Streit bei der Charité-Tochter CFM: Spaltung statt Verhandlung
Im Tarifstreit bei der Charité-Tochter CFM bricht das Management die Verhandlungen ab. Die Gewerkschaft Verdi sieht darin eine Verhinderungstaktik.
Verdi-Verhandlungsführerin Gisela Neunhöffer nennt die Gründe vorgeschoben. „Vielmehr versucht die CFM-Geschäftsführung nach den zahlreichen positiven Signalen von Seiten des Berliner Senats als Eigentümer der Charité, konstruktive Verhandlungen zu verhindern“, sagt sie. Sowohl Senatschef Kai Wegner (CDU) als auch Gesundheitsstaatssekretärin Ellen Haußdörfer (SPD) hatten sich zuletzt zu einer Angleichung an den TVöD für die CFM-Beschäftigten bekannt. Wegner hatte in diesem Zusammenhang ein Stufenmodell vorgeschlagen. „Wir sind zu den Einzelheiten und der Ausgestaltung dieses Stufenplans jederzeit verhandlungsbereit“, sagt Neunhöffer.
Schon vor der aktuellen Eskalation hatte Verdi kritisiert, dass CFM über zwei Wochen keinen Verhandlungstermin vereinbaren wollte und damit den Streik unnötig verlängere. In einem Schreiben an die Beschäftigten argumentiert die Geschäftsführung wiederum: „Wir hatten angeboten, die gesamte erste Maiwoche zu verhandeln, wenn der Streik im Sinne einer konstruktiven Verhandlungsatmosphäre unterbrochen wird.“ Dieses Angebot sei abgelehnt, der Streik fortgeführt worden.
Spaltungsversuche der Geschäftsführung?
Zudem kritisiert die Geschäftsführung, dass Verdi auch für diesen Donnerstag gezielt Streikaktivitäten vor Ort organisiert habe. „Dies ermöglicht keinen konstruktiven Gesprächsrahmen und lässt uns an der Ernsthaftigkeit des Dialogangebots zweifeln“, so die Arbeitgeberseite.
Adressiert werden in dem Brief auch und vor allem jene CFM-Angestellten, die sich nicht am Streik beteiligen. So heißt es hier: „Wir sehen, mit welch großer Kraftanstrengung es für so viele von euch verbunden ist, trotz Streikmaßnahmen viele wichtige Leistungen weiterhin zu erbringen.“ Da die Verhandlungen nun länger dauern würden, hätten sie sich entschieden, den Beschäftigten mit der Mai-Abrechnung eine freiwillige Einmalzahlung in Höhe von 250 Euro brutto auszuzahlen. Böse Zungen sprechen von einem billigen Spaltungsversuch.
Für Neunhöffer ist das ein „hilfloser Versuch“, die Bezahlung nach TVöD weiter abzublocken, „statt sich endlich auf die Beschäftigten zuzubewegen“. Sie wirft der CFM ihrerseits vor, ihre Maximalforderung durchdrücken „und die Zwei-Klassen-Gesellschaft an der CFM dauerhaft zementieren“ zu wollen. Zudem sei die Verhandlungsabsage nicht nur ein Affront gegen die Beschäftigten, sondern stelle, so Neunhöffer, auch die Autorität des Regierenden Bürgermeisters infrage.
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