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Streit um HeizungsförderungSchneider will sie, Söder nicht

Die Koalition streitet über Zuschüsse für den Heizungstausch. Das Wirtschaftsministerium arbeitet mit Hochdruck an einem entsprechenden Gesetzentwurf.

Umweltminister Carsten Schneider bei einer Pressekonferenz Foto: Stefan Boness

Die schwarz-rote Koalition ist immer noch uneins, wie es mit der Förderung klimafreundlicher Heizungen weitergeht. Umweltminister Carsten Schneier (SPD) und CSU-Chef Markus Söder streiten darüber, ob die von der Ampel eingeführten Zuschüsse erhalten bleiben sollen. Das zuständige Bundeswirtschaftsministerium arbeitet nach eigenen Angaben unter „Hochdruck“ an einem Entwurf für die Novellierung des entsprechenden Gesetzes.

Der Hintergrund: Die Ampel-Regierung hat – begleitet von einer heftigen öffentlichen Kontroverse – das Gebäudeenergiegesetz (GEG) reformiert. Es sieht vor, dass fossile Heizungen nach und nach durch klimafreundliche ersetzt werden müssen. Das ist nötig, weil Deutschland bis 2045 klimaneutral sein will. Als Anreize für einen Austausch ihrer Heizung erhalten Bür­ge­r:in­nen seitdem bis zu 70 Prozent der Kosten, maximal 21.000 Euro. Um den kompletten Zuschuss zu bekommen, darf das Haushaltsjahreseinkommen nicht über 40.000 Euro liegen.

In ihrem Koalitionsvertrag vom Frühjahr haben sich Union und SPD auf den Satz „Wir werden das Heizungsgesetz abschaffen“ verständigt – obwohl das novellierte GEG auch ein Projekt der SPD war. Zwar steht im Koalitionsvertrag, dass die Förderung für Heizungen fortgesetzt werden soll. Aber was das konkret heißt, ist bislang ebenso unklar wie die Konsequenzen der Aussage, dass das Heizungsgesetz abgeschafft werden soll.

SPD und Union tragen ihren Streit darüber nun über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk aus. SPD-Umweltminister Schneider erklärte am Sonntagabend in der ARD, das GEG und die Förderung werde „im Grundsatz so bleiben“ und verwies auf die steigenden Einbauzahlen von Wärmepumpen. Dagegen erklärte der bayrische Ministerpräsident und CSU-Chef Söder im ZDF, es gelte weiterhin, dass das Heizungsgesetz abgeschafft werde. Die „völlige Übersubventionierung“ für den Austausch müsse abgebaut werden. Wärmepumpen seien wegen der Förderung in Deutschland teurer als in anderen Ländern.

Förderung treibt Kosten nicht

Der grüne Bundestagsabgeordnete und Energieexperte Alaa Alhamwi weist das zurück. „Es ist absurd, dass Söder behauptet, alleinig die Förderung sei für die hohen Preise der Wärmepumpe verantwortlich“, sagte er der taz. Die Realität sei weitaus komplexer. „Statt der Forderung nach Kürzung brauchen wir weiterhin eine sozial gerechte Staffelung, damit gerade Haushalte mit geringem Einkommen sich eine Wärmepumpe leisten können“, forderte er. „Denn sie würde die fossile Heizkostenfalle am härtesten treffen.“

Statt der Forderung nach Kürzung brauchen wir weiterhin eine sozial gerechte Staffelung

Alaa Alhamwi, Grüne

In der Antwort auf eine Frage von Alhamwi zu den Kosten von Wärmepumpen in Deutschland hat das Bundeswirtschaftsministerium kürzlich erklärt, das Preisniveau sei hierzulande ähnlich wie in Österreich. Gründe für höhere Kosten wie etwa in Schweden könnten demnach unter anderem aufwendigere Installationen, knappe Kapazitäten im Handwerk oder unterschiedliche Anforderungen an den Komfort sein.

Das Wirtschaftsministerium arbeite nun eben „mit Hochdruck“ an einem neuen GEG, sagte ein Sprecher. „Zentral sind dabei Bezahlbarkeit und Akzeptanz der Maßnahmen im Gebäudebereich.“ Das Haus sei im engen Austausch mit dem Bundesbauministerium, das von der Sozialdemokratin Verena Hubertz geführt wird. „Es gibt keine Vorfestlegungen“, sagte er. Weitere Details wollte der Sprecher nicht nennen.

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13 Kommentare

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  • Wie blöd muss man sein, um diesen Streit in aller Öffentlichkeit auszutragen?



