piwik no script img

Störsender

■ Jugendliche Handyanrufer blockieren Telefonseelsorge des Diakonischen Werkes

Bei der Telefonseelsorge des Diakonischen Werks klingelt momentan pausenlos das Telefon. Allerdings nicht, weil die Leute noch mehr Sorgen als sonst haben, sondern weil Jugendliche sich einen Spaß daraus machen, mit ihren Handys die kostenfreie Nummer der Telefonseelsorge anzurufen. Momentan sind dreiviertel aller Anrufe Bluff. Pastorin Bettina Seiler, Leiterin der Telefonseelsorge, berichtet: „Das geht von Gruppen kichernder Teenies über scheinbar ernst gemeinte Anrufe bis hin zu obszönen Beschimpfungen.“

Die Hamburger Telefonseelsorge wechselt sich mit den anderen 103 deutschen Telefonseelsorgen in der Annahme der Anrufe aus dem Mobilfunknetz ab. Für zwei Wochen sind neben Hamburg zehn andere Einrichtungen dran, danach haben sie vier Wochen Handypause.

Die vielen sinnlosen Anrufe werden zur ernsten Belastung für die Arbeit der 100 ehrenamtlichen Telefonseelsorger. Sie verschwenden Zeit und lassen die Motivation schwinden. „Immer wenn die Mobiltelefone auf unsere Telefonseelsorge geschaltet sind, winken viele der Helferinnen und Helfer ab: Die Störanrufe sind zu lästig.“

Seiler hält es jedoch nicht für sinnvoll, gar keine Handy-Anrufe entgegenzunehmen: „Auch aus dem Mobilfunknetz erreichen uns bedenkliche Hilferufe.“ Die kämen meist von Jugendlichen, die ganz neue Ängste ins Gespräch brächten. Viele von ihnen würden sich in der virtuellen Welt regelrecht verirren.

Die Pastorin hofft auf die Einsicht der Jugendlichen und Unterstützung der Eltern. Allerdings können diese nicht kontrollieren, ob ihre Kinder zu den Störanrufern gehören. Die 0800er Nummern erscheinen nicht auf der Telefonrechnung. san

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen