fähig.

     

    Aber vielleicht muss im Vatikan der Hahn auch dreimal krähen, bis "IHM" etwas einfällt?

  • K
    König

    Es verwundert wenig, dass Bischof Hanke von Eichstätt die Kanzlerin nun ob ihrer "Blasphemie" kritisiert. Was dieser Mann von Meinungsfreiheit hält, hat er schließlich schon in der unsäglichen Posse um die Besetzung der Präsidentenstelle der Universität in Eichstätt bewiesen .... nämlich offensichtlich herzlich wenig!

  • B
    Bert

    Jetzt hat es sich offenbart: Der Vatikanismus ist verfassungsfeindlich! Er muss vom Verfassungsschutz beobachtet werden wie die NPD. Die Straftat der Holocaustleugnung ist von Williamson in Deutschland begangen worden, in Zaitzkofen bei Regensburg, wo dessen rechtsradikal hetzende Frömmler seit Jahrzehnten einen ihrer Brückenköpfe eingerichtet haben.

  • P
    papa

    Ich glaube, es ist höchste Zeit, dass alle Staatsbürger das Primat der Politik gegenüber allen anderen Institutionen so nachdrücklich unterstreichen, dass solche Themen für lange Zeit keine öffentlichen Themen mehr sein können.

  • IV
    IWolfgang Vogler

    Der Papst gilt als hochintelligenter- und qualifizierter Theologe und moralisch - auch in der Frage Holcaustleugnung- jeder Kritk enthoben. Wie konnte es da zu diesem Fehler mit massiven Auswirkungen auf das Ansehen meiner Kirche kommen? Zu Äußerungen von Befreiungstheologisch orientierten Brüder u. Schwestern in aller Welt ist man im Vatikan doch auch sehr gut informiert.

    Also : Wie sehen die Kommunikationsstrukturen im Vatikan aus? Wie die Entscheidungsabläufe ? Wer sind die handelnden Personen und Gruppierungen und welche Interessen vertreten Sie? Wie sieht die formale und informelle Machtverteilung aus und sie sich - und wie -nach der Amtsübernahme von Papst Benedikt verändert ? Wo besteht Bedarf zu "Umorganisation" ?

    Wer hat dazu einen Einblick und wo kann man das nachlesen ?

  • HE
    Häberle, Eugen

    Lieber Damascenus,

    vielen Dank für Ihren Beitrag, in dem Sie auf das Wesen der Exkommunikation hinweisen, ein Wissen das leider nicht sehr weit verbreitet zu sein scheint. Wie es ausschaut sind die allermeisten der hyperventilierenden Kommentatoren in Politik und Presse bedauerlicherweise nicht an einer sachlichen Debatte interessiert sondern delektieren sich vielmehr an einem pauschalem Papstbashing und aufgewärmten antikatholischen Phrasen.

  • S
    shasta-cor

    @Damascenus: danke für diese Klarstellung - der Vergleich mit dem Entzug der deutschen Staatsbürgerschaft kommt gut.

  • HM
    Hans Martin

    Komischer Verein, bei dem Holocausleugnung akzeptiert ist, die Leugnung der Existenz von Phantasiegestalten aber eine Häresie erster Güte darstellt...

  • B
    Bert

    Damascenus schrieb:

    "da die Herren der Piusbruderschaft noch immer nicht den vollen Gehorsam mit dem Heiligen Vater und dem Lehramt der Kirche wiederhergestellt haben".

     

    Damit haben Sie offenbart, dass nicht nur die Frömmelbrüder aus Zaitzkofen, sondern dass der ganze Vatikanismus eine faschistische Organisation mit Befehlsstruktur von oben nach unten ist.

     

    Also ist der Vatikanismus verfassungsfeindlich. Denn im Grundgesetz steht, dass die Macht vom Volke ausgeht. Für die Demokratie braucht es viele intelligente, selbstverantwortliche Menschen.

     

    Solche fehlen, wo ein paar Hirten eine große Masse bildungsferner Schafe hüten, die ihre eigenen Babies mit Taufritualen vergewohltätigen lassen.

