Städtischer Wohnungsbau: Saga-Chef dämpft Erwartungen
Der städtische Konzern könnte 500 Wohnungen im Jahr bauen - vorausgesetzt er erhält die Grundstücke dafür. Bürgermeister Scholz peilt 1.000 an.
HAMBURG taz | Bis der Wohnungsneubau Tritt fasst, wird es einige Zeit dauern. Saga/ GWG-Vorstandschef Lutz Basse verglich die Wohnungsbaupolitik mit einem Tanker, der seine Zeit brauche, um den Kurs zu ändern.
Auch für sein eigenes Unternehmen dämpfte er die Erwartungen: Das städtische Unternehmen könne zehn Jahre lang jeweils 500 Wohnungen bauen - vorausgesetzt, es erhalte die nötigen Grundstücke. Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) hatte nach der Senatsklausur am Dienstagabend gesagt: "Das Ziel sind 1.000 Wohnungen jährlich durch die Saga/ GWG."
Der Wohnungsbau gehört zu den Prioritäten des neuen Senats. Die SPD hat im Wahlkampf versprochen, pro Jahr 6.000 Wohnungen zu errichten, um der zunehmend spürbaren Knappheit zu begegnen.
Jetzt stellt sich heraus, dass das nicht so einfach sein wird. Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau (SPD) sagte im taz-Interview, der Senat wolle die Voraussetzungen dafür schaffen, dass 6.000 pro Jahr gebaut werden könnten. Basse ist noch vorsichtiger: "Der Senat hat die Chance, am Ende der Legislaturperiode auf 6.000 zu kommen", sagt er.
Wie viele neue Wohnungen Hamburg tatsächlich brauche, sei aufgrund der schlechten Datenlage schwer zu schätzen, sagt Basse. Der Statistik zufolge ist die Stadt um den Faktor zehn weniger stark gewachsen als es im CDU-Leitbild Wachsende Stadt vorgesehen war.
Die Saga/ GWG soll nach Wunsch des Senats für einen sozialen Ausgleich in den Quartieren sorgen.
Mieten: Die Durchschnittskaltmiete lag nach Saga/ GWG-Angaben 2010 bei 5,59 Euro. Geförderte Wohnungen kosteten im Schnitt 5,17 Euro, frei finanzierte 5,83 Euro. Neu errichtete Sozialwohnungen kosten 5,80 Euro.
Neubau: Die Saga/ GWG hat 2010 keine Wohnung fertig gestellt, 2011 werden es zwischen 40 und 100 sein. 2010 hat sie mit dem Bau von 226 Wohnungen begonnen, 2011 mit 560, 2012 sollen noch einmal 750 hinzukommen.
Von dem Leitbild ausgehend, hatte der Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen im Jahr 2003 einen jährlichen Neubaubedarf von 9.000 Wohnungen geschätzt. Tatsächlich hätten also 900 neue Wohnungen pro Jahr gut ausgereicht.
Basse weist allerdings darauf hin, dass sich die Nachfrage verändert habe. In jeder zweiten Wohnung wohne heute nur ein Mensch. Zöge jeder zehnte davon mit seinem Partner zusammen, würden 48.000 Wohnungen frei. "Es könnte sinnvoller sein, mit 5.000 Euro eine Familiengründung zu fördern, statt mit 65.000 Euro den Bau einer Wohnung", sagt Basse flapsig.
Nach Einschätzung des Saga-Chefs würde es reichen, 20.000 bis 30.000 Wohnungen zu bauen, um den Preisanstieg zu bremsen - aber es komme darauf an, die richtigen Segmente zu bedienen: Singles und Leute mit geringem bis mittlerem Einkommen.
Ein entsprechendes Angebot erwartet der Senat insbesondere von der Saga/ GWG. Allerdings hat sich das städtische Unternehmen in den Nuller-Jahren auf die Pflege und Modernisierung seines Bestandes konzentriert und im Durchschnitt nur jeweils 270 Wohnungen neu gebaut.
Jetzt seien die Grundstücksreserven der Saga aufgebraucht, sagt Basse. Günstige Wohnungen auf privatem Grund zu bauen, sei wegen der hohen Preise schwierig. Das Unternehmen sei daher "sehr stark auf städtischen Grund angewiesen".
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