    Normalerweise sollte man meinen, das CDU, CSU und SPD in aller Stille eine gemeinsame Position erarbeiten und damit dann an die Öffentlichkeit gehen. Dann kann ja jeder auch noch sagen, was er, wenn er alleine entschieden hätte, anders gemacht hätte.



    Aber wenn man jetzt in aller Öffentlichkeit streitet, werden viele, die sich überlegen, ob sie jetzt eine neue Heizung einbauen und wenn ja, was für eine, erst mal stoppen und gar nichts tun und abwarten, was dabei rauskommt.



    Daher macht die Streiterei in der Öffentlichkeit eigentlich nur Sinn, wenn man möchte, dass überhaupt keine Wärmepumpen verbaut werden oder einem das einfach egal ist und alleine darauf spekuliert, dass man so bei einem baldigen Platzen der Koalition bessere Karten hat.



    In jedem Fall zeigt dies eindeutig, dass diese Koalition bzw. zumindest Söder nicht an einer erfolgreichen Arbeit der Koalition und erfolgreicher Politik interessiert ist.

    • @EchteDemokratieWäreSoSchön:

      Söder ist an nichts anderem interessiert als an seinem Ego.

  • Sollte Söder nicht vielleicht für Bayer die Förderung aussetzen? Er hat keine Autorität gegenüber den anderen Bundesländern. Dann kann er die Reaktion seiner Untertanen gerne genießen....

  • Es ist naiv zu glauben dass eine Förderung nicht zumindest teilweise für höhere Margen in Industrie und Handwerk genutzt wird. Die Lösung wäre eine pauschale Förderung, dann bleibt ein besseres Angebot komplett beim Kunden und verschwindet nicht größtenteils in der Förderung.



    Das nächste ist Bürokratie. In München (und wahrscheinlich vielen anderen Städten) benötigt man für eine Luft-Wärmepumpe eine Bescheinigung über die Einhaltung der TA Lärm. 2 Seiten Formblatt plus Lageplan im Maßstab 1:500 ist auszufüllen. Das ausfüllen zu lassen kostet alles Geld, hier ist man schnell im dreistelligen Bereich. Geht das nicht einfacher?

    • @MK:

      Sicher geht das einfacher -- zu Lasten der Nachbarn, die dem Lärm dann ausgesetzt sind. Mir gegenüber steht ein öffentliches Gebäude, an dem ein Ventilator defekt war und wirklichen Radau veranstaltet hat. Es dauerte über ein Jahr, bis das endlich behoben wurde.



      Dazu warte ich auf echte gemessene Jahresarbeitszahlen einer solchen Nachrüstung. Wir haben hier knapp über vier, für Warmwasser unter drei, aber das ist ein Neubau mit Bodensonden und Fußbodenheizung. Bisher kenne ich nur Prospektangaben aus der Werbung.

  • Bevor man anfängt, über Zwänge, Zuschüsse und Förderungen zu streiten, sollte man erst einmal prüfen, ob überhaupt eine Verbesserung erzielt wird.



    Eine Ölheizung hat laut Verordnung (und nachgerechnet stimmt der Wert) 266 g/kWh CO2. "65 % nichtfossil" ist schwierig zu definieren und nachzuweisen. Lesen wir es als "Reduktion auf ein Drittel der CO2-Emission", also 89 g/kWh. Tut die Wärmepumpe das? Gemäß Agora Energiewende betrug die mittlere Emission pro kWh Strom in der letzten Heizperiode (Oktober bis April) 400 g (an den letzten beiden Tagen waren es 650 g/kWh, die niedrigeren Werte im Sommer interessieren hier nicht). Eine Wärmepumpe mit Arbeitszahl 3 macht aus einer kWh Strom 3 kWh Wärme. Das sind dann auf die Wärme bezogen 133 g/kWh, Ziel klar verfehlt. Auch bei Arbeitszahl 4, die mit Nachrüstungen am Altbau kaum je erreicht wird, sind es noch 100 g/kWh. Das war's dann mit der Emissionsfreiheit.



    Übrigens wurde hier Öl angesetzt. Bei Gas sind es nur 200 g/kWh. Eine dezentrale Gasetagenheizung sitzt nahezu verlustfrei direkt am Verbraucher. Die zentrale Wärmepumpe im Mehrfamilienhaus und erst recht Fernwärme haben erhebliche Verteilungsverluste.

    • @Axel Berger:

      ... im übrigen interessieren die niedrigen Sommerwerte schon, da wir ja auch in diesen Zeiten warmes Wasser schätzen. Eine weitere Schieflage Ihrer Argumentation.

