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Stadt München wehrt sich gegen SekteScientology-Kita geschlossen

München sah das Wohl der Kinder gefährdet, die jeden Tag das "Kinderhäusl" besuchen. Wegen umstrittener Pädagogik entzog ihm das Schulreferat die Betriebserlaubnis.

Von wenigen bejubelt, von den meisten beargwöhnt: Scientology in Deutschland. Bild: reuters

MÜNCHEN taz 18 Kinder von Münchner Scientologen stehen ab heute vor verschlossenen Türen. Das Münchner Schulreferat teile am Montag mit, dass "mit sofortiger Wirkung" dem Verein Kinderhäusl e. V. die Erlaubnis zum Führen einer Kindertagesstätte entzogen werde. Kinderhäusl e. V. wird nach Angaben des Bayerischen Verfassungsschutzes von Scientologen geleitet und betrieb in München-Sendling seit Sommer 2007 eine Kita.

Die Stadt hatte erst durch den Verfassungsschutz vom Scientology-Hintergrund der Tagesstätte erfahren. Am Montag teilte sie mit, das Wohl der Kinder in dieser Einrichtung sei gefährdet, "weil der Bildungs- und Erziehungsarbeit die Vorgaben von Scientology zu Grunde lagen". Damit sei das in der Bayerischen Verfassung und im Grundgesetz festgeschriebene Recht des Kindes auf freie Entfaltung der Persönlichkeit beeinträchtigt.

Nach Informationen der taz fürchtet die Stadt eine gerichtliche Auseinandersetzung mit dem Verein und hat deswegen weitere Normverfehlungen in Anschlag gebracht. So sei in der Scientology-Kita auch nicht das Recht auf Erziehung zu einer "eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit" gewährleistet, wie es das Sozialgesetzbuch vorschreibe. Und schließlich würden die Lehren von L. Ron Hubbard den Zielen des Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplans und des Bayerischen Kinderbildungs- und -betreuungsgesetzes widersprechen.

Die Stadt bot an, in anderen Kitas Plätze für die 18 Kinder bereitzustellen. Doch ob überhaupt Plätze vergeben werden müssen, ist fraglich. Im Januar hatten die Eltern eine Demo vor dem Münchner Innenministerium organisiert, um ihre Kita vor der damals bereits drohenden Schließung zu bewahren. "Wir nehmen unsere Kinder in Schutz vor den Lügen des Verfassungsschutz", lautete der Sprechchor der rund 50 Scientologen, die damals forderten: "Menschenrechte gelten für alle - auch für Münchner Scientologen und ihre Kinder."

Das Landesamt für Verfassungsschutz erklärte gegenüber der taz, dass es sich um kein strafrechtliches, sondern um ein verwaltungsrechtliches Verfahren handle. Allerdings teilt der Verfassungsschutz, der die Stadt informiert hatte, die Gefahrenbeurteilung: "Es gibt gewichtige Hinweise, dass die Kinder im Geiste von Scientology erzogen werden sollten." Dafür spreche auch, dass "die maßgeblichen Leute samt und sonders hochrangige Scientology-Mitglieder" seien. Dabei soll es sich um sogenannte operierende Titanen handeln, die in der Organisation nach strenger Vorauswahl ernannt werden. Sie arbeiten in Kita und Trägerverein.

Sektenexperten warnen in letzter Zeit auch bundesweit häufig vor Scientology-Angeboten für Kinder und Jugendliche. Vor allem mit Antidrogenkampagnen und Nachhilfeangeboten will die Sekte, die sich selbst als Kirche bezeichnet, Schüler erreichen. "Die Nachhilfeangebote haben sich in letzter Zeit verdreifacht", sagte Anfang des Jahres die Geschäftsführerin der Beratungsstelle Sekten-Info NRW, Sabine Riede. Mittlerweile gebe es in Deutschland 31 und in Nordrhein-Westfalen fünf solcher Nachhilfeeinrichtungen, die zumeist unter dem Namen "Applied Scholastics" aufträten. Die angewandten Lernmethoden seien zwar nicht gefährlich, aber es seien Missionierungsversuche der Scientologen zu befürchten, so Riede.

