Stellenabbau nach Kauf von Monsanto: Bayer streicht 12.000 Arbeitsplätze
Der größte Teil der Streichungen soll das Geschäft mit dem Pflanzenschutz und Konzernfunktionen betreffen. Mit dem Betriebsrat gibt es eine Vereinbarung.
Die Maßnahmen sollen einschließlich der erwarteten Synergien aus der Monsanto-Übernahme von 2022 an jährliche Beiträge in Höhe von 2,6 Milliarden Euro einsparen. Geplant ist auch, das Geschäft mit Tiergesundheit, die Marken Coppertone (Sonnenschutzmittel) und Dr. Scholl's (Fußpflegeprodukte) sowie den 60-prozentigen Anteil an dem deutschen Chemiestandort-Dienstleister Currenta zu verkaufen.
Der Bayer-Aktienkurs stieg nach Ankündigung des Sparprogramms zunächst um bis zu 3,9 Prozent. Bei hohen Umsätzen notierte er am Nachmittag aber mit 63,61 Euro rund ein Prozent niedriger als am Vortag. Vor der Mitteilung des Konzerns hatten sie rund 1,4 Prozent höher notiert. Den Anlegern seien vor allem die hohen Abschreibungen ein Dorn im Auge, sagten Börsianer. Im laufenden Quartal kommen auf Bayer Abschreibungen aus den Sparten Consumer Health und Pharmaceuticals in einer Größenordnung von insgesamt 3,3 Milliarden Euro zu.
„Die Entscheidung, ausgerechnet den Gentechnik-Konzern Monsanto zu übernehmen, war ein gigantischer Fehler des Bayer-Managements“, sagte Katharina Dröge, wettbewerbspolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion. Dieser Fehler räche sich jetzt. Das Unternehmen sei jetzt so viel wert, wie es einst für Monsanto gezahlt hat. „Bayer muss endlich verstehen, dass Umweltzerstörung als Geschäftsmodell nicht mehr funktioniert“, so die Grünen-Abgeordnete.
Bayer hat derzeit gleich an mehreren Fronten Probleme. In den USA sieht sich der Konzern mit mehr als 9.300 Klagen wegen des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat konfrontiert. Die Kläger werfen der US-Tochter Monsanto vor, mit Glyphosat ein krebserregendes Mittel verkauft und nicht ausreichend über die Schädlichkeit informiert zu haben. Bayer weist diese Vorwürfe zurück. Doch brach der Aktienkurs nach dem ersten verlorenen Glyphosat-Prozess um 30 Prozent ein, da der Konzern schon für diesen ersten Fall Schadensersatz in Millionenhöhe zahlen soll. Auch im wichtigen Pharmageschäft hatte der Konzern zuletzt wenig erfolgversprechende Neuentwicklungen zu vermelden. (mit dpa/rtr)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen