piwik no script img

Stadtforscherin über Kunstaktion„Elbtower wäre Treffpunkt für alle“

Das Hochhaus in Hamburg ist halb fertig, ob und wann dort weitergebaut wird, ist unklar. Nun erbarmen sich Kreative auf Raumsuche der Investitionsruine.

Ob er je fertig wird? Die Bauruine des Elbtowers von den Elbbrücken aus gesehen Foto: Marcus Brandt/dpa
Interview von Clara Dünkler

taz: Frau Manz, warum interessiert Sie Hamburgs prominenteste Bauruine: das Hochhaus neben den Elbbrücken?

Nina Manz: Im Moment ist der Elbtower eine Ruine der Spekulation. Aber wir, die AG Ost, sehen Potenzial in dem Raum und haben Ideen. Die wollen wir bei unserer performativen Einweihungsfeier vorstellen.

Wer genau ist in dieser AG Ost organisiert, einem „Netzwerk für radikaldemokratische & solidarische Stadtentwicklung“?

Wir sind ein Bündnis aus verschiedenen Initiativen mit vielfältigen Tätigkeitsfeldern aus dem Hamburger Osten, zum Beispiel aus Sport, Kunst und Kultur oder Erinnerungsarbeit. Mit dieser geballten Expertise darüber, was eine Stadt lebenswert macht, wollen wir den Tower mit Leben füllen.

Und was verstehen Sie unter einer performativen Einweihungsfeier?

Das kann man sich als Kunstaktion vorstellen, in deren Zentrum eine Rede stehen wird. Sie nimmt Bezug auf den Elbtower selbst und auf die Frage, wie es so weit kommen konnte. Es geht aber auch darum, wie die AG Ost etwas zur Verbesserung der Lage beitragen könnte. Es wird Musik und Getränke geben, das wird schon auch ein freudiges Fest.

Aber ein Fest mit einem ernsten Hintergrund.

Im Interview: Nina Manz

*1994, ist Stadtforscherin. Sie engagiert sich bei Hallo, einem „Verein zur Förderung raumöffnender Kultur“, der Teil der AG Ost ist.

Viele Mitglieder der AG Ost haben in den vergangenen Jahren ihre Räume verloren. Die Konflikte zwischen Stadt­ma­che­r:in­nen und profitorientierter Stadtentwicklung spitzen sich in ganz Hamburg zu. Der Osten ist in dieser Hinsicht ein besonders spannungsreicher Ort.

Inwiefern?

Die Hafencity mit einem sehr hohen Durchschnittseinkommen auf der einen Seite, das einkommensschwächere Rothenburgsort auf der anderen. Da treffen Welten aufeinander. Und jetzt trifft da eben auch Benko auf die AG Ost, sozusagen.

René Benko, der zuletzt finanziell strauchelnde Hochhaus-Erbauer … Wie würde die Zukunft des Projekts aussehen, wenn es nach Ihrem Nutzungskonzept ginge?

In unserem Elbtower würde es eine Werkstatt geben, die die „Mundhalle“-Genossenschaft betriebe …

… die Arbeits- und Gemeinschaftsflächen vermietet …

Eröffnungsperformance

Eröffnungsfeier (mit Performance, Musik vom Community Radio und Getränken gegen Spende): Sa, 6. 4., 17 Uhr, Billhafen-Löschplatz, Hamburg-Rothenburgsort (barrierefrei)

AG Ost im Internet: www.sokönnenwirnichtarbeiten.de

… ein Stadtteilzentrum, bestimmt auch einen Club und eine Stadtteilkantine. Unser Elbtower wäre ein Treffpunkt für alle. Die AG Ost steht mit ihren vielen Initiativen und ihrem Ideenreichtum praktisch dieser leer stehenden Baustelle gegenüber. Ich glaube, es ist wichtig zu erkennen, dass es gar nicht so viel Neues braucht. Darüber sollte man nachdenken, wenn es um gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung auf Augenhöhe geht.

Über dieses eine Haus ­hinaus.

Es gibt Bedarfe und Angebote aus dem Viertel. Sie brauchen nur einen Ort, an dem sie unterkommen können. Warum also nicht im Elbtower?

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • da werden mios in den sand gesetzt + ein unfertiges o.scholz-denkmal entsteht + wer rettet? die kreativen.



    weil kein anderer begegungsort da ist usw.usf. weil die kapitalisten mal wieder voll geloost haben. oder so.

    oder es wird mal wieder abgerissen: kreative springen ein (gängeviertel).



    es gibt einfach zuviel kreativität in der fhh.



    sie findet immer anlässe, sich in szene zu setzten + das auch noch dauerhafter + nachhaltiger als alle protz-projekte (s. fux, kampnagel (war ich von anfang an beteiligt, die alte kampnagel-hütte herzurichten für kreatives (soli-konzert für die 2 brokdorf-angeklagten, ging 2 tage, danach wurde es zu einem dieser kreativen tempel).



    was lehrt uns das? die kapitalisten scheitern, die kreativen übernehmen, bald brauchen wir keinerlei revolution mehr - alles wird gut.

  • "Für alle" - aber sicher doch!!