Streit um Moscheeverband Ditib: Iba… was?
„Focus“, „FAZ“ und ein Freiburger Forscher gehen Ditib an. Dessen Syndikus Murat Kayman soll versteckt zum Mord aufgerufen haben.
In der einen Ecke: Ditib, der konservative Moscheeverband der Deutschtürken, in der Kritik wegen seiner Abhängigkeit von Ankara. Für Ditib steht Murat Kayman im Ring, Blogger und Syndikus in der Kölner Verbandszentrale. In der anderen Ecke: die Pädagogische Hochschule Freiburg, vertreten durch ihren Islamwissenschaftler Abdel-Hakim Ourghi. Er gilt als Vordenker eines liberalen Islam und legt sich immer wieder mit Ditib an, zuletzt vor drei Wochen. Da warf er dem Verband vor, mit seinen türkischen Imamen zur Radikalisierung von Jugendlichen beizutragen.
Das ließ sich Kayman nicht gefallen. In seinem Blog schlug er zurück. Nicht mit Argumenten, sondern einer Vermutung: Ourghi komme aus Algerien und habe lange Zeit über den Ibadismus geforscht; da liege es nahe, dass der Wissenschaftler „selbst der Gemeinschaft der Ibaditen angehört“. Diese könnten andere Muslime bekanntlich eh nicht leiden, also sei wohl klar, woher der Wind wehe.
Ourghi sah rot. In E-Mails bat er Journalisten, den Blogpost aufzugreifen. Oder, in seinen Worten: „diesen Skandal, der aktuell mitten in Deutschland vor sich geht“. So wie manche Ibaditen keine Sunniten mögen, mögen manche Sunniten nämlich keine Ibaditen. Einige Sunniten trachten den Ibaditen laut Ourghi sogar nach dem Leben. Und so sei Kaymans Blogpost in Wahrheit ein „versteckter Mordaufruf, praktisch eine Fatwa“.
Sowohl der Focusals auch die FAZgriffen den Vorwurf Ourghis auf. Für Kayman ist das natürlich blöd, er kommt in beiden Artikeln nicht gut weg. Und so ist der Kampf mittlerweile in Runde vier angelangt: Kayman wirft seinem Gegner „eine infame Dämonisierung“ vor und erwägt nun rechtliche Schritte.
Für alle, die nun nicht mehr mitkommen, folgt abschließend die wichtigste Information. Ourghi stellt richtig: „Ich bin kein Ibadit.“ Es gibt also überhaupt keinen Grund, ihn zu ermorden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Die Wahrheit
Herbst des Gerichtsvollziehers