  • T
    TomW

    Die Protestantin Merkel tritt in die Fußstapfen von Bismarck. Eine Neuauflage des Kulturkampfes wird ihr aber selber nicht gut tun. Ich habe bisher immer CDU gewählt, das ist jetzt aber vorbei. Die nächste Bundestagswahl wird wohl ohne mich standfinden müssen. Merkel ist für aufrechte Katholiken unwählbar geworden.

  • G
    g.emiks

    das bringt der papst schon wieder in ordnung.

    rom plant gründung einer ersten bad church!

  • J
    Justus-Johannis

    @Damascenus

    Warum wurde dann Williamson überhaupt exkommuniziert?

  • AT
    Andreas Thomsen

    Dem "Damscenus" kann man nur zustimmen. Erstaunlich, wie mit wachsender Ignoranz die Bereitschaft zur Empörung zunimmt. Es ist wie damals zur Zeit McCarthy's: es herrscht das Prinzip "Guilt by association". Was der Papst tatsächlich gesagt oder getan hat, interessiert überhaupt nicht mehr: Hauptsache die "progressiven" Pharisäer können immer feste draufhauen, und sich dann selbst um so besser und zeitgeistiger fühlen.

     

    Der Papst kann begnadigen, wen er will, wenn er es nach reiflicher Erwägung für richtig hält. Die Entscheidung, wer zur katholischen Kirche gehört, ist immer noch allein die Angelegenheit dieser Kirche, die Teilnahme am Abendmahl (wissen die wutentbrannten Kritiker überhaupt was das ist?) unterliegt glücklicherweise noch nicht der Zensur durch die Presse, und der Papst hat keineswegs den Holokaust geleugnet. Deutschland z.B. liefert auch keine Nazimörder ans Ausland aus, wenn sie deutsche Staatsbürger sind - und trotzdem bricht niemand die Beziehungen zu uns deswegen ab, oder macht Frau Merkel, Frau Zypries oder dem Bundesgerichtshof irgendwelche Vorwürfe.

     

    Was dann noch "ich auch, ich auch!" Münte und Merkel verkünden, ist absolut irrelevant.

     

    Übrigens halte ich persönlich nichts von der Pius- Bruderschaft, und finde solche Holokaust-Leugner eklig, aber das ist für die Beurteilung der Exkommunikation und ihrer Rücknahme ganz unwesentlich.

  • S
    snabul

    Politiker haben es da einfacher:

    Sie berufen sich auf Black-Outs oder

    sorgen für rückhaltlose Aufklärung,

    bis endlich Gras über die Sache gewachsen ist, unter anderem mit Hilfe der populären Medien.

     

    Guter Journalismus deckt übrigens solche Zusammenhänge auf.

     

    Der Papst hat diese Typen nicht wieder in ihre Ämter geholt, und schon gar nicht weil er deren Haltungen toleriert.

     

    Die meisten Kommentare zu dem Thema sind oberflächlich, diskriminierend und einfach falsch.

    Genau wie die Hass Tiraden der BILD und anderer Stimmungsmacher. BILD Leser wissen eben alles besser...

  • S
    Stephan

    @ Damascenus:

     

    Die Exkommunikation kommt nicht dem Entzug der Staatsbürgerlichkeit gleich. Als Katholik hat man keine vatikanische oder wie auch immer geartete katholische Staatsbürgerschaft - nichtmal wenn der Vatikan ein staatsgleiches Völkerrechtssubjekt, was er nur unter Einschränkungen ist bzw. ihm historisch bedingt zugesprochen wird. (Stichwort 3-Elemente-Lehre von Jellinek - allerdings auch nur ein (weit verbreiteter) Ansatz, Staatlichkeit und damit Völkerrechtssubjektivität festzustellen)

     

    Wir sind darüber auch alle sehr froh, denn sonst hätten fromme Katholiken aus Ländern, in denen die doppelte Staatsbürgerschaft verboten ist, das Problem, dass sie sich entscheiden müssten, welche Staatsbürgerschaft sie gern behalten würden.