Im Januar berichtete ein RTL-Team von einem als Gymnasiast getarnten Reporter, dem bereits nach drei Nachhilfestunden das Auditing, eine Art "Psychotherapie der Scientologen", angeboten wurde. MAX HÄGLER

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27 Kommentare

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  • D
    Dirk

    Die vorbildlich etablierte Kindertagesstätte Kinderhäusel, in der 18 Kinder von zwei staatlich geprüften Erzieherinnen betreut wurden, erhielt von der Stadt München nach gründlicher Überprüfung der Satzung des pädagogischen Konzepts, der fachlichen Qualifikation der Erzieherinnen und der Räumlichkeiten, schließlich das entsprechende Gütesiegel und damit die erforderliche Erlaubniss für die Kindertagesstätte.

     

    Wenige Tage vor Weinhnachten(2007)wird Eltern und Kindern ohne jegliche Vorwarnung die Nachricht über den willkürlichen Schließungsplan ihres geliebten Kinderhäusel beschert.

     

    Der Verfassungsschutz und sein vormaliger Chef, der heutige Ministerpräsident Beckstein, zugleich Mitglied der Landessynode der Evangelischen Kirche Bayern, haben beschlossen, dass es Scientologen verboten ist, eine eigene Kindertagesstätte zu betreiben; auch wenn diese religiös weltanschaulich neutral konzipiert ist und arbeitet.

     

    Die Menschenrechte müssen so wie sie im Grundgesetz verankert und in den europäischen und internationalen Konventionen niedergelegt und von Deutschland unterzeichnet wurden, von Münchner Schul-und Kultusreferat respektiert und eingehalten werden. Das bedeutet in der Konsequenz, dass ein Kindergarten nicht wegen der Religionszugehörigkeit seiner Mitglieder geschlossen werden darf. Sogar wenn Scientology nicht als Religion angesehen wird, gilt das gleiche für Weltanschauungen.

  • RK
    robert kollem
  • SW
    Sabine Weber

    Ich bin seit über 23 Jahren Scientologin. Während dieser Zeit habe ich diverse Kampagnen zum Thema Menschenrechtserziehung begleitet, interreligiöse Konferenzen organisiert, die vielfältigen Diskriminierungen gegenüber Scientologen und anderen Minderheiten dokumentiert und an geeigneter Stelle vortragen lassen. Scientology gehört - ähnlich wie der Buddhismus - zu den tolerantesten Religionen, die es gibt. Sie respektiert die religiösen Überzeugungen anderer. Die Erziehung zielt vollständig auf die Förderung der Selbstbestimmung eines Kindes ab. Kinder werden mit Würde und Respekt behandelt, gleichgültig wie alt sie sind, sie werden ernst genommen und ihre Bewegungsfreiheit wird so wenig wie möglich eingeschränkt. Liebe und Verständnis sind die wichtigsten Faktoren. Die absichtliche Verdrehung von Glaubensprinzipien meiner Religion durch deutsche Behörden ist in sich selbst eine Menschenrechtsverletzung, einer Verletzung unseres Grundgesetzes, rechtswidrig und menschenverachtend. Gerade deutschen Behörden stünde eine faire Behandlung von Minderheiten gut zu Gesicht.

    Mit freundlichem Gruß

    Sabine Weber

  • HK
    Hagen Kinateder

    Der grundgesetzliche Schutz gilt nicht nur für Religionen, sondern auch für "weltanschauliche Gemeinschaften" so unser Grundgesetz. Um eine solche handelt es sich bei der Scientology aber in jedem Fall.

