Streikende bei SRW geben auf: Ende mit Schrecken
Die Arbeiter:innen der Recyclingfirma SRW konnten keinen Tarifvertrag erstreiken. Nun endet ihr Arbeitskampf nach sechs Monaten Streik.
Der längste Streik in der Geschichte der IG Metall ist zu Ende. Nach einer Urabstimmung hat die Gewerkschaft am Montag ihren Arbeitskampf bei der Recyclingfirma SRW Metalfloat aufgegeben. Seit dem 8. November 2023 hatte ein Teil der Belegschaft ihre Arbeit niedergelegt und forderte vor dem Werkstor in Rötha bei Leipzig einen Tarifvertrag – ohne Erfolg.
Der Arbeitgeber lehnte den Tarifvertrag ab und ließ sich auch durch den Streik nicht an den Verhandlungstisch zwingen. Dass Bundes- und Landespolitiker:innen den Streik besuchten und internationale Presse berichtete, änderte nichts. Ein Teil der Belegschaft arbeitete weiter, auf den verwies die SRW ebenso wie auf frühere Erfahrungen, die zeigten, dass ein Tarifvertrag nicht nötig sei.
Das Streikende hatte sich angebahnt. In der vergangenen Woche hatte die IG Metall angekündigt, den Streik zu unterbrechen, um Verhandlungen herbeizuführen. Doch als die Streikenden ihre Arbeit wieder aufnehmen wollten, hatte SRW-Geschäftsführer Thomas Müller die Beschäftigten ausgesperrt (taz berichtete). Derzeit bekommen sie keinen Lohn, dürfen aber auch nicht arbeiten.
Man habe das Streikende zur Kenntnis genommen, wolle sich aber aktuell noch nicht äußern, teilten die sächsische Recyclingfirma und der dazugehörige Mutterkonzern nun auf taz-Anfrage mit. SRW ist Teil der Scholz Gruppe mit 70 Unternehmen in Deutschland. Die Gruppe gehört wiederum zur chinesischen Chiho Environmental Group.
Wohl eher ein „Einzelfall“
Michael Hecker, der zuständige Gewerkschaftssekretär der IG Metall, kritisiert, dass der Arbeitgeber nur mit dem Betriebsrat, nicht mit der Gewerkschaft verhandeln wollte: „Scholz Recycling und SRW Metalfloat missachten unser deutsches Mitbestimmungsrecht.“
Der Arbeitskampfexperte Heiner Dribbusch sagt, es gebe auch andere Arbeitgeber, die es aus „ideologischen Gründen“ kategorisch ablehnen, mit Gewerkschaften über Tarifverträge zu verhandeln. „Finanzielle Belastungen spielen dabei oft eine untergeordnete Rolle. Es geht den Firmen ums Prinzip. Das bekannteste Beispiel hierfür ist Amazon.“
Dribbusch forschte bis 2019 beim Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut der Hans-Böckler-Stiftung zu Arbeitskämpfen, vergangenes Jahr veröffentlichte er ein Buch dazu. „Die Arbeitgeberseite ist den Gewerkschaften insofern strukturell überlegen, als sie erst einmal entscheiden kann, ob sie überhaupt Tarifverträge abschließen will.“ Wenn nicht, müsse die Gewerkschaft stark genug sein, dies per Streik durchzusetzen. Stehe die Belegschaft nicht geschlossen dahinter, „wird es schwierig“.
Der Streik bei SRW Metalfloat sei aber ein „Einzelfall“. Die Dauer sei äußerst selten, ebenso, dass es gar keine Einigung gab. „Die IG Metall könnte den Streik finanziell sicher noch lange durchhalten, aber irgendwann wird die Belastung auch für die Streikenden zu groß. Vor allem wenn es keinerlei Einigungsperspektive gibt“, so Dribbusch.
Aber der Fall solle auch nicht überbewertet werden. „In vielen anderen Fällen haben sich die Beschäftigten durchgesetzt.“
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