■ Standbild: Männer, blutleer
Mona Lisa, So., 18 Uhr, ZDF
Drei Stunden bis zum Anpfiff des Spiels aller Spiele. Und die „Mona Lisa“-Redaktion macht sich tapfer daran, das „fünfte Mal in zehn Jahren“ in ihrem Frauenjournal nur Männer zu Wort kommen zu lassen. Auch „einige Fragen zum Thema Fußball“ sollte es geben, „schließlich wollten wir schon immer wissen, wie prominente Männer ihren ganz persönlichen ,Endspielabend‘ zelebrieren“.
Galt es also einmal mehr, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen, warum Männer für Fußball mehr glühen als für Frauen? Nein, so war es denn doch nicht gemeint. Joschka Fischer, Miroslav Nemec („Tatort“-Kommissar mit smarter Aura) und Christoph Schlingensief (Theaterinszenator und Darling aller Feuilletons) bekamen Fragen gestellt, zu diesem & jenem. Beispielsweise, wovor sie Angst haben, was Frauen für sie sind, was sie unverzeihlich finden und was auch immer. Dann sollten sie auch noch einen Baum malen und ein Lied singen.
Das Trio mühte sich tapfer. Doch nur Joschka Fischer war noch ganz bei Vestand. Während Nemec und Schlingensief auf die Frage, was sie am Endspielabend tun werden, unheimlich witzisch antworteten, sagte der grüne Parteiboß schlicht, er werde den Fernseher anschalten und sich aufs Sofa setzen. Auch bei anderen, persönlichen Fragen, weigerte sich Fischer mehrmals, auch nur ansatzweise zu apportieren – mit einem Gesichtsausdruck, der der Fragerin deutlich signalisierte: Das geht dich nichts an.
Der Rest war von fast erbarmungswürdiger Beliebigkeit. Neckisch sozusagen. Warum überhaupt wurden nicht andere befragt, Kerle meinetwegen, solche, denen man anmerkt, daß die Geschlechterfrage für sie nicht nur eine ist, die blutleer verhandelt wird? JaF
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