    • @Axel Berger:

      Sie sagen selbst, dass bei einer Arbeitszahl von 3 die Wärmepumpe 133g/kwH erzeugt. Das sind nur ca 50% der 255 g/kWH CO2, die eine Ölheizung produziert. Und damit eine deutliche Verbesserung. Es sind noch nicht die 65%, die das Ziel sind, aber je besser der Strommix wird, also je mehr erneuerbare Energien dabei sind, desto besser wird das. Sobald 100% erneuerbare Energien dabei sind, werden und damit 0g/kwH Strom emittiert wird, wird auch die Wärmepumpe bei 0g/kWH sein und damit nicht nur um 65% besser, sondern um 100% besser.



      Eine zentrale Wärmepumpe im Mehrfamilienhaus hat übrigens die selben Verteilungsverluste wie eine zentrale Ölheizung im Mehrfamilienhaus.



      Aber trotzdem finde ich, dass der Staat die Förderung umstellen sollte. Statt dem Vermieter oder Eigentümer 70% zu schenken und die Mieter zu belasten, weil die dann die Modernisierungsumlage zahlen müssen, sollte der Mieter nur 80% der bisherigen Heizkosten bezahlen müssen, die dann aber (abzüglich der realen Heizkosten an den Staat geben zur Rückzahlung des Kredits, mit dem der Staat dem Vermieter oder Eigentümer die Wärmepumpe notfalls auch zu 100% finanziert hat) . Dann haben alle nur Vorteile vom Einbau der Wärmepump

      • @EchteDemokratieWäreSoSchön:

        > Sobald 100% erneuerbare Energien dabei sind, werden



        Und sobald 100 % allen gehandelten Brennstoffes zu 100 % emissionsfrei synthetisch sind, stellt sich die Frage nicht mehr. Das Gesetz gilt aber in der realen Welt von heute.



        > die selben Verteilungsverluste wie eine zentrale Ölheizung



        Völlig richtig. Deshalb war die Frage der dezentralen Etagenheizungen auch ein neues Thema in einem deutlich abgesetzten neuen Absatz. In gut isolierten Neubauten ist heute oft der Warmwasser- größer als der Heizungsanteil. Da fallen die mehr als 50 % Zirkulationsverlust (mehrfach bestätigter Meßwert aus etlichen unabhängigen Gebäuden) erheblich ins Gewicht. Die deutlich schlechtere Arbeitszahl für die 60 °C (Mindestwert, Legionellen) beim Warmwasser auch.

        • @Axel Berger:

          Wenn alle gehandelten Brennstoffe zu 100% emissionsfrei sind, dann wäre es dummerweise immer noch effizienter , die dafür notwendigen Energien als Strom direkt zu nutzen. Und dann wären interessanterweise auch die Wärmepumpen 100 % emmisionsfrei. Sie bauen Ihre ganze Argumentation auf einer falschen Annahme auf.

    • @Axel Berger:

      Sie vergleichen das Best-Case-Szenario der 65%-nicht-fossil-betriebenen Ölheizung der Zukunft mit einer Wärmepumpe, die mit dem Strommix von heute betrieben wird. Das ist nicht ehrlich.

      Mal abgesehen von diesem Klops können Sie darüber hinaus auch einmal überlegen, was eine 65%-nicht-fossil-betriebene Ölheizung sein soll und wie effizient das wird. Nur um ihre Annahme "Reduktion auf ein Drittel der CO2-Emission" zu plausibilisieren.

      • @Pepun:

        Verstehe ich nicht. Ich betrachte als Ausgangswert eine zu 100 % fossile Ölheizung wie sie zu tausenden verbaut sind und in vielen Fällen seit mehr als zwei Jahrzehnten zuverlässig, wartungsarm und störungsfrei ihren Dienst tun. Von da aus verlangt der Gesetzgeber, mindestens 65 % Fossilanteil wegzusparen und öffnet damit angeblich Alternativen zur Wärmepumpe. Ich frage nur, ob die als kompromißloses Ideal gepriesene Pumpe dieses Ziel selbst erfüllt. Tut sie nicht und darf deshalb laut Gesetz nicht eingebaut werden. Und nu? Man darf halt nicht genauer hinsehen und vor allem nie nachrechnen, dann paßt es mit der neuen Welt.

        • @Axel Berger:

          Ganz einfach: Wenn Sie von 65%-Emissionsreduktion bei einer Ölheizung ausgehen, dann können Sie das nur, weil die Ersatzbrennstoffe ohne CO2-Emissionen erzeugt worden sind. Also mittels regenerativer Energien. Dann dürfen Sie dasselbe für die Wärmepumpe ansetzen, die dann ... hoppla ... defacto mit Nullemissionen glänzen. Ihre ganze Argumentation basiert auf einer nicht durchdachten Annahme. Ich verstehe nicht, wie man das nicht verstehen kann.