Städtebaulicher Vertrag: Neue Mitte wird nicht öko

Hamburgs Senat einigt sich mit Grundstückseigentümern auf Altona-Entwicklung nach sozialen und frei von ökologischen Kriterien.

Die neue Mitte - ein Vorzeigeprojekt. Bild: Daniel Kummetz

HAMBURG taz | Der Baubeginn für die „Neue Mitte Altona“ rückt in Sichtweite. Wie der Senat gestern bekannt gab, hat er sich am vergangenen Freitag mit den drei Eigentümern der Brachfläche zwischen Bahngleisen und Harkortstraße auf die Grundzüge „für Hamburgs größtes Entwicklungsprojekt nach der Hafencity“ geeinigt.

Der städtebauliche Vertrag für diesen ersten Bauabschnitt sieht 1.600 Wohnungen, Zeilen für Kleingewerbe, Kindertagesstätten mit 300 Plätzen und einen 2,7 Hektar großen Park vor. Nach öffentlichen Anhörungen zwischen dem 16. Januar und dem 18. Februar sollen die Bauarbeiten voraussichtlich im September beginnen.

Endgültig unterzeichnet wird der Vertrag erst nach den Anhörungen, wobei Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau (SPD) nur noch mit „geringfügigen Änderungen“ rechnet. Vertraglich vereinbart wurde zwischen der Stadt und den Grundstückseigentümern ECE, Aurelis und Panta 112 der angekündigte Drittelmix aus Sozialwohnungen, frei finanziertem Mietwohnungsbau und Eigentumswohnungen.

Die Flächen, auf denen die gut 500 Sozialwohnungen entstehen sollen, werden dafür an die Saga/GWG, den Bauverein der Elbgemeinden und den Altonaer Spar- und Bauverein veräußert. Einen Teil des Geländes erwirbt die Stadt zum Preis von etwa 600 Euro pro Quadratmeter. Um das nachbarschaftliche Wohnen zu fördern, sollen hier Flächen an Baugemeinschaften vergeben werden, die insgesamt 20 Prozent der gesamten Geschossfläche nach eigenen Vorstellungen planen und errichten können.

Während sich die Stadt an der äußeren Erschließung des Areals mit rund 20 Millionen beteiligt, stellen die drei Eigentümer 47,85 Millionen Euro für die innere Erschließung der Fläche – von der Bodenentgiftung bis zu den neu zu bauenden Quartiersstraßen – bereit. Ein Betrag, der laut Blankau der Summe entspricht, die das Gelände durch seine Aufwertung von der Brachfläche zum innerstädtischen Bauland an Wert gewinnt.

Neben den festgeschriebenen Flächen für Sozialwohnungen und Baugemeinschaften ist Blankau vor allem auf die festgelegte Anfangsmiete „zwischen vier und acht Euro“ für lokale Kleingewerbetreibende stolz. Noch nicht einigen konnten sich Senat und Eigentümer darüber, wer die auf dem Gelände geplante neue Schule baut.

Ob dem ersten Bauabschnitt ein zweiter folgen wird, steht noch in den Sternen. Denn dieser ist auf Bahngleisen geplant und kann nur realisiert werden, wenn die Bahn den Fernbahnhof von Altona zum Diebsteich verlegt.

Nicht nur die SPD-Bürgerschaftsfraktion lobte erwartungsgemäß den Vertragsabschluss des SPD-Senats, auch der grüne Abgeordnete Olaf Duge bewertet den Vertrag als „gute Grundlage für ein zukunftsweisendes Quartier“. Duge kritisiert aber, dass das Papier keine „Vorgaben zu den Energiesparstandards“ der geplanten Häuser enthalte und somit ökologisch fragwürdig sei.

Die Abgeordnete der Linkspartei, Heike Sudmann, hingegen bewertet den Vertragsentwurf als „Einknicken vor den Investoren“. Auf dem Gelände würden viel zu wenig Sozialwohnungen entstehen, eine Einstiegsmiete „von bis zu acht Euro“ könnten sich „nur die wenigsten Gewerbetreibenden leisten“.

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