Status von Präsidenten-Gattinnen: Was darf die Première Dame?
Brigitte Macron wird keine „First Lady im Elysée“. Welchen Status darf die Gattin des Präsidenten dann haben? Und wieviel darf der kosten?
Jetzt versucht der Staatspräsident, seine Frau möglichst aus der Schusslinie zu ziehen und eine Debatte zu vermeiden, die sich auch gegen ihn und seine Methode richten könnte. Die linken Abgeordneten der Bewegung France insoumise hatten die „doppelte Moral“ kritisiert. Einerseits werde den Parlamentariern untersagt, Familienangehörige zu beschäftigen, andererseits wolle Macron seine Brigitte zu einer First Lady im Elysée machen.
Macron gibt aber nur der Form halber nach, denn die Präsidentschaft hat präzisiert, dass die Rolle in einer „Transparenz-Charta“ geklärt werde. Regierungssprecher Christoph Castaner fasste das auf Twitter so zusammen: „Keine Verfassungsänderung, keine zusätzlichen finanziellen Mittel und kein Gehalt für Brigitte Macron.“ Mit der jetzt geplanten Umschreibung soll die bisherige „Heuchelei“ beendet werden. Denn natürlich spielten die Frauen an der Seite der französischen Staatschefs immer eine Rolle, und sie kosteten die Steuerzahler auch (relativ viel) Geld.
Yvonne de Gaulle und Anne-Aymone Giscard d’Estaing waren äußerst diskrete Premières dames. Aber bereits Claude Pompidou begleitete die Präsidentschaft ihres Gatten Georges als inoffizielle, aber sehr prominente kulturpolitische Beraterin. Die politisch kämpferische Danielle Mitterrand trat vor allem in antiimperialistischen Solidaritätskampagnen in Erscheinung, sie engagierte sich für die Kurden, Kuba und Befreiungsbewegungen in Zentralamerika. Sie schuf die von staatlichen Institutionen unabhängige Stiftung France Libertés für eine „gerechtere und solidarische Welt“.
Bernadette Chirac, die mit ihrem späteren Mann Jacques Politische Wissenschaften studiert hatte, widmete sich unter anderem der Lokalpolitik in der Corrèze, wo sie sich mehrfach als konservative Kandidatin wählen ließ. Carla Bruni war mehr aufgrund ihrer Karriere als Mannequin und als Sängerin bekannt als wegen ihrer Funktion als Präsidentengattin. Nur François Hollande ging trotz seiner Affäre mit Julie Gayet als lediger Staatschef in die Geschichte ein.
Umsonst war das alles natürlich nicht. 2014 hat der Oberste Rechnungshof die Auslagen für ein Büro im Elysée mit mehreren Mitarbeitern, Fahrer und Leibwächter auf 450.000 Euro pro Jahr geschätzt. Dass diese Ausgaben öffentlich begründet werden, wäre wohl das Minimum an Transparenz, wie sie Emmanuel Macron in seiner Wahlkampagne versprochen hatte. Er hat aber auch verstanden, dass es viele in Frankreich nicht unbedingt schätzen würden, wenn seine Frau zwar ohne Gehalt, aber doch mit offizieller Funktion als seine Beraterin aufträte. Brigitte Macron blieb aus diesem Grund in den letzten Wochen betont diskret.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit