Stonewall, Black Lives Matter und Ende Gelände – warum Kämpfe zusammen­gedacht werden müssen

Queere Menschen sprengen eingefahrene Wege und Normen und haben schon deshalb viel widerständiges Potenzial

Von Dante Davis
und Freddie Diallo

Während in den letzten Jahren immer mehr die Notwendigkeit von feministischen Perspektiven auf die Klimakrise anerkannt wird, werden queere Menschen, wie trans* oder inter* Personen, oft vergessen. Dabei sind besonders die Perspektiven von queeren Black, Indigenous und People of Color wichtig für die Klimagerechtigkeitsbewegung.

Das liegt nicht nur daran, dass alle Perspektiven wichtig sind, um eine gerechte Gesellschaft zu erschaffen, vor allem die bislang marginalisierten Perspektiven. Queere Perspektiven haben auch ein widerständiges Potenzial, da queere Menschen gesellschaftliche Normen hinterfragen.

Feministische Theorien betrachten oft die Rolle von Geschlecht in kapitalistischer Ausbeutung: nämlich die Aufteilung in die männliche, bezahlte Produktions- und die weibliche, kaum bezahlte Reproduktionsarbeit wie Haushalt, Pflege und Kindererziehung. Queere Menschen stellen diese Geschlechteraufteilung alleine durch ihre Existenz in Frage, da sie zum Beispiel nicht immer Frauen oder Männer sind beziehungsweise nicht in heterosexuellen Partnerschaften leben. Sie sind kapitalistisch nicht so „verwertbar“ und darin steckt ihr widerständiges Potenzial.

Und sie sprengen die Heteronormativität. Dabei profitieren aber etwa weiße queere Menschen immer noch von Rassismus und rassistischer Ausbeutung. Deshalb können wir beobachten, dass es auch queere Personen gibt, die die gesellschaftlichen Machstrukturen aktiv unterstützen – wie zum Beispiel Jens Spahn oder Alice Weidel.

Queere Menschen, die in vielerlei Hinsicht marginalisiert sind, fallen oft aus der Gesellschaft heraus. Wenn Menschen strukturell ausgeschlossen werden, durch Rassismus oder Klassismus, dann kann das bedeuten, dass sie besonders von den Wetterextremen des Klimawandels betroffen sind: LGBT-Jugendliche sind doppelt so oft obdachlos wie heterosexuelle. Es kann aber auch bedeuten, dass sie in ihren Communitys schon einmal üben, wie das Gute Leben für alle aussehen kann.

Wenn wir das Leben vieler queerer BIPoC betrachten, dann sehen wir, dass sie nicht nur diskriminiert werden aufgrund ihrer sexuellen oder Geschlechtsidentität, sie erfahren auch Rassismus. Die Überschneidung und das Zusammenwirken von verschiedenen Machtverhältnissen und Diskriminierungsformen wird Intersektionalität genannt. Queere BIPoC erleben nicht nur Rassismus in der Mainstream Gesellschaft, sondern auch in vermeintlich toleranten queeren Räumen. Laut einer Erhebung eines britischen LGTBQI Verbandes 2018 erlebten 51 Prozent der befragten BIPoC Rassismus innerhalb der queeren Welt. Bei queeren Schwarzen Menschen allein sind es 61 Prozent. Queere BIPoC werden öfter fetischisiert und diversen Klischees zugeteilt. Dabei waren es mehrfach marginalisierte Personen wie Marsha P. Johnson, eine Schwarze trans* Frau und Sexarbeiterin, die für die Rechte aller queeren Menschen gekämpft haben. Seit dem Mord an George Floyd und den wiederauflebenden Diskussionen über Anti-Schwarzen Rassismus, wird auch darüber nachgedacht, inwiefern queere BIPoC, insbesondere trans* Personen innerhalb der Black-Lives-Matter-Bewegung mitgedacht werden. Immer wieder erfahren wir von der Ermordung Schwarzer trans* Personen – alleine in den USA 130 Personen seit 2013! Daher braucht es dringend mehr antirassistische Haltung innerhalb der LGBTQI+ Bewegung, damit queere Räume zu Safer Spaces für queere BIPoC werden können. Gleichzeitig fordern wir von der Klimagerechtigkeitsbewegung mehr intersektionales Denken und das Mitdenken von Queers und BI_PoC nicht nur als Betroffene des Klimawandels, sondern auch als Mitstreiter_innen und Gestalter_innen einer gerechten Welt.