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Streik bei der Post in BerlinEinsatz aus Solidarität

Seit Anfang Juni wird bei der Post gestreik. Ein Besuch beim Streikposten in Tempelhof.

Streik macht das stressige Leben wieder etwas langsamer: zwei streikende Mitarbeiterinnen der Post. Foto: dpa

Vor dem Eingang zum Postgelände stehen und sitzen etwa 25 Mitarbeiter. Hier, im Gewerbegebiet, steht eines der großen Sortierzentren der Deutschen Post in Berlin. Alle Briefe, deren Postleitzahlen mit einer 10 beginnen, gehen durch diese Halle.

Vor dem Werkstor steht Jörg Schneider. Zum Schutz vor der Sonne hat er sein Verdi-Käppi tief ins Gesicht gezogen. Er ist Zusteller in Mitte. Er streikt seit dem 9. Juni. Es ist der erste große Poststreik seit 1994, als die Bundespost privatisiert wurde. „So lange gestreikt habe ich noch nie“, sagt Schneider.

Bisher beteiligen sich mehr als 2.000 Postmitarbeiter in Berlin und Brandenburg am Ausstand. Gewerkschaft und Post AG streiten über die Ausgliederung der Paketzusteller in 49 regionale Gesellschaften, die von der Post Anfang des Jahres beschlossen wurde. Diese zahlen nicht den Haustarif von 17, sondern nur 13 Euro pro Stunde. Die Post argumentiert, die Löhne seien doppelt so hoch wie bei der Konkurrenz. Verdi aber will die Ausgliederung rückgängig machen und dafür 2015 auf Gehaltserhöhungen verzichten.

Das Besondere: Die meisten Streikenden sind nicht selbst betroffen. Auch am Streikposten im Tempelhof sind die meisten Streikenden nicht Paketzusteller, sondern Sortierer, Postboten, Fahrer. Sie streiken aus Solidarität mit den Kollegen.

Besonders wütend macht die Streikenden, dass die Lohnkürzungen zu einer Zeit kommen, in der die Post ihren Aktionären hohe Gewinne verkündet. 2,8 Milliarden Euro waren es im Jahr 2014, bis 2020 soll der Gewinn auf 5 Milliarden steigen. Das Problem: Wenn die Lokführer und Piloten streiken, kriegt das jeder zu spüren. Der Poststreik bleibt bisher jedoch recht unsichtbar, wenn man nicht gerade auf einen wichtigen Brief wartet.

Um die Sichtbarkeit zu erhöhen, demonstrierten die Postler am Dienstag vor dem Finanzministerium. Dem Bund gehören weiterhin 21 Prozent der Post, er ist damit der größte Aktionär. „Beim Streik der Lokführer gab es sofort Reaktionen aus der Politik“, meint Schneider. Jetzt bleibe die Koalition still.

Am Donnerstag entschied Verdi, den Streik auszuweiten. Zwei Paketzentren und weitere Zusteller in Brandenburg wurden in den Streik einbezogen.

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