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Steinmeier im KongoAfrika wieder entdecken

Der Bundesaußenminister eröffnet eine Landebahn in Goma. Mit Mitteln aus Deutschland wird hier versucht, die zivile Wirtschaft wieder aufzubauen.

Arbeiten an der Start- und Landebahn in Goma. Bild: Simone Schlindwein

GOMA taz | Als die Maschine auf der frisch geteerten Landebahn aufsetzt, fangen die Trommeln an zu schlagen. Männer in Baströcken tanzen zum Rhythmus. Auf dem Flugplatz der ostkongolesischen Provinzhauptstadt Goma herrscht feierliche Stimmung. Zelte sind aufgebaut, um die Delegationen vor dem Tropenregen zu schützen. Polizisten und Soldaten stehen stramm, um die hochrangigen Besucher zu sichern. Eine Blaskapelle spielt die kongolesische Nationalhymne.

Dass ein deutscher Außenminister den krisengeschüttelten Osten der Demokratischen Republik Kongo besucht, ist ein ziemliches Ereignis. Nicht nur für die Kongolesen, sondern auch für die Deutschen, die diese mehrstündige Stippvisite vorbereitet haben. Allen ist klar: Franz Walter Steinmeier kommt nicht nur hierher, um die 500-Meter Teilstrecke einer Flughafenlandebahn einzuweihen, sondern auch um eine neue Phase der deutschen Afrika-Politik einzuläuten.

Die Zeremonie in Goma ist nur ein kurzer Stopp auf einer mehrtägigen Reise durch Afrika. Mit im Schlepptau: Abgeordnete des Bundestages, der UN-Chef im Kongo - der deutsche Martin Kobler - sowie Journalisten. Noch am selben Tag soll es weiter gehen nach Ruanda und Kenia. Am Abend zuvor eröffnete Steinmeier in Kongos Hauptstadt Kinshasa feierlich ein neues Goethe-Institut. Es wirkt fast so, als hätte die Bundesrepublik Afrika neu entdeckt.

Als sich die Luke der weißen UN-Maschine öffnet, stehen die Kongolesen Spalier. Der Gouverneur der Provinz Nord-Kivu, Julien Paluku, schüttelt Steinmeier die Hand. Dann werden Reden geschwungen. „Wir danken den Deutschen, dass sie zur Stabilisierung des Ostens unseres Landes beitragen", sagt Paluku. „Endlich wird Goma wieder an die internationale Welt angeschlossen".

Landung lange unmöglich

Seit 2009 finanzierte das Außenministerium der Bundesrepublik Deutschland den Ausbau der Landebahn der Flughafens in Goma, direkt unterhalb des aktiven Vulkans Nyirangongo, der 2002 ausgebrochen war und weite Teile der Millionenstadt zerstörte hatte. Bis zu fünf Meter hohe, getrocknete Lava bedeckte Teile der einst über drei Kilometer langen Landebahn und machte das Landen und Starten für große Flugzeuge schier unmöglich.

Mit gewaltigen Baumaschinen hat die kongolesische Baufirma Safricas unter Vertrag der deutschen Welthungerhilfe in den vergangenen Jahren die Lavabrocken abgetragen und die zerstörte Landebahn um 500 Meter Asphalt erneuert. Bislang waren nur zwei Kilometer tatsächlich nutzbar. Landen konnten hier nur kleine Flugzeuge, aber keine internationale Flüge oder große Transportmaschinen Jetzt ist die Piste wieder über 2,5 Kilometer lang - und Kongos Regierung verhandelt gerade mit der Weltbank, um sie um weitere 500 Meter auszubauen, so dass bald auch wieder große Boings und Airbusse in Goma landen können.

Teilnehmer der Einweihungszeremonie in Goma. Bild: dpa

„Nach 20 Jahren Leid sehen wir jetzt hinter uns ein Hoffnungsschimmer", sagt Kongos Transportminister Justin Kalumba Mwana und deutet auf die Landebahn, auf welcher das UN-Flugzeug parkt. Goma sei ein wirtschaftliches Zentrum des Landes. Hier würden Käse, Fleisch und Gemüse produziert - Produkte, die aufgrund schlechter Straßenverhältnisse mit dem Flugzeug bis in die 2.000 Kilometer entfernte Hauptstadt transportiert werden müssen. Doch dies war in der Vergangenheit aufgrund der zerstörten Landebahn nur mit kleinen Frachtmaschinen möglich. Bald würde nicht nur der Handel, sondern auch der Tourismus wieder florieren. Afrikanische Fluglinien haben bereits zugesagt, Goma wieder anzufliegen. „Bald ist Goma wieder ein internationaler Flughafen", sagt Kalumba Mwana.

Dann tritt der deutsche Außenminister ans Mikrofon. „Dies ist ein glücklicher Tag, nicht nur für die Menschen in Goma und dem Ostkongo, sondern für uns alle", sagt Steinmeier auf Deutsch. In einem Land, das sechseinhalb Mal so groß ist wie die Bundesrepublik, sichere der Flughafen im Osten als Knotenpunkt die Erreichbarkeit für die UN-Mission, für humanitäre Agenturen sowie für die Politik in der weit entfernten Hauptstadt Kinshasa. Dann marschieren Steinmeier, Gouverneur Paluku und Minister Mwana auf die frisch geteerte Landebahn, um das Band durchzuschneiden.

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3 Kommentare

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  • Ehrlich gesagt habe ichkeine Ahnung, wei die deutsche Afrika-Politik derzeit ausschaut und wohin sich das gerade entwickeln soll. Aber ich habe ein großes Misstrauen, ob da deutsche Politik ohne doppelten Boden zu Gunsten von Armen gemacht wird. Denken wir nur an Griechenland: Niemanden in Berlin kümmert es, wenn die Griechen jeder Bildungsschicht obdachlos werden und auf die notwendigsten Dinge verzichten müssen. Wie wäre es also mal, wenn Steinmeier in Griechenland einfliegt?

     

    Aber nein. Bei Griechenland ist es ja verpönt wirkliche Hilfe zu geben, die jenseits des Ratschlages liegt, den dortigen Nackten noch tiefer in die Tasche zu greifen.

    • @Celsus:

      Es wäre völlig illsuionär, zu denken, daß der deutsche Staat und die deutsche Wirtschaft irgendwo in Afrika Geld verbuddeln. Wo nix zu holen ist, wird nix investiert. Wer etwas anderes vermutet, hat noch nicht begriffen, daß wir in einem kapitalistischen Wirtschaftssystem leben.

    • @Celsus:

      Irgendwie glaub ich nun wirklich nicht, dass Sie Griechenland in irgendeiner Form mit Nord-Kivu in der Demokratischen Republik Kongo vergleichen können. Vor allem leidet Griechenland nicht unter einem seit 20 Jahren schwelenden Konflikt in Verbindung mit Korruption und Misswirtschaft auf höchster Ebene, was eine vernünftige Entwicklung ohne Hilfe von außen so gut wie unmöglich macht. Außerdem geht es in diesem Fall um Entwicklungspolitik, während Griechenland ein gleichberechtigtes Euroland ist, das vermutlich ebenfalls Entwicklungshilfe zahlt.