  • JP
    Joachim Petrick

    An Damascenus

    Es ist gut, dass Franz Müntefering von Rehabilitation des britischen Bischofs und Holocaust-Leugners Richard Willamson durch Papst Benedikt XVI spricht, die uns der Vatikanstaat medial robust aufgestellt als päpstlich hochherzigen Gnadenakt verkaufen will. Gibt es im Kirchenrecht des Vatikans überhaupt das Instrument der Gnade?

    Inzwischen wird offenbar, dass Papst Benedikt XVI kirchenrechtlich eher unüblich die Aufhebung der Suspension Richard Willamsons als Bischof nur noch an dessen Widerruf seiner Holocaust Verleugnung knüpft, ohne dass dessen voller Gehorsam mit dem Heiligen Vater und dem Lehramt der Kirche in Anerkennung des II. Vatikanischen Konzils von 1962- 65 wiederhergestellt ist.

    Geht es vom Grunde her gar nicht um einen Gnadenakt, eine Rehabilitation des britischen Bischofs und Holocaust-Leugners Richard Willamson, sondern um die Heimholung entlaufener Schäflein, zurück in das Reich des Vatikans als Staat, als Arche Noah in Zeiten der sichtbaren Auflösung säkularer Staatlichkeit im Erden Rund?

    Will Papst Benedikt XVI der Wiederherstellung der Grundlagen eines globalen Kirchenstaates katholischer Prägung wie im vormerkantilen, vorindustriellen Mittelalter, urbi et orbi, nachdrücklich „Fakten schaffend“ seinen Segen erteilen?

    Bundeskanzlerin Angela Merkel macht es sich allerdings, trotz aller zu begrüßenden Gradlinigkeit in der Sache, bisher zu einfach, wenn sie bei Papst Benedikt XVI eine Klarstellung anmahnt, es aber unterläßt, Premierminister Gordon Brown, Queen Elizabeth II in Großbritannien ebenfalls eine Anmahnung mit der Aufforderung um Klarstellug und Distanzierung gegenüber dem britischen Bischofs und Holocaust-Leugners Richard Willamson öffentlich zuzusenden und eine Gestzgebung in England auf den Weg zu schicken, die die Verleugnung des Holocaust, der Völker- und Geschichtsverhetzung grundsätzlich unter Strafe stellt wie in Deutschland.

    Gleichzeitig sollte ein Auslieferungsersuchen des Bundesinnenminsters Dr. Wolfgang Schäuble an England mit der Aufforderung ergehen, den britischen Bischofs und Holocaust-Leugners Richard Willamson wg. seines Regensburger Interviews mit einem schwedischen TV- Sender zwecks Auslieferung an die deutsche Justiz festzunehmen.

    tschüss

    JP

  • JK
    Juergen Kluth

    Gerade ist zu hören, der Pabst habe von allem nichts gewusst.

     

    Genauso wie Steinbrück von der DEPFA nichts gewusst habe, und Merkel nicht von Stromrechnungen.

     

    Ein bisschen viel NICHTS WISSEN, zur Zeit in deutschen Köpfen.

     

    Auf dem freien Markt reicht das nicht einmal um Brötchen zu verkaufen.

  • N
    Nanu

    Bin gespannt wie es weitergeht. Ich könnte mir gut vorstellen, das der Papst schon deutlich erzürnt darüber ist, dass ausgerechnet eine Frau (Merkel) ihm zu sagen versucht, was er zu tun hat. Im Vatikan zählen Frauen nicht besonders viel, malt man ihnen doch bis heute noch eine Sünderrolle zu.

    Erst vor kurzem hat ein Bishoph in Deutschland sich geweigert von einer Frau, einer Bürgermeisterin in einem symbolischen Akt einen Schlüssel anzunehmen. Sie sei eine Frau und damit unrein. Der Kerl ist bis heute im Amt und genießt einen guten Ruf.

