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Stiftung Warentest warntFinger weg von Bambusbechern!

Achtung, das ist kein Naturprodukt: Die Stiftung Warentest rät von Mehrweg-Bambusbechern ab. Schon heißer Kaffee darin kann schädlich sein.

Was wurde eigentlich aus der guten alten Kaffeetasse? Foto: Unsplash/ William Moreland

Berlin taz |Es ist der nächste Rückschlag für den bereits häufig kritisierten Bambus-Mehrwegbecher. Bereits in der Vergangenheit wurde er nicht besonders empfohlen, nun zeigt eine Untersuchung der Stiftung Warentest: Aus mehr als der Hälfte der zwölf getesteten Becher gingen hohe Mengen Melamin ins Getränk über.

Die übrigen Becher erweckten „fast alle mit falschen Werbe­versprechen den Eindruck, mit dem Kauf würden Nutzer ein reines Bambus­produkt erwerben oder der Umwelt einen Dienst erweisen“. So Bio sind die Becher aber gar nicht. Fazit von Stiftung Warentest: „Lassen Sie die Finger von Bambusbechern.“ Besser wäre es, für Heiß­getränke unterwegs Mehr­wegbecher aus anderen Materialien als Bambus zu verwenden.

Viele Käufer würden glauben, „dass sie ein reines Naturprodukt erwerben“, schreibt Stiftung Warentest. Dem sei aber nicht so. Zwar bestehen die Mehrwegbecher aus zermahlenen Bambusfasern, allerdings ergibt das reine Pulver keinen fertigen Becher.

Melaminharz ist ein Kunststoff, der sich aus Melamin und Formaldehyd zusammensetzt. Er ist grundsätzlich oft im Gebrauch, zum Beispiel findet man ihn in Kindergeschirr. Allerdings ist das Material nur bei Temperaturen bis 70 Grad Celsius ungefährlich. Bei Kaffee, einem Heißgetränk, ist die Lage durchaus ernster. Melamin steht im Verdacht, Erkrankungen im Blasen- und Nieren­system zu verursachen. Form­aldehyd kann Haut, Atemwege oder Augen reizen sowie beim Einatmen Krebs im Nase-Rachen-Raum verursachen.

Morgenheld reagiert sofort

Die Stiftung Warentest hat in dem Testverfahren eine kaffeeähnliche Substanz mit Essigsäure erzeugt, und sie zwei Stunden 70 Grad Celsius warmgehalten. Nach dem dritten und siebten Durchgang wurde der Melamingehalt der Kaffeebecher untersucht. Vier der zwölf Mehrwegbecher hatten schon nach drei Durchgängen zu hohe Melaminwerte, nach dem siebten Durchgang waren wiesen sieben Becher zu hohe Melaminwerte auf.

Einzig die Becher von Bos, Morgenheld, Pandoo, PPD und Chicmic wiesen keine hohen Melaminwerte auf. Bis auf Chicmic wurden allerdings alle genannten Marken der „irreführenden Kennzeichnung“ von Stiftung Warentest gerügt. Bamboo schreibt von einem „Naturbecher“, PPD setzt ein Recyclingsembol auf die Verpackung – obwohl das Produkt höchstens verbrannt werden kann.

Mitarbeiter von Pandoo und Morgenheld bestätigten auf Anfrage die irreführende Kennzeichnung. „Da steht eine falsche Bezeichnung drauf, da hat Warentest recht“, räumte ein Sprecher von Morgenheld ein. Morgenhelds Verpackung solle geändert werden. Demnächst steht dort, dass zumindest der Grundstoff biologisch abbaubar sei.

Weitaus schlechter haben die Becher von Aldi Nord, Ecoffee Cup, Grafik Werkstatt, Ikea und La Vida abgeschnitten. Diese hatten zwar keine irreführenden Angaben hinsichtlich ökologischen Abbaus, allerdings war der Melaminwert in diesen Bechern deutlich zu hoch. Die Unternehmen Rex London und Zuperzozial haben in beiden Kategorien schlecht abgeschnitten: Stiftung Warentest wirft ihnen vor, sowohl zu hohe Melaminwerte als auch irreführende Kennzeichen zu haben.

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1 Kommentar

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  • "Bambusbecher (aus Pulver usw.) sind nicht anderes als Spanplatten in Rund!"



    .



    Das einzige Material das mMn. neutral & ohne Probleme für Heiß&Kaltgetränke (ein oder 2 wandig)) vernünftig nutzbar ist, ist Edelstahl.



    Daraus schmeckt sogar Wein, Bier usw.



    Die Umweltbilanz dieser Becher weiß ich nicht, aber da die Jahrzehnte halten (meine "Lieblingskaffeetasse für Reisen & zu Hause ist > 15 Jahre alt), dürften die "Langzeitbilanz" relativ gut sein!



    .



    Gr Sikasuu