■ Standbild: Glaubenssache
„Koran im Klassenzimmer“, So., 17.30 Uhr, N3
Eines der vielen Themen, die die Disskussion um die ausländischen Mitbürger beherrschen, ist die Frage: Islamischer Religionsunterricht – ja oder nein? Und wenn ja: von wem, wo und wie soll er erteilt werden?
Margarethe Steinhausen zeigte in ihrer etwas plakativ geratenen Reportage zwei (nicht gerade brandneue) Lösungsmodelle aus Nordrhein-Westfalen und Hamburg. Das Hamburger Modell sieht vor, daß die Islamkunde in den Religionsunterricht mit einbezogen wird; die SchülerInnen lernen ungeachtet ihrer unterschiedlichen religiösen und kulturellen Hintergründe das Christentum, das Judentum, den Islam und den Buddhismus kennen. „Die Spiegelung des Eigenen im Fremden erleichtert es, die anderen als gleichwertig anzuerkennen“, kommentiert Steinhausen dieses Modell. Die SchülerInnen scheinen das zu bestätigen: So will etwa Jonny künftig nicht mehr aus Protest gegen seinen fastenden Tischnachbarn eine Banane vor dessen Nase essen, da er nun den Sinn und Zweck des Fastens erfahren hat. Diese Art von Islamunterricht scheint tatsächlich gegenseitiges Verständnis zu fördern.
In Nordrhein-Westfalen dagegen ist der Islamunterricht in den muttersprachlichen Heimatunterricht eingebunden. „Wir lernen, was wir tun dürfen, und was nicht; wir lernen zu beten und ... was lernen wir noch?“ fragt ein junges türkisches Mädchen mit Kopftuch ihre Nachbarin. Die Lehrer bleiben meist nur für die Dauer ihres Lehrauftrages in Deutschland und gelten, der deutschen Mentalität entsprechend, als Gäste in diesem Land. Mit Jonnys Bananenprotest wüßten sie womöglich sehr wenig anzufangen.
Songül Cetinkaya
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