  • D
    Damascenus

    Es wäre wünschenswert, zunächst einmal den Sachverhalt ohne ideologische Untertöne klarzustellen: Bischof Williamson ist NICHT als Bischof rehabilitiert worden, sondern lediglich persönlich als Mitglied der Kirche. Die EXKOMMUNIKATION wurde aufgehoben, nachdem Williamson Ende letzten Jahres in einem gemeinsamen Schreiben mit den anderen drei Bischöfen der Piusbruderschaft um Wiederaufnahme in die Kirchengemeinschaft gebeten hat. Die SUSPENSION seines Priester- und Bischofsamtes ist jedoch weiterhin gültig, da die Herren der Piusbruderschaft noch immer nicht den vollen Gehorsam mit dem Heiligen Vater und dem Lehramt der Kirche wiederhergestellt haben, vor allem was die nicht-dogmatischen (aber dennoch bindenden) Erklärungen "Nostra Aetate" und "Dignitatis Humanae" des II. Vatikanischen Konzils angeht. Solange die Suspension nicht aufgehoben ist, kann auch von keiner Rehabilitierung gesprochen werden, da ein suspendierter Priester oder Bischof eben nicht im Namen der Kirche sprechen kann. Eine Exkommunikation kann kirchenrechtlich nicht auf Grundlage von politischen Meinungen oder historischen Überzeugungen ausgesprochen werden, so krude und widerwärtig sie auch sein mögen, sondern allein aufgrund von häretischen Glaubensüberzeugungen oder schwerwiegenden Taten wie Mord und Totschlag. Bei der Suspension sieht die Sache schon anders aus, da ein Priester oder Bischof in der Tat ein öffentliches Amt der Kirche ausüben. Wie der Heilige Stuhl jetzt erneut klargestellt hat, kann die Aufhebung der Suspension in der Tat an einen Widerruf der historischen Thesen durch Herrn Williamson gebunden werden. An Herrn Müntefering und Frau Merkel sollte die Frage gerichtet werden, ob sie denn mit gleicher Vehemenz für einen Entzug der deutschen Staatsbürgerschaft im Falle der Leugnung des Holocausts eintreten würden. Das nämlich wäre das staatsrechtliche Äquilvalent zur kirchenrechtlichen Exkommunikation. Meines Wissens sind Horst Mahler und andere auch weiterhin deutsche Staatsbürger. Vielleicht sollte man zunächst darüber diskutieren, bevor man sich an der Kirche wohlfeil hält. Zudem sollte Herr Müntefering seinen Katechismus in Bezug auf die Unfehlbarkeit des Papstes wiederholen. Im Glauben der Kirche ist der Papst nur dann unfehlbar, wenn er "ex cathedra" ein Glaubens- oder Sittengesetz zum Dogma erklärt- im päpstlichen Alleingang ist dies zum letzten Mal im Jahr 1950 geschehen.

  • B
    Bichette

    David Irving und Bischof Williamson - ein gespann?

     

    der vom papst mit offenen armen aufgenommene bischof Williamson ist mit der internationalen szene der holocaustleugner gut vertraut: kurze zeit vor dem skandal-interview hatte er in England den autor David Irving besucht, der in Deutschland einreiseverbot hat.

     

    so kommt ein weiterer stein in dieses puzzle.

  • VR
    von Rolf

    Ein Papst, der Holocaust-Leugner mit offenen Armen empfängt, Bischöfe als Schutz-und-Trutzvasallen, die berechtigte Bedenken ihrer Amtsbrüder problemlos wegwischen, ein Vatikan-Sprecher, der die Wiederholungen des Papstes wiederholt, ohne auf eine berechtigte Forderung einzugehen.

     

    Nämlich

    m e a c u l p a zu sage. Sie alle haben nicht die menschliche Größe, die zu so etwas notwendig ist. Der Nachfolger sollte sich auf seinen Altvorderen Petrus besinnen, der war gottseidank dazu fähig.

     

    Aber vielleicht muss im Vatikan der Hahn auch dreimal krähen, bis "IHM" etwas einfällt?

  • K
    König

    Es verwundert wenig, dass Bischof Hanke von Eichstätt die Kanzlerin nun ob ihrer "Blasphemie" kritisiert. Was dieser Mann von Meinungsfreiheit hält, hat er schließlich schon in der unsäglichen Posse um die Besetzung der Präsidentenstelle der Universität in Eichstätt bewiesen .... nämlich offensichtlich herzlich wenig!

