piwik no script img

Hermannus Pfeiffer über die Hauptversammlung der Deutschen BankStolz, ein Deutsch-Banker zu sein

Gute Nachrichten sind schlechte Nachrichten. Das Aufatmen vornehmlich linker Kritiker – und daran mangelt es aus guten Gründen nie – ist unüberhörbar: Die letzte deutsche Großbank zieht sich aus dem bösen Investmentbanking zurück. Doch damit ist die globale Zockerei, die gerade wieder so richtig in Fahrt kommt, mitnichten vorbei. In die verlassene (Markt-)Lücke werden freudig Goldman Sachs und Konsorten springen.

Die zweite schlechte Nachricht: Der Rückzug aus Investment-Exzessen und Trumps Amerika kostet dort wie hier eine Menge Jobs. Rund 10.000 Vollzeitstellen sollen in wenigen Monaten verschwinden. Es sind hauptsächlich die Arbeitsplätze in der dritten und vierten Managerreihe, dazu Sachbearbeiter, Sekretäre und Hausmeisterinnen. Häme verbietet sich da von selbst.

Er sei „stolz“, ein Deutsch-Banker zu sein, erklärte Christian Sewing seinen Aktionären. Der vor wenigen Wochen an die Spitze berufene Vorstandsvorsitzende ist seit dreißig Jahren in der Firma. „Stolz“, ein Deutsch-Banker zu sein, wäre manch Postler vielleicht auch gerne. Die Postbank AG – sie soll ganz in das Privatkundengeschäft der Deutschen Bank integriert werden – hat bereits angekündigt, jede zehnte Filiale zu schließen. Das kostet weitere Arbeitsplätze.

Es könnten noch mehr werden. Denn Sewing bleibt seinen Beschäftigten schuldig, wie und wo er denn eigentlich Wachstum herkriegen will: Die Zinsen bleiben mickrig, die Smartphone-Kundschaft bankert am liebsten selbst im Internet und Firmenkunden begleitet die Großbank auch jetzt schon bis nach China.

Und die Konkurrenz schläft nicht. Die Commerzbank oder demnächst die privatisierte HSH Nordbank zielen auf dieselbe lukrative Klientel. Beim Klein-Klein leisten Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken vergleichsweise gute Arbeit. Kurzum, die gestrige Hauptversammlung nährt den Verdacht, Sewing und seine Deutsche Bank werden eigentlich von niemandem benötigt – außer von der restlichen Belegschaft und rund einer halben Million Aktionäre in aller Welt.

wirtschaft + umwelt

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen