piwik no script img

Streit um AbschiebestoppAllein gegen Afghanen

Hessens CDU-Innenminister gibt zu: Abschiebestopp möglich. Aber er setzt rot-rot-grünen Beschluss nicht um.

Erlass eines Abschiebestopps für afghanische Flüchtlinge liege laut Bouffier "nicht im Interesse des Landes" Bild: rtr

WIESBADEN taz Hessens Innenminister Volker Bouffier (CDU) weigert sich weiter, den von SPD, Grünen und Linken verabschiedeten Landtagsbeschluss auf Erlass eines Abschiebestopps für afghanische Flüchtlinge umzusetzen. Eine solche Maßnahme liege "nicht im Interesse des Landes", sagte er am Montag. Zudem sei die geschäftsführende Landesregierung nur dazu verpflichtet, Gesetze zu erfüllen, nicht aber "Willensbekundungen" oder "Bewertungen". Allerdings musste Bouffier einräumen, dass einem Abschiebestopp juristisch nichts entgegenstehe.

Die innenpolitische Sprecherin der Grünen, Mürvet Öztürk, reagierte empört: "Wenn es angeblich nicht im Interesse des Landes ist, diese Flüchtlinge hier zu behalten, dann bedeutet das doch, dass es im Interesse des Landes ist, sie in unsichere Gebiete in Afghanistan abzuschieben." Dabei hätte der Minister gleich zwei Möglichkeiten, dem Beschluss Rechnung zu tragen. Bouffier könnte selbstständig einen sechsmonatigen Abschiebestopp erlassen oder auf der Innenministerkonferenz die Initiative dazu ergreifen. Offensichtlich aber wolle er gar keine humanitären Erleichterungen für diese Menschen, sondern suche nur die Auseinandersetzung mit der Mehrheit des Landtags.

Es gehe um eine "Machtdemonstration" der geschäftsführenden Landesregierung gegenüber der Mehrheit von SPD, Grünen und Linken, so die parlamentarische Geschäftsführerin der Linken, Marjana Schott. Aber: "Soldaten entsenden, weil die Lage dort so instabil und bedrohlich geworden ist, aber gleichzeitig Menschen dorthin abschieben wollen - da machen wir auch in Zukunft nicht mit."

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!