Streit der Woche: Werden alte Männer überschätzt?

Joachim Gauck wird Bundespräsident, Otto Rehhagel wird Trainer bei Hertha – und Helmut Schmidt taucht auch noch immer überall auf.

So alt und kein bisschen leise. Bild: dapd/Reuters/dapd

Ein 72-Jähriger wird Bundespräsident – Joachim Gauck, 1940 in Rostock geboren, liegt damit rund zehn Jahre über dem Renteneintrittsalter des Durchschnittsdeutschen. Das aber scheint dieser Tage niemanden zu stören. Im Gegenteil, man scheint sich nach der Weisheit und Sicherheit älterer Semester regelrecht zu sehnen.

Gauck soll es jetzt richten. Mit Charakter und Erfahrung. Themen jüngerer Generationen allerdings kann er schwerlich bedienen. Mit Stellungnahmen zu Occupy ("unsäglich albern") oder Thilo Sarrazin ("mutig") bewies er bisher wenig Einfühlungsvermögen. Kann ein 72-Jähriger überhaupt zeitgemäße Meinungen zu solchen Themen haben?

Und warum eigentlich nicht eine Frau? Grünen-Politikerin Kathrin Göring-Eckardt (45), die Oberbürgermeisterin der Stadt Frankfurt Petra Roth (67), Exbischöfin Margot Kässmann (53) oder die Präsidentin des Wissenschaftzentrums Berlin, Jutta Allmendinger (55) – sie alle wären nicht nur mögliche Kandidatinnen für den Präsidentensessel im Schloss Bellevue gewesen, sondern auch wesentlich jünger.

Haben es die Babyboomer, zu denen auch Wulff gehört, versemmelt, fragte FAZ-Mitherausgeber Frank Schirrmacher am Wochenende. Sehnt sich das Land nach Vaterfiguren, an die es sich beruhigt anlehnen kann?

Prototyp einer solchen Figur ist der 92-jährige Altkanzler Helmut Schmidt, der in den Medien wieder quer durchs Land gleichermaßen geschätzt und inszeniert wird.

Aber nicht nur in der Politik, auch im Sport sind alte Männer wieder gefragt. Etwa Herthas Trainer-Neuzugang Otto Rehhagel. Muss jetzt erst der 73-Jährige kommen, um die Berliner zu retten? Er vertritt einen traditionellen Stil, der mit modernem Angriffsfußball wenig zu tun hat. Hilft ihm, dass er in der Saison 1963/1964 selbst bei Hertha spielte? Anscheinend ist dort gerade kein junger Trainer gewünscht, der die Sprache der Spieler spricht, sondern ein, wie er sich selber nennt, "demokratischer Diktator".

Gauck, Schmidt und Rehhagel - hat die jüngere Generation versagt? Können uns wirklich nur die Alten retten? Was meinen Sie: Werden alte Männer überschätzt?

Beziehen Sie Stellung! Die sonntaz wählt unter den interessantesten Kommentaren einen aus und veröffentlicht ihn im Wochenendmagazin sonntaz. Der Kommentar sollte etwa 1.200 Zeichen umfassen und mit dem Namen und der E-Mail-Adresse der Autorin oder des Autors versehen sein.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.