  • DW
    Detlev Wulf

    http://www.taz.de/nc/1/politik/deutschland/artikel/1/scientology-kita-geschlossen/?src=HL&cHash=9b036dbcb0

    Stadt München wehrt sich gegen Sekte

    Scientology-Kita geschlossen

     

    MIT GLEICHEM MASS MESSEN

     

    Liebe TAZ,

    was soll denn dieser Unfug? Wenn ein Pfarrer einen Gynasiasten zur Beichte einladen darf, dann darf ein Scientloge ihn auch zum Auditing einladen. Denn nach unserer Verfassung haben wir keine Staatskirche, aber einen Glichheitsgrundsatz, der besagt, daß NIEMAND wegen seiner Weltanschaaung oder Religion bevorzugt oder benachteiligt werden darf. Nach der gleichen Logik müßte die Bayerische Regierung jetzt wohl vor allem auch die kirchlichen Kindergärten schließen, denn aufgrund millionenfacher kirchlicher Verbrechen kann ein intelligenter Mensch wohl schwerlich behaupten, daß die Kirchen besser wären, als Scientology. Der Begründer der evangelischen Kirche, nämlich Luther, ist aufgrund seiner antisemitsichen Schriften ("Von den Juden und ihren Lügen") wohl als einer der Wegbereiter des Holocaust anzusehen, und vermutlich wird auch kein Richter, der nicht selbst wegen Rechtsbeugung hinter Gitter möchte, die mögliche Meinungsäußerung untersagen wollen, daß die Kirche eine zumindest in Teilen und zuweilen Kriminelle Vereinigung sei. (Man lese dazu die Werke von Karlheinz Deschner, Horst Herrmann, Hubertus Mynarek, Otto von Corvin, David Yallop usw. usf.) Ich finde, es ist an der Zeit, daß Politiker und auch Journalisten auch in weltanschaulichen und religiösen Fragen zunehmend oder zumindest gelegentlich ihren Verstand benutzen und (Scientology und Kirche) mit gleichem Maß messen. Sie werden dann zu ganz erstaunlichen Ergebnissen kommen. Ich bin übrigens kein Scientologe und für mich persönlich kommt die Methode auch nicht in Frage. Ich bin aber der Meinung, daß JEDER das Recht haben muß, seine Religion oder Weltanschauung frei zu wählen, und zwar auch in Bayern. In den Medien werden wir tagtäglich aus allen Rohren zugespammt mit den abenteuerlichsten kirchlichen Behauptungen und Werbeaussagen. Das finde ich sehr viel bedenklicher.

     

    Herzliche Grüße:

    Detlev Wulf

  • DU
    Dr. Udo Schwenk-Bressler

    Na, da wäre ich in Bezug auf KiTas in katholischer Trägerschaft vorsichtiger. Weltanschaulich sind viele in Trägerschaft von Elterninitiativen enger als die in katholischer Trägerschaft.

  • HL
    Huber L.

    "Stadt München wehrt sich gegen Sekte". Diese Überschrift finde ich bestürzend. Da kommen bei mir gewisse Erinnerungen an fatale Ereignisse in der deutschen Geschichte hoch. Richtig müsste es heißen: Die Stadt München diskriminiert auf Betreiben des bayerischen Verfassungsschutzes.

  • MB
    Maximilian Baehring

    Man tausche in diesem Artikel einfach mal die Worte "scientology" mit "katholisch".

  • BM
    Bernhard Münzer

    Thetanen in der Kindergartenleitung wären ja schon schlimm genug - aber die Titanen loszuwerden mussten sogar die olympischen Götter 11 Jahre lang kämpfen...

     

    SCNR

  • D
    Dirk

    Die vorbildlich etablierte Kindertagesstätte Kinderhäusel, in der 18 Kinder von zwei staatlich geprüften Erzieherinnen betreut wurden, erhielt von der Stadt München nach gründlicher Überprüfung der Satzung des pädagogischen Konzepts, der fachlichen Qualifikation der Erzieherinnen und der Räumlichkeiten, schließlich das entsprechende Gütesiegel und damit die erforderliche Erlaubniss für die Kindertagesstätte.

     

    Wenige Tage vor Weinhnachten(2007)wird Eltern und Kindern ohne jegliche Vorwarnung die Nachricht über den willkürlichen Schließungsplan ihres geliebten Kinderhäusel beschert.

     

    Der Verfassungsschutz und sein vormaliger Chef, der heutige Ministerpräsident Beckstein, zugleich Mitglied der Landessynode der Evangelischen Kirche Bayern, haben beschlossen, dass es Scientologen verboten ist, eine eigene Kindertagesstätte zu betreiben; auch wenn diese religiös weltanschaulich neutral konzipiert ist und arbeitet.