  • B
    Bert

    Jetzt hat es sich offenbart: Der Vatikanismus ist verfassungsfeindlich! Er muss vom Verfassungsschutz beobachtet werden wie die NPD. Die Straftat der Holocaustleugnung ist von Williamson in Deutschland begangen worden, in Zaitzkofen bei Regensburg, wo dessen rechtsradikal hetzende Frömmler seit Jahrzehnten einen ihrer Brückenköpfe eingerichtet haben.

  • P
    papa

    Ich glaube, es ist höchste Zeit, dass alle Staatsbürger das Primat der Politik gegenüber allen anderen Institutionen so nachdrücklich unterstreichen, dass solche Themen für lange Zeit keine öffentlichen Themen mehr sein können.

  • IV
    IWolfgang Vogler

    Der Papst gilt als hochintelligenter- und qualifizierter Theologe und moralisch - auch in der Frage Holcaustleugnung- jeder Kritk enthoben. Wie konnte es da zu diesem Fehler mit massiven Auswirkungen auf das Ansehen meiner Kirche kommen? Zu Äußerungen von Befreiungstheologisch orientierten Brüder u. Schwestern in aller Welt ist man im Vatikan doch auch sehr gut informiert.

    Also : Wie sehen die Kommunikationsstrukturen im Vatikan aus? Wie die Entscheidungsabläufe ? Wer sind die handelnden Personen und Gruppierungen und welche Interessen vertreten Sie? Wie sieht die formale und informelle Machtverteilung aus und sie sich - und wie -nach der Amtsübernahme von Papst Benedikt verändert ? Wo besteht Bedarf zu "Umorganisation" ?

    Wer hat dazu einen Einblick und wo kann man das nachlesen ?

  • HE
    Häberle, Eugen

    Lieber Damascenus,

    vielen Dank für Ihren Beitrag, in dem Sie auf das Wesen der Exkommunikation hinweisen, ein Wissen das leider nicht sehr weit verbreitet zu sein scheint. Wie es ausschaut sind die allermeisten der hyperventilierenden Kommentatoren in Politik und Presse bedauerlicherweise nicht an einer sachlichen Debatte interessiert sondern delektieren sich vielmehr an einem pauschalem Papstbashing und aufgewärmten antikatholischen Phrasen.

  • S
    shasta-cor

    @Damascenus: danke für diese Klarstellung - der Vergleich mit dem Entzug der deutschen Staatsbürgerschaft kommt gut.

  • HM
    Hans Martin

    Komischer Verein, bei dem Holocausleugnung akzeptiert ist, die Leugnung der Existenz von Phantasiegestalten aber eine Häresie erster Güte darstellt...

  • B
    Bert

    Damascenus schrieb:

    "da die Herren der Piusbruderschaft noch immer nicht den vollen Gehorsam mit dem Heiligen Vater und dem Lehramt der Kirche wiederhergestellt haben".

     

    Damit haben Sie offenbart, dass nicht nur die Frömmelbrüder aus Zaitzkofen, sondern dass der ganze Vatikanismus eine faschistische Organisation mit Befehlsstruktur von oben nach unten ist.

     

    Also ist der Vatikanismus verfassungsfeindlich. Denn im Grundgesetz steht, dass die Macht vom Volke ausgeht. Für die Demokratie braucht es viele intelligente, selbstverantwortliche Menschen.

     

    Solche fehlen, wo ein paar Hirten eine große Masse bildungsferner Schafe hüten, die ihre eigenen Babies mit Taufritualen vergewohltätigen lassen.

  • T
    TomW

    Die Protestantin Merkel tritt in die Fußstapfen von Bismarck. Eine Neuauflage des Kulturkampfes wird ihr aber selber nicht gut tun. Ich habe bisher immer CDU gewählt, das ist jetzt aber vorbei. Die nächste Bundestagswahl wird wohl ohne mich standfinden müssen. Merkel ist für aufrechte Katholiken unwählbar geworden.

  • G
    g.emiks

    das bringt der papst schon wieder in ordnung.

    rom plant gründung einer ersten bad church!

  • J
    Justus-Johannis

    @Damascenus

    Warum wurde dann Williamson überhaupt exkommuniziert?

