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Streit bei Bayern MünchenAngriff des Super-Egos

In München wird gerätselt, was FCB-Präsident Uli Hoeneß plötzlich gegen Louis van Gaal hat. Jetzt will Club-Chef Rummenigge schlichten und alles soll wieder gut werden.

Superegos unter sich: Uli Hoeneß und Louis van Gaal. Bild: dpa

Bei Alfons Schuhbeck hatte er noch gute Miene gemacht. Schließlich waren vor ein paar Wochen jede Menge Fotografen und Kameraträger ins Restaurant des Starkochs gekommen, wo es für Uli Hoeneß galt, als oberstes Vereinsmitglied möglichst fröhlich die Buchvorstellung eines Angestellten zu begehen. Er ließ gemeinsam mit den anderen Vorständlern Karl-Heinz Rummenigge und Karl Hopfner die Demütigung Louis van Gaals über sich ergehen. Wie Schulbuben führte der Holländer die Alphatiere des FC Bayern bei der Präsentation seines Drei-Kilo-Wälzers "Biographie & Vision" vor.

Danach war klar: Wenns um Fußball geht, entscheidet beim FCB nur einer: Louis van Gaal. Das ist nun auch dem Mister FCB aufgegangen. In der Talkshow "sky90" sagte Hoeneß am Sonntagabend: "Es ist schwierig, mit ihm zu reden, weil er anderer Leute Meinungen nicht akzeptiert. Ich habe mit ihm nicht mehr viel zu besprechen." Pardauz.

Im Klub herrschte umgehend Krisenstimmung. Am Montagnachmittag verschickten die Bayern eine Pressererklärung, in der sie mitteilten, dass Rummenigge bereits mit Hoeneß und van Gaal gesprochen hat. Demnächst will der Vorstandschef einen Versöhnungsgipfel moderieren. Ziel ist es, die "derzeitigen Unstimmigkeiten aus der Welt zu schaffen", wie es in der Erklärung heißt.

Hoeneß Dynamitsätze platzen mitten in eine Phase, in der die Tendenz sportlich Richtung München zu kippen scheint. Fragt sich, warum der Präsident ausgerechnet jetzt mit Erkenntnissen wie dieser rausrückt: "Es ist ähnlich wie bei Felix Magath: Ein Fußballverein darf heutzutage keine One-Man-Show mehr sein." Die Antwort: Hoeneß hielt es einfach nicht mehr aus. "Ich werde mir immer das Recht rausnehmen, etwas zu sagen, wenn mir elementare Dinge nicht passen. Und diese treiben mich schon seit sechs Monaten um."

Sechs Monate! Eine Ewigkeit für einen Menschen, der sein Herz auf der Zunge trägt. Mit dem Wechsel auf den Präsidentenposten verordnete er sich ein Redeverbot in der Erregung unmittelbar nach dem Spiel. Aber irgendwann läuft das Fass halt über.

Wenn Hoeneß vom Leder zieht, dann richtig. Der Niederländer habe Akteure aus der zweiten Reihe zu lange nicht stark gemacht, sagte Hoeneß. Es gebe vier, fünf Spieler, "die hier permanent falsch eingeschätzt werden". Es sei richtig gewesen, diese vor der Saison gehalten zu haben: "Der Vorstand hat gesagt: Jetzt ist genug. Jetzt sind sie da und helfen uns, die Kohlen aus dem Feuer zu ziehen."

Das 4:2 gegen den SC Freiburg kam dem Präsidenten gerade recht: "Timoschtschuk zum Beispiel war in der zweiten Halbzeit der beste Mann am Platz. Dann wundert man sich, wenn man ein Jahr lang hört, dass er nicht gut genug für Bayern sei", so Hoeneß.

Schwer vorstellbar, dass die zwei Super-Egos vor der Champions-League-Partie am Mittwoch in Cluj gemütlich beim Rotwein sitzen, wie das mit dem braven Unterordner Ottmar Hitzfeld jahrelang zelebriert wurde.

Gerade erst hat man sich mit van Gaal auf eine Verlängerung des Vertrags bis 2012 geeinigt, danach will sich der 59-Jährige einen letzten Wunsch erfüllen und ein Nationalteam trainieren. Dass er nach der Hoeneß-Attacke diesen Plan vorzieht, will Rummenigge nun verhindern helfen.

Van Gaal jedenfalls weiß um seine Qualität. Das erste Kapitel seiner Biographie heißt "Die Vorsitzenden", darin singen etliche Club-Präsidenten das Hohelied auf ihn - auch Uli Hoeneß: "Der FC Bayern ist nach einem Jahr mit Trainer Louis van Gaal ein erfolgreicher Klub mit einer hervorragenden Perspektive. [ …] Er ist als Trainer großartig und als Mensch hochinteressant. Großartig und hochinteressant ist auch der FC Bayern. Wohl deshalb passt es so gut zusammen."

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