■ Standbild: Schönes Hin und Her
„Simones Entscheidung“, Mo., 20.15 Uhr, ZDF
Man könnte wetten, jedes Drehbuch enthält mindestens einen Satz, mit dem sich der dazugehörige Film selbst erklärt. Im Script zu „Simones Entscheidung“ lautete dieser Satz: „Die Menschen draußen sind so verwöhnt, daß sie beim leisesten Hauch von Mittelmäßigkeit abschalten.“ Mangels Mittelmäßigkeit nämlich blieb der verwöhnte Zuschauermensch draußen im Lande 90 ZDF-Minuten lang an den ZDF-Bildschirm gefesselt.
Dabei war die Grundidee eigentlich wenig vielversprechend: Simone hat zwei Handys. Eins für den Ehemann in Hamburg. Und eins für den Zweit-Ehemann in New York, haha. Aber: „Weißt du, wie man das nennt?“ fragt Simones Freundin Bibi. – „Selbstverwirklichung? Befreiung?“ schwärmt Simone. – „Bigamie“, sagt Bibi. So glückte die fraglos hanebüchene Idee mit der Doppelehe zum einen, weil Architektin Simone (Iris Berben) in Sachen 960-Millionen- Dollar-Bauprojekt zwischen dem prosaischen Werbefritzen (Walter Kreye) hüben und dem spontan-romantischen Musiker (Atzorn-Abklatsch Peter Sattmann) drüben unbehelligt und mit freundlicher Unterstützung der Lufthansa hin und her düsen durfte. Zum anderen machte sich der Film gar nicht erst die Mühe, den Bigamistinnenplot groß zu introduzieren, sondern stellte den Zuschauer mit einer zugekifften Iris Berben als frischvermählte Mrs. Jones gleich zu Beginn vor vollendete Tatsachen.
Was folgte, war eine „ZDF- Komödie“, der diese gemeinhin verdient pejorative Klassifizierung gar nicht zukam. Denn obwohl eigentlich schon nach der ersten Viertelstunde, als Simone sich ans Hanseaten-Bettchen von Sohnemann Moritz setzte, abzusehen war, wie ihre Entscheidung letztlich ausfallen würde, lohnte es dennoch, sie abzuwarten. Das mochte an den überaus einfallsreichen Dialogen gelegen haben oder an den überzeugenden (und fast ausnahmslos überzeugend besetzten) Charakteren, an den Running-Gag- artigen Nebenhandlungen („Querbach Glühwein“ hier, „Chinese Kosher Deli“ dort) oder am verblüffend „Rossini“-, Shakespeare- oder Woody-Allen-haften der Inszenierung. Vielleicht lag's auch daran, daß der Film, als das Komödiantische für die ganze Angelegenheit nicht mehr angemessen gewesen wäre, schon längst keine Komödie mehr war, sondern ein ziemlich authentisches Beziehungsdrama. Christoph Schultheis
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