  • AT
    Andreas Thomsen

    Dem "Damscenus" kann man nur zustimmen. Erstaunlich, wie mit wachsender Ignoranz die Bereitschaft zur Empörung zunimmt. Es ist wie damals zur Zeit McCarthy's: es herrscht das Prinzip "Guilt by association". Was der Papst tatsächlich gesagt oder getan hat, interessiert überhaupt nicht mehr: Hauptsache die "progressiven" Pharisäer können immer feste draufhauen, und sich dann selbst um so besser und zeitgeistiger fühlen.

     

    Der Papst kann begnadigen, wen er will, wenn er es nach reiflicher Erwägung für richtig hält. Die Entscheidung, wer zur katholischen Kirche gehört, ist immer noch allein die Angelegenheit dieser Kirche, die Teilnahme am Abendmahl (wissen die wutentbrannten Kritiker überhaupt was das ist?) unterliegt glücklicherweise noch nicht der Zensur durch die Presse, und der Papst hat keineswegs den Holokaust geleugnet. Deutschland z.B. liefert auch keine Nazimörder ans Ausland aus, wenn sie deutsche Staatsbürger sind - und trotzdem bricht niemand die Beziehungen zu uns deswegen ab, oder macht Frau Merkel, Frau Zypries oder dem Bundesgerichtshof irgendwelche Vorwürfe.

     

    Was dann noch "ich auch, ich auch!" Münte und Merkel verkünden, ist absolut irrelevant.

     

    Übrigens halte ich persönlich nichts von der Pius- Bruderschaft, und finde solche Holokaust-Leugner eklig, aber das ist für die Beurteilung der Exkommunikation und ihrer Rücknahme ganz unwesentlich.

  • S
    snabul

    Politiker haben es da einfacher:

    Sie berufen sich auf Black-Outs oder

    sorgen für rückhaltlose Aufklärung,

    bis endlich Gras über die Sache gewachsen ist, unter anderem mit Hilfe der populären Medien.

     

    Guter Journalismus deckt übrigens solche Zusammenhänge auf.

     

    Der Papst hat diese Typen nicht wieder in ihre Ämter geholt, und schon gar nicht weil er deren Haltungen toleriert.

     

    Die meisten Kommentare zu dem Thema sind oberflächlich, diskriminierend und einfach falsch.

    Genau wie die Hass Tiraden der BILD und anderer Stimmungsmacher. BILD Leser wissen eben alles besser...

  • S
    Stephan

    @ Damascenus:

     

    Die Exkommunikation kommt nicht dem Entzug der Staatsbürgerlichkeit gleich. Als Katholik hat man keine vatikanische oder wie auch immer geartete katholische Staatsbürgerschaft - nichtmal wenn der Vatikan ein staatsgleiches Völkerrechtssubjekt, was er nur unter Einschränkungen ist bzw. ihm historisch bedingt zugesprochen wird. (Stichwort 3-Elemente-Lehre von Jellinek - allerdings auch nur ein (weit verbreiteter) Ansatz, Staatlichkeit und damit Völkerrechtssubjektivität festzustellen)

     

    Wir sind darüber auch alle sehr froh, denn sonst hätten fromme Katholiken aus Ländern, in denen die doppelte Staatsbürgerschaft verboten ist, das Problem, dass sie sich entscheiden müssten, welche Staatsbürgerschaft sie gern behalten würden.

  • JP
    Joachim Petrick

    An Damascenus

    Es ist gut, dass Franz Müntefering von Rehabilitation des britischen Bischofs und Holocaust-Leugners Richard Willamson durch Papst Benedikt XVI spricht, die uns der Vatikanstaat medial robust aufgestellt als päpstlich hochherzigen Gnadenakt verkaufen will. Gibt es im Kirchenrecht des Vatikans überhaupt das Instrument der Gnade?

    Inzwischen wird offenbar, dass Papst Benedikt XVI kirchenrechtlich eher unüblich die Aufhebung der Suspension Richard Willamsons als Bischof nur noch an dessen Widerruf seiner Holocaust Verleugnung knüpft, ohne dass dessen voller Gehorsam mit dem Heiligen Vater und dem Lehramt der Kirche in Anerkennung des II. Vatikanischen Konzils von 1962- 65 wiederhergestellt ist.

