Streit der Woche: Kann man Könige noch ernst nehmen?

Die Regenbogenpresse fiebert zwei Prinzessinnen-Taufen entgegen. In Spanien geht ein König Elefanten jagen. Und ein Pfarrer will die Monarchie einführen – in Deutschland.

Der Adel-Nachwuchs will wohl präsentiert werden: Prinzessin Victoria von Schweden und Gatte Daniel (l.) mit Estelle und Onkel Carl Philip. Bild: dpa

Wilde Partys hätte er gefeiert. Heiße Abende mit bezahlten jungen Damen verbracht. Sich auf eine Affäre mit einer Pop-Sängerin eingelassen – monatelang musste sich der schwedische König Carl XVI. Gustaf den Medien stellen, hemmungslose Reporterfragen beantworten und seine traditionelle königliche Zurückhaltung aufgeben.

Doch dann ein kleiner Trost: Kronprinzessin Victoria wurde schwanger und gebar. Um den Namen der Kleinen zu verkünden, berief der König die Regierung zu einer Sondersitzung ein: Estelle sollte sie heißen. Es gab wieder andere Themen.

Nun wird sie getauft, die kleine Estelle, am 22. Mai – zwei Tage nach einer Prinzessinnen-Taufe in Dänemark. Dort soll am 20. Mai die Tochter von Prinz Joachim und Prinzessin Marie getauft werden. Ein goldener Mai für die Regenbogenpresse.

Könige besser als Bundespräsidenten

Und in Deutschland? Gibt's weder Könige noch Prinzessinnen. Nur noch Adelsverbände und vor Tradition triefende Königstreuen-Vereine. Das könnte sich aber ändern, meint Philip Kiril Prinz von Preußen. Ein König würde Deutschland besser tun als ein Präsident, verkündete der in Oranienburg lebende Pfarrer nach dem Rücktritt von Bundespräsident Christian Wulff.

In einem Interview für die Zeit-Beilage Christ & Welt argumentiert er, dass „ein König ein identitätsstiftender Faktor ist, mehr als ein Präsident, der aus dem Machtpoker hervorgegangen ist, bei seiner Wahl die Hälfte der Parteien gegen sich hat und deren Gunst dann – auf Zeit – erwerben muss.“

Könige wirkten „wertestabilisierend“, sie stifteten Identität. Und sie würden nicht einfach „per Misstrauensvotum oder durch Aufhebung der Immunität aus dem Amt gefegt.“

Elefantenjagd in Botswana

So einfach ist es wohl aber doch nicht. Das lehrt nicht nur der Schwede Carl Gustaf. Auch um Juan Carlos, den spanischen König, ist's derzeit nicht gut bestellt. So viel Krise in Europa, da geht er lieber mal einen Elefanten schießen. Das dachte sich Juan Carlos im April, erlegte einen Elefanten in Botswana und – bricht sich nach der Rückkehr ins Safari Camp die Hüfte. Der kleine luxuriöse Jagdausflug gelangte an die Öffentlichkeit.

„Niemand hätte davon erfahren, wenn er nicht gestürzt wäre“, schrieb der Blogger Ángel F. Fermoselle für die Tageszeitung El Mundo. Begleitet haben auf seinem geheimen Jagdausflug soll ihn noch dazu nicht seine Ehefrau, sondern die deutsche Prinzessin Corinna zu Sayn-Wittgenstein. Berichte über eine Affäre des Königs folgten. Die für den 14. Mai geplanten Feierlichkeiten zur goldenen Hochzeit ließ das Königspaar abblasen. Der König hat sich offiziell entschuldigt, sein Volk ihm Umfragen zufolge verziehen – gerade nochmal gut gegangen.

Was meinen Sie? Kann man Könige noch ernst nehmen?

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