     

    Die Menschenrechte müssen so wie sie im Grundgesetz verankert und in den europäischen und internationalen Konventionen niedergelegt und von Deutschland unterzeichnet wurden, von Münchner Schul-und Kultusreferat respektiert und eingehalten werden. Das bedeutet in der Konsequenz, dass ein Kindergarten nicht wegen der Religionszugehörigkeit seiner Mitglieder geschlossen werden darf. Sogar wenn Scientology nicht als Religion angesehen wird, gilt das gleiche für Weltanschauungen.

  • RK
    robert kollem
  • SW
    Sabine Weber

    Ich bin seit über 23 Jahren Scientologin. Während dieser Zeit habe ich diverse Kampagnen zum Thema Menschenrechtserziehung begleitet, interreligiöse Konferenzen organisiert, die vielfältigen Diskriminierungen gegenüber Scientologen und anderen Minderheiten dokumentiert und an geeigneter Stelle vortragen lassen. Scientology gehört - ähnlich wie der Buddhismus - zu den tolerantesten Religionen, die es gibt. Sie respektiert die religiösen Überzeugungen anderer. Die Erziehung zielt vollständig auf die Förderung der Selbstbestimmung eines Kindes ab. Kinder werden mit Würde und Respekt behandelt, gleichgültig wie alt sie sind, sie werden ernst genommen und ihre Bewegungsfreiheit wird so wenig wie möglich eingeschränkt. Liebe und Verständnis sind die wichtigsten Faktoren. Die absichtliche Verdrehung von Glaubensprinzipien meiner Religion durch deutsche Behörden ist in sich selbst eine Menschenrechtsverletzung, einer Verletzung unseres Grundgesetzes, rechtswidrig und menschenverachtend. Gerade deutschen Behörden stünde eine faire Behandlung von Minderheiten gut zu Gesicht.

    Mit freundlichem Gruß

    Sabine Weber

  • HK
    Hagen Kinateder

    Der grundgesetzliche Schutz gilt nicht nur für Religionen, sondern auch für "weltanschauliche Gemeinschaften" so unser Grundgesetz. Um eine solche handelt es sich bei der Scientology aber in jedem Fall.

  • DW
    Detlev Wulf

    http://www.taz.de/nc/1/politik/deutschland/artikel/1/scientology-kita-geschlossen/?src=HL&cHash=9b036dbcb0

    Stadt München wehrt sich gegen Sekte

    Scientology-Kita geschlossen

     

    MIT GLEICHEM MASS MESSEN

     

    Liebe TAZ,

    was soll denn dieser Unfug? Wenn ein Pfarrer einen Gynasiasten zur Beichte einladen darf, dann darf ein Scientloge ihn auch zum Auditing einladen. Denn nach unserer Verfassung haben wir keine Staatskirche, aber einen Glichheitsgrundsatz, der besagt, daß NIEMAND wegen seiner Weltanschaaung oder Religion bevorzugt oder benachteiligt werden darf. Nach der gleichen Logik müßte die Bayerische Regierung jetzt wohl vor allem auch die kirchlichen Kindergärten schließen, denn aufgrund millionenfacher kirchlicher Verbrechen kann ein intelligenter Mensch wohl schwerlich behaupten, daß die Kirchen besser wären, als Scientology. Der Begründer der evangelischen Kirche, nämlich Luther, ist aufgrund seiner antisemitsichen Schriften ("Von den Juden und ihren Lügen") wohl als einer der Wegbereiter des Holocaust anzusehen, und vermutlich wird auch kein Richter, der nicht selbst wegen Rechtsbeugung hinter Gitter möchte, die mögliche Meinungsäußerung untersagen wollen, daß die Kirche eine zumindest in Teilen und zuweilen Kriminelle Vereinigung sei. (Man lese dazu die Werke von Karlheinz Deschner, Horst Herrmann, Hubertus Mynarek, Otto von Corvin, David Yallop usw. usf.) Ich finde, es ist an der Zeit, daß Politiker und auch Journalisten auch in weltanschaulichen und religiösen Fragen zunehmend oder zumindest gelegentlich ihren Verstand benutzen und (Scientology und Kirche) mit gleichem Maß messen. Sie werden dann zu ganz erstaunlichen Ergebnissen kommen. Ich bin übrigens kein Scientologe und für mich persönlich kommt die Methode auch nicht in Frage. Ich bin aber der Meinung, daß JEDER das Recht haben muß, seine Religion oder Weltanschauung frei zu wählen, und zwar auch in Bayern. In den Medien werden wir tagtäglich aus allen Rohren zugespammt mit den abenteuerlichsten kirchlichen Behauptungen und Werbeaussagen. Das finde ich sehr viel bedenklicher.