    Geht es vom Grunde her gar nicht um einen Gnadenakt, eine Rehabilitation des britischen Bischofs und Holocaust-Leugners Richard Willamson, sondern um die Heimholung entlaufener Schäflein, zurück in das Reich des Vatikans als Staat, als Arche Noah in Zeiten der sichtbaren Auflösung säkularer Staatlichkeit im Erden Rund?

    Will Papst Benedikt XVI der Wiederherstellung der Grundlagen eines globalen Kirchenstaates katholischer Prägung wie im vormerkantilen, vorindustriellen Mittelalter, urbi et orbi, nachdrücklich „Fakten schaffend“ seinen Segen erteilen?

    Bundeskanzlerin Angela Merkel macht es sich allerdings, trotz aller zu begrüßenden Gradlinigkeit in der Sache, bisher zu einfach, wenn sie bei Papst Benedikt XVI eine Klarstellung anmahnt, es aber unterläßt, Premierminister Gordon Brown, Queen Elizabeth II in Großbritannien ebenfalls eine Anmahnung mit der Aufforderung um Klarstellug und Distanzierung gegenüber dem britischen Bischofs und Holocaust-Leugners Richard Willamson öffentlich zuzusenden und eine Gestzgebung in England auf den Weg zu schicken, die die Verleugnung des Holocaust, der Völker- und Geschichtsverhetzung grundsätzlich unter Strafe stellt wie in Deutschland.

    Gleichzeitig sollte ein Auslieferungsersuchen des Bundesinnenminsters Dr. Wolfgang Schäuble an England mit der Aufforderung ergehen, den britischen Bischofs und Holocaust-Leugners Richard Willamson wg. seines Regensburger Interviews mit einem schwedischen TV- Sender zwecks Auslieferung an die deutsche Justiz festzunehmen.

    tschüss

    JP

  • JK
    Juergen Kluth

    Gerade ist zu hören, der Pabst habe von allem nichts gewusst.

     

    Genauso wie Steinbrück von der DEPFA nichts gewusst habe, und Merkel nicht von Stromrechnungen.

     

    Ein bisschen viel NICHTS WISSEN, zur Zeit in deutschen Köpfen.

     

    Auf dem freien Markt reicht das nicht einmal um Brötchen zu verkaufen.

  • N
    Nanu

    Bin gespannt wie es weitergeht. Ich könnte mir gut vorstellen, das der Papst schon deutlich erzürnt darüber ist, dass ausgerechnet eine Frau (Merkel) ihm zu sagen versucht, was er zu tun hat. Im Vatikan zählen Frauen nicht besonders viel, malt man ihnen doch bis heute noch eine Sünderrolle zu.

    Erst vor kurzem hat ein Bishoph in Deutschland sich geweigert von einer Frau, einer Bürgermeisterin in einem symbolischen Akt einen Schlüssel anzunehmen. Sie sei eine Frau und damit unrein. Der Kerl ist bis heute im Amt und genießt einen guten Ruf.

