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Statistisches Bundesamt über ArmutDer Osten wird reicher

Der Westen ist reicher als der Osten. Experten sind sich aber sicher: Langfristig werden sich die Lebensverhältnisse in Ost und West angleichen.

In NRW wirds schlechter: Kind auf einer Schaukel in Meschenich bei Köln. Bild: dpa

WIESBADEN/BERLIN taz | In Mecklenburg-Vorpommern ist jeder fünfte Mensch von Armut bedroht, in Bayern und Baden-Württemberg sind das nur halb so viele: Dort ist es nur jeder neunte. Das teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch mit. Es beruft sich dabei auf den Mikrozensus 2010.

Wer als armutsgefährdet gilt, hat die Europäische Union definiert: Das sind diejenigen, die mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung auskommen müssen. Damit liegt die monatliche Einkommensgrenze für einen Ein-Personen-Haushalt bei 826 Euro, bei Familien mit zwei Kindern bei 1.735 Euro.

Der Osten ist mit einer sogenannten Armutsgefährdungsquote von 19 Prozent erwartungsgemäß schlechter dran als der Westen mit 13 Prozent. In strukturschwachen Regionen wie beispielsweise der Uckermark oder in östlichen Regionen Mecklenburg-Vorpommerns werde sich das so bald auch nicht ändern, sagt Markus Grabka vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Von dort wandern zudem viele junge, gut ausgebildete Fachkräfte ab. Also alles beim Alten?

Osten holt auf

Nicht ganz. Denn im Vergleich zu 2005 hat der Osten stark aufgeholt. Damals drohte weitaus mehr Menschen Armut (20,4 Prozent). Woran liegt das? "Die Einkommen sind leicht gestiegen, und die Arbeitslosenquote ist leicht gesunken", sagt Johannes Proksch vom Statistischen Bundesamt. Die großen Gewinner sind Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Dort ist die Armutsgefährdungsquote um fast 3 Prozentpunkte so rasant gesunken wie nirgendwo sonst in Deutschland. Markus Grabka sagt: "In manchen Speckgürteln, zum Beispiel um Berlin oder um Dresden, gibt es inzwischen bessere Bedingungen als in den Großstädten."

In einigen alten Bundesländern dagegen - Rheinland-Pfalz sowie Schleswig-Holstein und vor allem in Nordrhein-Westfalen - ist die Armutsgefährdungsquote gestiegen. Die Finanzkrise wirkt sich hauptsächlich auf die exportfinanzierte Industrie aus, die gibt es im Westen mehr als im Osten. Auf lange Sicht werden sich Ost und West aber angleichen, vermutet Markus Grabka: auf Ostniveau.

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3 Kommentare

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  • DW
    damals wars

    Der Osten ist reich an Armut.

    Unbestritten.

    Aber dafür blühen die Landschaften.

  • A
    axel

    Wie unterschiedlich doch Überschriften und Bewertungen ausfallen können:

     

    "Ostdeutsche leben riskant

    Statistisches Bundesamt: Armutsgefährdung in den neuen Ländern deutlich höher als im Westen"

     

    ND online vom 23.09.2011

  • R
    Robert

    Wenn in M-V jeder fünfte von Armut bedroht(!) ist, also nicht bereits arm ist, wieviele von den restlichen 80 % M-V-Bewohnern sind denn dann schon arm? Das sind immer so Zahlenspielchen.

    Es wäre journalistisch sauber, wenn die entsprechenden Zahlen veröffentlicht werden würden.

    Ist man am Ende mit HarzIV bereits gar nicht mehr arm, da die Löhne bereits unter 1000 € liegen, was in M-V ja durchaus der Fall sein dürfte?