■ Standbild: Zwischen Imbiss und Aufruhr: Volksmusik
„Alt wie ein Baum – 30 Jahre Puhdys“, Fr., 0.15 Uhr, ARD
Eigentlich hatten sie schon Mitte 89 ihre Abschiedstournee gegeben. Damals waren sie auch schon längst dem Teeniealter entwachsen. Überhaupt war es ein Wunder, dass sie seit 20 Jahren zusammenspielten, die „Puhdys“, der DDR authentischste Rockgruppe. Dann kam die Wende, darauf der Widerwille vieler DDR-Bürger gegen alles „Made in GDR“, schließlich aber der dringende Wunsch, alles zurückzuhaben, was dermaleinst schön war – was man aber erst merkt, wenn es vorbei ist. So wurde die Band überhaupt erst zum Kult, in diesem Fall: zum Signum einer verloren gegangenen Zeit.
Die „Puhdys“ brauchten nur wieder zu spielen, und das werden sie jetzt erst recht immer weiter tun, bis sie, so kündigten sie in dem Geburtstagsporträt von Hans-Michael Marten, irgendwann mit den „Rolling Stones“ gemeinsam in Peking auftreten. Der Autor zeichnet sehr einleuchtend nach, was die Combo immer war, mehr noch: was sie erfolgreicher machte als alles, was sonst in der DDR rockte und rollte. Nämlich eine gewisse proletarische Volksverbundenheit, eine Schlichtheit in der Wahl der musikalischen Mittel und eine sichtbare Haltung, geerdet zu bleiben, also nicht abzuheben zu Glanz & Gloria.
Dass mit ihnen Heimat verbunden wird, ist auch erst neu. Bis 89 galten sie als okay, aber letztlich nur als aus der Not der Mittel heraus geborene Kopie von Bands von „Uriah Heep“ oder „Deep Purple“. Aber seit zehn Jahren erinnert man sich gerne an sie als Soundtrackmacher für den Film „Die Legende von Paul und Paula“. Marten lässt sie alle zu Wort kommen, ruhig, gelassen, immer ein wenig verwundert. Sein Film hat sich einem Phänomen angenähert, was westlich der ehemaligen DDR-Staatsgrenze nicht verstanden wird, werden kann. Aber warum nur wurde der Beitrag erst kurz nach Mitternacht gezeigt? Weiß die ARD-Programmplanung nicht, dass man in der früheren DDR viel zeitiger ins Bett geht? Jan Feddersen
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