piwik no script img

■ StandbildFalsch geparkt

„Tussi, Zicke, blöde Kuh“, Sa., 22.10 Uhr, WDR

Beten, bitten und betteln. Oder auch brüllen. Welcher motorisierte Mitbürger hat sich noch nicht bei diesen Tätigkeiten ertappt, wenn eine Frau in Blau „Knöllchen“ an seine Windschutzscheibe klemmte? Nur weil man auf dem Bürgersteig geparkt hatte. Ausnahmsweise mal, nur ganz kurz.

Die andere Seite, die der Täterinnen, wollte eine WDR-Reportage beleuchten. Der tendenziell reißerische Titel ließ allerdings auf mehr hoffen, als die Reportage letztlich bot: Wie geht man damit um, daß keiner einen mag? Vor allem: Was sind das privat für Leute? Und wenn es schon nicht in die Tiefe geht: Warum ist dieses Thema gerade jetzt eine Reportage wert?

Daß drei Kölner Politessen im letzten Jahr krankenhausreif geschlagen wurden und eine sogar eine Morddrohung erhielt, das sind sicher genug Anlässe, denen man filmisch auf den Grund hätte gehen können. Leider passierte das erst drei Minuten vor dem Abspann. Genau wie man auch dann erst erfuhr, daß die Stadt Köln mit den Knöllchen über 24 Millionen Mark jährlich einnimmt. Woraufhin sich eigentlich die Frage gestellt hätte, inwieweit Städte wirklich an korrektem Parken interessiert sein können.

Statt dessen erfuhr man über die Amazonen der StVO und ihren Job nichts, was man nicht schon selbst auf der Straße erlebt oder beobachtet hätte: Strafzettel verteilen, mit Autofahrern zanken und Abschleppdienste bestellen.

Wenn überhaupt, möchte man so eine Reportage wohl nur gut gemacht im Fernsehen sehen. Schlecht erlebt man sie oft genug auf der Straße. Schließlich hat man ja eben wieder auf dem Bürgersteig geparkt. Nur heute nacht. Ausnahmsweise. Ania Mauruschat

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen