Steuerpolitik in Haiti: Tagelöhner müssen für Reiche zahlen
Staatspräsident Moïse hat die Abgeordnetendiäten drastisch erhöht. Zahlen soll das die völlig verarmte Bevölkerung Haitis. Nun wird gestreikt.
Der Protest richtet sich gegen das neue Steuergesetz der haitianischen Regierung von Staatspräsident Jovenel Moïse. Vor allem regt die arme Bevölkerung auf, dass der 49 Jahre alte Agrounternehmer jetzt über ein erhöhtes Budget von 2,2 Milliarden verfügt. Und die Abgeordneten sich gleichzeitig eine 74-prozentige Erhöhung ihrer Spesen, Abgeordnetendiäten, Mitarbeitergehälter und Reisekosten gegönnt haben.
Bezahlt werden sollen die Auslagen von den etwa elf Millionen Bürgern des Landes, von denen bis zu 80 Prozent am Rande oder unter dem Armutslevel von 1,50 Euro pro Tag leben müssen.
Besonders eine Verwaltungsgebühr für alle Bürger regt die Demonstranten auf. Umgerechnet rund 132 Euro Verwaltungssteuer im Jahr soll jeder bezahlen, der „staatliche Dienstleistungen“ in Anspruch nehmen will. Fahrer von Tap-Tap-Bussen, meist Tagelöhner, mit denen der nicht vorhandene öffentliche Nah- und Fernverkehr aufrechterhalten wird, müssen damit für ihre Fahrerlizenz mehr als ein Sechstel ihres durchschnittlichen Jahreseinkommens von 820 Euro für die Verwaltung berappen.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Jugend im Wahlkampf
Schluss mit dem Generationengelaber!
Wahlentscheidung
Mit dem Wahl-O-Mat auf Weltrettung
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Russland und USA beharren auf Kriegsschuld des Westens