Staus durch Grenzkontrollen in Polen: Tiertransporte wegen Corona länger
An Grenzen stauen sich Viehtransporter teils über 8 Stunden. Sachsen fordert einen neuen Grenzübergang, Tierschützer wollen die Fahrten verbieten.
In dem „Megastau“ auf der Autobahn A4 an der deutsch-polnischen Grenze und an der Grenze von Polen zu Litauen oder in Kroatien würden Tiertransporter aufgrund der verschärften Grenzkontrollen derzeit stunden- oder tagelang festhängen, klagte der Tierschutzbund. „Für die Tiere ist die Situation mit enormem Stress verbunden. Ihnen fehlt es an Wasser und Futter, Kühe können nicht gemolken werden und sie stehen in ihren Exkrementen, da die Einstreu nicht erneuert und die Tiere nicht abgeladen werden können“, so Deutschlands größte Tierschutzorganisation.
Am Grenzübergang der A4 hätten Fahrzeuge 33 Kilometer und mehr als 8 Stunden im Stau gestanden, schrieb Sachsens Sozialministerium am Dienstag dem Bundesagrarministerium in einer E-Mail, die der taz vorliegt. Ähnliche Meldungen habe man zum Autobahnübergang beim brandenburgischen Forst erhalten.
Besonders prekär sei die Lage für den Transport von Eintagsküken. In einem sächsischen Unternehmen würden jede Woche 1 Million ausgebrütet und müssten dann nach Polen geliefert werden. „Ohne Abfertigung müssen diese Tiere getötet werden, da andere Abnehmer in Deutschland nicht zeitnah gefunden werden können“, warnte das Ministerium in Dresden. Die Verzögerungen führten dazu, dass die Transporte länger dauern als erlaubt. Sachsen schlägt deshalb vor, einen bisher geschlossenen Grenzübergang bei Krauschwitz/Podrosche vorübergehend und ausschließlich für Tiertransporte zu öffnen.
Extra-Spuren für Tiertransporte
„Schon unter normalen Umständen sind Lebendtiertransporte quer durch Europa und die Welt eine Tortur für die Tiere“, sagte dagegen Thomas Schröder, Präsident des Tierschutzbundes. Er hat gemeinsam mit anderen europäischen Tierschutzorganisationen in einem Brief die EU-Kommission aufgefordert, Tiertransporte aufgrund der aktuellen Situation auszusetzen. Tierschutz-Gründe, aber auch die Gefahr einer Corona-Ausbreitung durch die Fahrer, sprächen gegen eine Fortführung der Transporte.
Die Organisation Provieh verlangte separate Fahrspuren für Tiertransporte an den Grenzübergängen, um die Fahrzeiten zu verkürzen. So lange diese Spuren noch nicht eingerichtet sind, sollten keine innereuropäischen Transport stattfinden.
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