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Streit bei US-InvestigativplattformKeine Jagd auf Hunter Biden?

Journalist Glenn Greenwald fühlt sich von „The Intercept“ zensiert. Grund ist ein Artikel über eine Enthüllungsstory der „New York Post“.

Der Journalist Glenn Greenwald Foto: dpa

Der Journalist Glenn Greenwald hat die von ihm mitgegründete investigativ-journalistische Plattform „The Intercept“ verlassen. Der Grund sei, dass die Redaktion einen seiner Artikel nicht veröffentlichen wollte.

Greenwald spricht von „Zensur“ und „Unterdrückung“ seitens der Plattform. „The Intercept“ distanziert sich von den Vorwürfen und wirft Greenwald vor, dass er jede Form von Meinungsverschiedenheit als korrupt wahrnehmen würde.

In dem Artikel geht es um eine Enthüllungsgeschichte der New York Post über den Sohn von Joe Biden, Hunter Biden. Dieser soll dem Artikel zufolge die damalige Stellung seines Vaters als US-Vizepräsident genutzt haben, um Deals mit dem ukrainischen Energiekonzern Burisma zu machen.

E-Mails, die den Vorgang belegen sollen, stammen von einem Computer, der im Heimatort der Bidens in Delaware bei einem Reparaturshop abgegeben worden war. Auch weitere Vorwürfe um Hunter Bidens vermeintlich unlautere Geschäftsbeziehungen wurden publik gemacht. Die New York Post gehört Rupert Murdoch, der auch Chairman von Fox News und ein Unterstützer Donald Trumps ist.

Zweifel und Zensur

Ob an den Vorwürfen etwas dran ist oder dahinter ein Versuch der Trump-Kampagne steckt, Biden zu schwächen, oder ob es sich möglicherweise sogar um eine Einflussnahme Russlands handelt, lässt sich bisher nicht definitiv sagen. Jedenfalls hat es bereits vor der Veröffentlichung der New York Post Zweifel an der Echtheit der Enthüllungen gegeben. Twitter und Facebook blockten den Bericht für eine kurze Zeit, weil er Informationen enthielt, die durch Hacking beschafft worden waren. Das hatte für einen Aufschrei bei den Republikaner:innen gesorgt, die den Internet-Giganten Zensur vorwarfen.

In Greenwalds Artikel sollte es darum gehen, wie unkritisch die US-Medienlandschaft mit Vorwürfen gegen den demokratischen Präsidentschaftskandidaten umgehe. Noch größer als das Fehlverhalten Bidens sei das seiner Unterstützer:innen und Verbündeten in den US-Medien, steht in dem Entwurf des Artikels, den Greenwald veröffentlichte. Er wirft seinen Medien-Kolleg:innen, die hauptsächlich in demokratisch-liberalen US-Großstädten arbeiten, einen political bias, also Voreingenommenheit, vor. Der Fall erinnert an Bari Weiss, die im Juli die New York Times verließ, weil diese die Veröffentlichung eines Textes ablehnte, der sich für den Einsatz des Militärs bei den #BlackLivesMatter-Protesten aussprach.

Nachdem Greenwald für seine Berichterstattung über die Snowden-Enthüllungen zusammen mit dem Guardian den Pulitzer-Preis gewann, gründete er 2014 die unabhängige Medien-Plattform The „Intercept“, finanziert von Ebay-Gründer Pierre Omidyar. Die Redaktion von „The Intercept“ veröffentlichte ein Statement, in dem sie Greenwald vorwirft, dass er von „seinen journalistischen Wurzeln abgekommen sei“ und sich als Opfer darstellen würde.

Mittlerweile lädt der seine Texte auf „Substack“ hoch, eine Social-Media-Plattform, auf der jede:r frei veröffentlichen kann. Kritische Nachfragen von Kolleg:innen hat er dort nicht zu befürchten.

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5 Kommentare

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  • Was an all diesen Debatten immer wieder nervt, ist die Verwendung des Begriffes "Zensur". Dass irgendeine Zeitung/Zeitschrift/Plattform irgeneinen Artikel nicht veröffentlicht, ist keine Zensur, sondern ihr gutes Recht.



    Auch wenn jeder (fast) alles sagen darf, bedeutet das nicht, dass jeder (fast) alles überall sagen darf. Seit wann muss die taz Artikel von Herrn Gauland veröffentlichen?



    Also: Moralkeule wieder einpacken. V.a. dann, wenn dann noch in aller Öffentlichkeit darüber gestritten werden kann, warum ein Artikel von irgendwem nicht veröffenticht wurde.

  • The Intercept distanziert sich also von Zensur-Vorwürfen. D.h. die Veröffentlichung des Artikels wurde gestattet? Anscheinend nicht. Die Meinungsverschiedenheit hat dazu geführt, daß Greenwald den Artikel anderswo veröffentlichen mußte.

    Greenwald erklärt hier, warum er die Vorwürfe gegen Biden für plausibel hält und nicht um russische Einflußnahme:

    greenwald.substack...ter-biden-censored

    Ärgerlich ist, daß Greenwald erst jetzt The Intercept verläßt und nicht schon 2017, als The Intercept die Whistleblower Reality Winner aus Leichtsinn hat verbrennen lassen. Die Frau sitzt seit Juni 2017 im Knast. Aber gut, manchmal braucht es eben mehrere Schubser, eine richtige Entscheidung zu treffen.

    greenwald.substack...from-the-intercept

  • "Ob an den Vorwürfen etwas dran ist oder dahinter ein Versuch der Trump-Kampagne steckt, Biden zu schwächen oder ob es sich möglicherweise sogar um eine Einflussnahme Russlands handelt, lässt sich bisher nicht definitiv sagen."

    Ganz genau, dafür gibt es ja eine freie Presse, um auch solchen Sachen auf den Grund zu gehen, da ist nichts dran, ist schließlich auch eine Meldung.

    Wir leben schließlich in einer Welt, wo ein 76 Jahre alter Mann, der einen der größten Prozesse gegen den Mob in den USA geführt hat, hohe Stellungen in der Justiz innehatte und Bürgermeister einer der größten Städte der Welt war, einer Frau aufs Zimmer folgt, die er für 15 Jahre alt hält und nicht kennt, sich aufs Bett legt und sich die Hand in die Hose steckt.

    Hält man eigentlich nicht für möglich, war aber so.

  • Der Typ hatte selbst schon immer n Bias und gleitet immer weiter in seine Welt ab...traurig das das in der Öffentlichkeit passiert

    • @danny schneider:

      Der da wäre?



      Jemandem wie Greenwald Nähe zu den Republikanern vorzuwerfen ist lächerlich, dann hätte er niemals die Snoden Geschichte gebracht.