Streiks an den NRW-Unikliniken: Überfällige Einigung
Die Beschäftigten der Unikliniken in NRW konnten endlich einen Erfolg erringen. Dass dafür 77 Tage Streik notwendig waren, ist skandalös.
Mitarbeiter:innen der Uniklinik in Bonn bei einer der vielen Demonstrationen Foto: Olivr Berg/dpa
Wenn man Kranke nicht mehr versorgen kann, weil es einem selbst nicht gut geht, dann muss man die Notbremse ziehen. Wenn sich dieser Zustand nicht auf eine einzelne Person bezieht, sondern auf eine komplette Belegschaft, auf ein ganzes Krankenhaus, auf alle Krankenhäuser – dann muss gestreikt werden.
Der Streik der Beschäftigten der Uniklinken in NRW war lang: 77 Tage. Ein historischer Arbeitskampf, an dessen Ende ein Erfolg steht. Zuvor jedoch wurde auf die Pfleger*innen und Mitarbeiter*innen der Kliniken ein erheblicher Druck ausgeübt. Nicht nur durch öffentliches Beklagen der verschobenen Operationen. Die Uniklinikleitung in Bonn ließ juristisch prüfen, ob der Streik beendet werden kann. Erst nach der gerichtlichen Prüfung kam es zu Verhandlungen. Das alleine ist skandalös.
Die Beschäftigten streikten, weil sie regelmäßig bei der Arbeit überlastet sind, weil Personal fehlt. Immer mehr kehren dem Gesundheitswesen den Rücken, weil der Stress zu viel wird. Das sind keine Neuigkeiten. Das weiß man seit Jahren. Das wird so oft beklagt, dass es schon niemand mehr hören will. Aber der Applaus von den Balkons während der Pandemie alleine reicht nicht.
Die bessere Versorgung von Kranken – diese Forderung steht hinter diesem Streik – sollte der oberste Wunsch aller sein. Stattdessen nahmen die Klinikleitungen in Kauf, dass sich die Beschäftigten noch weniger in ihrer Arbeit wertgeschätzt fühlen und noch wütender wurden. Denn auch wenn es bei diesem Arbeitskampf nicht um Wertschätzung ging, bleibt eines doch hängen: Pfleger*innen machen darauf aufmerksam, dass sie ihrem Job, den sie eigentlich gerne machen, unter diesen Bedingungen kaum mehr richtig nachkommen können.
Aber statt Lösungen zu diskutieren, wurde lange geschwiegen. Ein 100-Tage-Ultimatum musste verstreichen. Elf Wochen mussten Menschen in Streikzelten sitzen. Gut, dass die Beschäftigten zusammenstanden und einen langen Atem bewiesen haben. Konkrete Verbesserungen gegen die Überlastung im Arbeitsalltag der Kliniken sind längst überfällig.
Streiks an den NRW-Unikliniken: Überfällige Einigung
Die Beschäftigten der Unikliniken in NRW konnten endlich einen Erfolg erringen. Dass dafür 77 Tage Streik notwendig waren, ist skandalös.
Mitarbeiter:innen der Uniklinik in Bonn bei einer der vielen Demonstrationen Foto: Olivr Berg/dpa
Wenn man Kranke nicht mehr versorgen kann, weil es einem selbst nicht gut geht, dann muss man die Notbremse ziehen. Wenn sich dieser Zustand nicht auf eine einzelne Person bezieht, sondern auf eine komplette Belegschaft, auf ein ganzes Krankenhaus, auf alle Krankenhäuser – dann muss gestreikt werden.
Der Streik der Beschäftigten der Uniklinken in NRW war lang: 77 Tage. Ein historischer Arbeitskampf, an dessen Ende ein Erfolg steht. Zuvor jedoch wurde auf die Pfleger*innen und Mitarbeiter*innen der Kliniken ein erheblicher Druck ausgeübt. Nicht nur durch öffentliches Beklagen der verschobenen Operationen. Die Uniklinikleitung in Bonn ließ juristisch prüfen, ob der Streik beendet werden kann. Erst nach der gerichtlichen Prüfung kam es zu Verhandlungen. Das alleine ist skandalös.
Die Beschäftigten streikten, weil sie regelmäßig bei der Arbeit überlastet sind, weil Personal fehlt. Immer mehr kehren dem Gesundheitswesen den Rücken, weil der Stress zu viel wird. Das sind keine Neuigkeiten. Das weiß man seit Jahren. Das wird so oft beklagt, dass es schon niemand mehr hören will. Aber der Applaus von den Balkons während der Pandemie alleine reicht nicht.
Die bessere Versorgung von Kranken – diese Forderung steht hinter diesem Streik – sollte der oberste Wunsch aller sein. Stattdessen nahmen die Klinikleitungen in Kauf, dass sich die Beschäftigten noch weniger in ihrer Arbeit wertgeschätzt fühlen und noch wütender wurden. Denn auch wenn es bei diesem Arbeitskampf nicht um Wertschätzung ging, bleibt eines doch hängen: Pfleger*innen machen darauf aufmerksam, dass sie ihrem Job, den sie eigentlich gerne machen, unter diesen Bedingungen kaum mehr richtig nachkommen können.
Aber statt Lösungen zu diskutieren, wurde lange geschwiegen. Ein 100-Tage-Ultimatum musste verstreichen. Elf Wochen mussten Menschen in Streikzelten sitzen. Gut, dass die Beschäftigten zusammenstanden und einen langen Atem bewiesen haben. Konkrete Verbesserungen gegen die Überlastung im Arbeitsalltag der Kliniken sind längst überfällig.
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Kommentar von
Linda Gerner
Nachrichtenchefin/CvD
Schreibt seit 2017 für die taz und arbeitet seit 2020 als Redakteurin bei der taz. Studierte Kommunikationswissenschaften, Germanistik, Anglistik sowie Kulturjournalismus in Berlin und Essen.
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