Steve Jobs: Der mit dem Apfel
Unter Jobs hat Apple nicht bloß digitale Geräte geschaffen. Apple steht für Fortschritt und Schönheit. Was war das Geheimnis seines Erfolges?
Der Rückzug auf Raten des Apple-Vorstandschefs Steve Jobs erinnert an das Abtreten eines Popstars. Nicht von ungefähr: Steven Paul Jobs konnte als Konzernchef Millionen Menschen begeistern. Der charismatische, teils auch als exzentrisch geltende Jobs ist das Synonym für den Erfolg der Firma und den Siegeszug seiner Produkte.
Wenn es heute noch eine Firma gibt, die man zu Recht als Heimcomputerhersteller bezeichnen kann, ist es wohl das Imperium mit dem Apfellogo. Aber Apple ist nicht nur das, nicht nur iMac, MacMini und MacBook-Notebook, sondern auch iPad und iPhone sowie die Software. Geräte und Programme von Apple sind in vielen Hosentaschen, Wohnzimmern und Büros zu Hause.
Seinen Erfolg verdankt Apple zwei Grundannahmen. Erstens: Menschen sind bereit, einfach erlernbare neue Bedienungskonzepte zu nutzen. Zweitens: Produkte sollen schön und funktional sein. Für beides stehen die Produkte des Konzerns, spätestens seit Steve Jobs Mitte der neunziger Jahre zum Apple-Konzern zurückkehrte, den er 1985 verlassen hatte.
Kindheit und Jugend: Als Sohn des syrischen Politikwissenschaftlers Abdulfattah Jandali und der Amerikanerin Joanne Carole am 24. Februar 1955 in San Francisco geboren; wächst aber in einer Adoptivfamilie auf. Verlässt nach nur einem Jahr das College.
Apple: Gründet 1976 zusammen mit Steve Wozniak und Ronald Wayne Apple. Jobs erkennt das Potenzial des Rechners, den Wozniak eigenhändig gebaut hatte, und schlägt die Firmengründung vor. Der erste Rechner heißt Apple I und ist für 550 Dollar zu kaufen. Das Nachfolgemodell Apple II ist der erste vollwertige Personalcomputer. Apple III hingegen ist ein Flop, Apple verliert den PC-Markt an IBM.
Abgang und Rückkehr: Nach einem Machtkampf verlässt Jobs 1985 das Unternehmen. Apple verliert erhebliche Marktanteile an den Konkurrenten Microsoft. 1996 kehrt Jobs zurück. (taz)
Denn Computer sind für die meisten Nutzer bloße Rechenknechte; Büromaschinen wie es schon der Name der International Business Machines (IBM) deutlich macht. Sie gelten als langweilig und undurchschaubar. Computer sollen funktionieren. Und das so, wie man es als Benutzer erwartet.
Unaufdringlich, aber markant
Wenn sie zudem auch noch form- und farbschön sind, man sich nicht dafür schämen muss, sie in der Hand zu halten oder im Wohnzimmer stehen zu haben, dann werden sie vom schnöden Gebrauchsgegenstand zu dem, das den Erfolg von Apple ausmacht: zum Gadget, zum Spielzeug, zum Accessoire eines Way of Life. Apple ist ein Image, von dem Nutzer ein bisschen abbekommen wollen und wofür sie auch gerne etwas mehr zahlen.
Steve Jobs ist ein guter Präsentator. Unaufdringlich, aber markant. Er spricht nachdrücklich, ohne salbungsvoll zu wirken. Nicht überdreht, manchmal mit einem verschmitzten Lächeln. Seine Keynotes, die Präsentation von neuen Produkten, haben Millionen Menschen rund um den Globus in den Bann gezogen. Stets begleitet von Gerüchten darüber, was er wieder vorstellen würde. War es einmal kein neues Gerät oder eine bahnbrechende Software, dann wurde weitergemutmaßt. Denn das nächste dicke Ding, das würde auf jeden Fall kommen. Apple heißt Schönheit. Apple heißt Fortschritt. Apple heißt: Das, was selten nervt. Und Apple heißt: Kult.
Wie kommt so etwas zustande? Zum einen war es ein Zufall. Die Apple-MacIntosh-Computer galten lange Zeit als Geräte der Feingeister. Musiker, Designer, Grafiker - sie alle arbeiteten am liebsten mit Appleprodukten. Die funktionierten einfach. Keine Spur von Lötkolben, Kabelschächten, umständlichen Software-Installationen und unverständlichen DOS-Ebenen.
Apple steht für eine rigorose Firmenpolitik und geschlossene Systeme. Als Anfang der neunziger Jahre andere Firmen Apple-kompatible Rechner auf den Markt warfen, ging Apple gegen diese vor. Apples Universum gehört nur einem: Apple. Es ist das Gegenkonzept zum offenen Baukastenansatz der sogenannten IBM-kompatiblen, bei dem alles mit allem kombinierbar ist.
Prinzip Bevormundung
Und das gilt nicht nur für die Hardware: Apples Software, jenseits der Applecomputer, ist ebenso eine in sich geschlossene Welt, die man nur mit Tricks öffnen kann. Das iPad ist ein Computer, auf dem die Nutzer kaum Rechte haben. Gleiches gilt für das iPhone, das ebenfalls nur mit Tricks aus dem Herstellerkäfig befreit werden kann, in dem nur über den Apple AppStore geladene Software genutzt werden kann. Aber wer macht sich schon die Mühe? Es läuft ja alles rund.
Der iPod revolutionierte die Welt der MP3-Player. Es gab vorher schon Geräte, aber wer hätte schon ein Rad zur Navigation in einen dieser neumodischen Walkmans eingebaut? Mit dem iPod kam ein Programm namens iTunes hinzu. Das konnte nicht nur Musikdateien verwalten, sondern war zugleich ein Onlineshop: Erstmals wurde es wirklich einfach, Musik im Internet einzukaufen. Es war Apple unter Steve Jobs, die die Musiklabels zur Kooperation brachten. Erst vorsichtig - alle Dateien waren mit Kopierschutz ausgestattet -, dann wurden diese nervigen Barrieren eingerissen. Was die Musikindustrie nicht geschafft hatte, eine benutzbare legale Umgebung für den Musikerwerb zu schaffen, gelang Apple mit iPod und iTunes.
Es scheint alles gut zu sein im Apfelland. Doch die Gerüchte, dass Apple demnächst auch auf seinen Computern Software-Käfige installieren will, reißen nicht ab. Die Entmündigung der Nutzer zugunsten der Faulheit, auch dafür stehen die Produkte. Was bei einem MP3-Player noch verkraftbar und bei einem Telefon tolerierbar scheint, beim Herz der heimischen Digitalmöblierung könnte das für die Nutzer einen Schritt zu weit gehen, dass Apple rundum diktiert, was gut für die Nutzer ist, könnte die Freude der Apfelmännchen merklich schmälern.
Steve Jobs, dem ein Hang zur Pedanterie nachgesagt wird, wollte immer ein perfektes Ergebnis - zumindest, was Bedienbarkeit, Haptik und Optik anging. Dieser Drang und der Mut, neue Ideen in Serie zu fertigen, das war das Erfolgsrezept.
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