  • D
    Damascenus

    Es wäre wünschenswert, zunächst einmal den Sachverhalt ohne ideologische Untertöne klarzustellen: Bischof Williamson ist NICHT als Bischof rehabilitiert worden, sondern lediglich persönlich als Mitglied der Kirche. Die EXKOMMUNIKATION wurde aufgehoben, nachdem Williamson Ende letzten Jahres in einem gemeinsamen Schreiben mit den anderen drei Bischöfen der Piusbruderschaft um Wiederaufnahme in die Kirchengemeinschaft gebeten hat. Die SUSPENSION seines Priester- und Bischofsamtes ist jedoch weiterhin gültig, da die Herren der Piusbruderschaft noch immer nicht den vollen Gehorsam mit dem Heiligen Vater und dem Lehramt der Kirche wiederhergestellt haben, vor allem was die nicht-dogmatischen (aber dennoch bindenden) Erklärungen "Nostra Aetate" und "Dignitatis Humanae" des II. Vatikanischen Konzils angeht. Solange die Suspension nicht aufgehoben ist, kann auch von keiner Rehabilitierung gesprochen werden, da ein suspendierter Priester oder Bischof eben nicht im Namen der Kirche sprechen kann. Eine Exkommunikation kann kirchenrechtlich nicht auf Grundlage von politischen Meinungen oder historischen Überzeugungen ausgesprochen werden, so krude und widerwärtig sie auch sein mögen, sondern allein aufgrund von häretischen Glaubensüberzeugungen oder schwerwiegenden Taten wie Mord und Totschlag. Bei der Suspension sieht die Sache schon anders aus, da ein Priester oder Bischof in der Tat ein öffentliches Amt der Kirche ausüben. Wie der Heilige Stuhl jetzt erneut klargestellt hat, kann die Aufhebung der Suspension in der Tat an einen Widerruf der historischen Thesen durch Herrn Williamson gebunden werden. An Herrn Müntefering und Frau Merkel sollte die Frage gerichtet werden, ob sie denn mit gleicher Vehemenz für einen Entzug der deutschen Staatsbürgerschaft im Falle der Leugnung des Holocausts eintreten würden. Das nämlich wäre das staatsrechtliche Äquilvalent zur kirchenrechtlichen Exkommunikation. Meines Wissens sind Horst Mahler und andere auch weiterhin deutsche Staatsbürger. Vielleicht sollte man zunächst darüber diskutieren, bevor man sich an der Kirche wohlfeil hält. Zudem sollte Herr Müntefering seinen Katechismus in Bezug auf die Unfehlbarkeit des Papstes wiederholen. Im Glauben der Kirche ist der Papst nur dann unfehlbar, wenn er "ex cathedra" ein Glaubens- oder Sittengesetz zum Dogma erklärt- im päpstlichen Alleingang ist dies zum letzten Mal im Jahr 1950 geschehen.

  • B
    Bichette

    David Irving und Bischof Williamson - ein gespann?

     

    der vom papst mit offenen armen aufgenommene bischof Williamson ist mit der internationalen szene der holocaustleugner gut vertraut: kurze zeit vor dem skandal-interview hatte er in England den autor David Irving besucht, der in Deutschland einreiseverbot hat.

     

    so kommt ein weiterer stein in dieses puzzle.

  • VR
    von Rolf

    Ein Papst, der Holocaust-Leugner mit offenen Armen empfängt, Bischöfe als Schutz-und-Trutzvasallen, die berechtigte Bedenken ihrer Amtsbrüder problemlos wegwischen, ein Vatikan-Sprecher, der die Wiederholungen des Papstes wiederholt, ohne auf eine berechtigte Forderung einzugehen.

     

    Nämlich

    m e a c u l p a zu sage. Sie alle haben nicht die menschliche Größe, die zu so etwas notwendig ist. Der Nachfolger sollte sich auf seinen Altvorderen Petrus besinnen, der war gottseidank dazu fähig.

     

    Aber vielleicht muss im Vatikan der Hahn auch dreimal krähen, bis "IHM" etwas einfällt?

  • K
    König

    Es verwundert wenig, dass Bischof Hanke von Eichstätt die Kanzlerin nun ob ihrer "Blasphemie" kritisiert. Was dieser Mann von Meinungsfreiheit hält, hat er schließlich schon in der unsäglichen Posse um die Besetzung der Präsidentenstelle der Universität in Eichstätt bewiesen .... nämlich offensichtlich herzlich wenig!

  • B
    Bert

    Jetzt hat es sich offenbart: Der Vatikanismus ist verfassungsfeindlich! Er muss vom Verfassungsschutz beobachtet werden wie die NPD. Die Straftat der Holocaustleugnung ist von Williamson in Deutschland begangen worden, in Zaitzkofen bei Regensburg, wo dessen rechtsradikal hetzende Frömmler seit Jahrzehnten einen ihrer Brückenköpfe eingerichtet haben.

  • P
    papa

    Ich glaube, es ist höchste Zeit, dass alle Staatsbürger das Primat der Politik gegenüber allen anderen Institutionen so nachdrücklich unterstreichen, dass solche Themen für lange Zeit keine öffentlichen Themen mehr sein können.