piwik no script img

Stefan Austs Vertrag nicht verlängert"Spiegel"-Chef muss gehen

Ende 2008 läuft der Vertrag des "Spiegel"-Chefredakteurs aus - das hat die Mitarbeiter-KG beschlossen. Einen "Modernisierungsschub" nennt deren Geschäftsführer die Entscheidung. Aust hätte gern weitergemacht

Der eine geht - der andere bleibt. Stefan Aust (li.) und der "Spiegel" (re.) Bild: dpa

HAMBURG dpa/taz Der Vertrag des Spiegel-Chefredakteurs Stefan Aust wird nicht verlängert - das haben die Gesellschafter des Hamburger Nachrichtenmagazins auf Initiative der Mitarbeiter KG einvernehmlich beschlossen, wie der Verlag am Donnerstag mitteilte. Der Vertrag von Aust ende damit am 31. Dezember 2008.

Über eine Nachfolge werde zu gegebener Zeit informiert. "Wir sind der Meinung, dass der Spiegel einen Modernisierungsschub braucht", sagte der Geschäftsführer der Mitarbeiter KG, Armin Mahler. "Wir wollen mehr junge Leute an das Blatt binden. Dazu braucht es eine frische, neue Kraft." Mahler zeigte sich sicher, dass es im Verlag einen breiten Konsens für die Entscheidung gibt.

Austs Vertrag hätte noch um weitere zwei Jahre verlängert werden können. Im Januar hatte er betont, er würde gern weitermachen. "Ich verstehe mich als Vertreter der Redaktion. Solange die Gesellschafter mich nicht rausschmeißen, ist die Redaktion unabhängig", sagte er damals dem Tagesspiegel am Sonntag.

Die Mitarbeiter halten 50,5 Prozent am Spiegel-Verlag. Gruner+Jahr, eine 75-Prozent-Tochter des Medienkonzerns Bertelsmann, ist am Spiegel-Verlag mit 25,5 Prozent beteiligt. Weitere Anteilseigner sind die Erben des Gründers Rudolf Augstein. Unlängst hatte sich die Mitarbeiter KG gegen Pläne zur Übernahme eines Anteils von 50 Prozent an der Financial Times Deutschland gewandt, die dem britischen Anteilseigner Pearson gehört. Die andere Hälfte hält Gruner+Jahr.

Der 61jährige Journalist Aust leitet seit fast 13 Jahren das Nachrichtenmagazin. Er war in seiner Position umstritten. Schon seine Berufung zum Chefredakteur hatte in der Redaktion Widerstand ausgelöst. Herausgeber Rudolf Augstein setzte ihn 1994 aber durch. In den letzten Jahren aber nahm der Unmut wieder zu.

Mit Spiegel TV machte sich Aust auch vor der Kamera einen Namen. Im Sommer 2007 wurde er Herausgeber der Nachrichtensendung.

Seine berufliche Karriere hatte Aust 1966 als Redakteur bei der Zeitschrift Konkret und bei den St. Pauli-Nachrichten begonnen. Dann arbeitete er für den NDR und dessen Politmagazin Panorama. Mit der RAF-Dokumentation "Der Baader-Meinhof- Komplex" machte Aust 1985 ebenso auf sich aufmerksam wie mit seinem Buch "Mauss - Ein deutscher Agent".

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!