Streit bei den US-Republikanern: Trump gegen alle

Die Republikaner in den USA zerfleischen sich gegenseitig. Ihr Kandidat keilt kräftig mit und ist froh, „die Fesseln los zu sein“.

Ein Zeppelin explodiert

Kommentator Ben Shapiro: „Die Trump-Hindenburg steht längst in Flammen.“ Foto: ap

BERLIN taz | Fünf Tage nach der Veröffentlichung der TrumpTapes mit den prahlerischen Bemerkungen des republikanischen Präsidentschaftskandidaten über sexuelle Übergriffe scheint sich die Republikanische Partei in Auflösung zu befinden.

Nachdem nicht nur Paul Ryan, der Chef des Repräsentantenhauses, am Montagabend auf Distanz zu Trump ging, sondern auch Dutzende weitere führende Republikaner, schlägt der Kandidat selbst auf Twitter wild um sich: Jetzt, da er „die Fesseln los“ sei, könne er endlich so kämpfen, wie er es für richtig halte, schrieb Donald Trump.

Ryan sei ein schwacher und ineffizienter Führer im Kongress, illoyale Republikaner seien schlimmer als die Gegner von der anderen Seite, und überhaupt träten die Demokraten viel geschlossener auf, twitterte Trump beleidigt.

Die Republikaner führten „Krieg gegen sich selbst“, schreibt die Huffington Post, die New York Times sieht ein „Republikanisches Inferno“ und die konservative New York Post titelt, nach der Kriegserklärung Trumps an die Republikaner führe er eine „Ein-Mann-Partei“.

Auch Konservative gehen inzwischen von Niederlage aus

Trump sei „die Chemotherapie der Republikanischen Partei“ konstatiert der konservative Kolumnist George F. Will in der Washington Post – nach der Niederlage am 8. November könnte sie Heilung bringen.

Von einer klaren Niederlage gehen inzwischen auch fast alle konservativen Analysten aus. Steve Schmidt, einst Berater des republikanischen Kandidaten John McCain, sagte auf NBC, die Wahl sei gelaufen, Clinton werde die nächste Präsidentin, die Demokraten würden den Senat zurückgewinnen. Aber, so Schmidt weiter, der Schock bedrohe die Republikanische Partei als Institution an sich. „Diese Kandidatur ist eine solche unglaubliche Schande für dieses Land, dass man es fast nicht in Worte fassen kann. Sie hat die intellektuelle Verrottung der Republikanischen Partei offengelegt.“

Ben Shapiro, „National Review“

„Die Trump-Hindenburg steht längst in Flammen“

Trump hatte die Vorwahlen mit Attacken gegen das republikanische Establishment gewonnen. Unfähig, seine Kandidatur zu verhindern, hatten sich die führenden Republikaner mit ihm abgefunden, um Verwerfungen in der Partei und einen Wahlsieg Hillary Clintons zu verhindern – „jetzt bekommen sie beides“, höhnt die New York Times.

Unterdessen beharken sich jene Republikaner, die jetzt das sinkende Trump-Schiff verlassen und jene, die dabeibleiben. Zu Letzteren gehört etwa Marco Rubio, der in Florida um seine Wiederwahl als Senator kämpft. „Ich will nicht, dass Hillary Clinton unsere nächste Präsidentin wird. Deshalb bleibt meine Position unverändert,“ sagte Rubio.

„Die Trump-Hindenburg steht längst in Flammen“

Manche, die jetzt abgesprungen sind, müssen sich Kritik von beiden Seiten gefallen lassen – wen wirklich überrasche, was die Trump-Tapes zutage gefördert hätten, müsse schon sehr blöd gewesen sein, sagen die einen. Andere, wie die konservative Kommentatorin Laura Ingraham, konstatieren einen „Verrat an Trump durch die republikanischen Eliten“, der so schnell nicht vergessen werde.

Der rechte Verschwörungstheoretiker Alex Jones von Infowars.com heulte und schrie in seiner TV-Sendung, er wolle Clinton nicht, die Republikaner sollten sich jetzt mal zusammenreißen.

In der konservativen National Review hingegen schreibt Ben Shapiro, dafür sei es zu spät: „Die Trump-Hindenburg steht längst in Flammen. Neue Passagiere aufzunehmen wird nur noch mehr Zerstörung bedeuten.“

In den jüngsten Umfragen liegt Clinton im Durchschnitt 6,2 Prozentpunkte vor Trump.

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