     

    Herzliche Grüße:

    Detlev Wulf

  • DU
    Dr. Udo Schwenk-Bressler

    Na, da wäre ich in Bezug auf KiTas in katholischer Trägerschaft vorsichtiger. Weltanschaulich sind viele in Trägerschaft von Elterninitiativen enger als die in katholischer Trägerschaft.

  • HL
    Huber L.

    "Stadt München wehrt sich gegen Sekte". Diese Überschrift finde ich bestürzend. Da kommen bei mir gewisse Erinnerungen an fatale Ereignisse in der deutschen Geschichte hoch. Richtig müsste es heißen: Die Stadt München diskriminiert auf Betreiben des bayerischen Verfassungsschutzes.

  • MB
    Maximilian Baehring

    Man tausche in diesem Artikel einfach mal die Worte "scientology" mit "katholisch".

  • BM
    Bernhard Münzer

    Thetanen in der Kindergartenleitung wären ja schon schlimm genug - aber die Titanen loszuwerden mussten sogar die olympischen Götter 11 Jahre lang kämpfen...

     

    SCNR

  • D
    Dirk

    Die vorbildlich etablierte Kindertagesstätte Kinderhäusel, in der 18 Kinder von zwei staatlich geprüften Erzieherinnen betreut wurden, erhielt von der Stadt München nach gründlicher Überprüfung der Satzung des pädagogischen Konzepts, der fachlichen Qualifikation der Erzieherinnen und der Räumlichkeiten, schließlich das entsprechende Gütesiegel und damit die erforderliche Erlaubniss für die Kindertagesstätte.

     

    Wenige Tage vor Weinhnachten(2007)wird Eltern und Kindern ohne jegliche Vorwarnung die Nachricht über den willkürlichen Schließungsplan ihres geliebten Kinderhäusel beschert.

     

    Der Verfassungsschutz und sein vormaliger Chef, der heutige Ministerpräsident Beckstein, zugleich Mitglied der Landessynode der Evangelischen Kirche Bayern, haben beschlossen, dass es Scientologen verboten ist, eine eigene Kindertagesstätte zu betreiben; auch wenn diese religiös weltanschaulich neutral konzipiert ist und arbeitet.

     

    Die Menschenrechte müssen so wie sie im Grundgesetz verankert und in den europäischen und internationalen Konventionen niedergelegt und von Deutschland unterzeichnet wurden, von Münchner Schul-und Kultusreferat respektiert und eingehalten werden. Das bedeutet in der Konsequenz, dass ein Kindergarten nicht wegen der Religionszugehörigkeit seiner Mitglieder geschlossen werden darf. Sogar wenn Scientology nicht als Religion angesehen wird, gilt das gleiche für Weltanschauungen.

  • RK
    robert kollem
  • SW
    Sabine Weber

    Ich bin seit über 23 Jahren Scientologin. Während dieser Zeit habe ich diverse Kampagnen zum Thema Menschenrechtserziehung begleitet, interreligiöse Konferenzen organisiert, die vielfältigen Diskriminierungen gegenüber Scientologen und anderen Minderheiten dokumentiert und an geeigneter Stelle vortragen lassen. Scientology gehört - ähnlich wie der Buddhismus - zu den tolerantesten Religionen, die es gibt. Sie respektiert die religiösen Überzeugungen anderer. Die Erziehung zielt vollständig auf die Förderung der Selbstbestimmung eines Kindes ab. Kinder werden mit Würde und Respekt behandelt, gleichgültig wie alt sie sind, sie werden ernst genommen und ihre Bewegungsfreiheit wird so wenig wie möglich eingeschränkt. Liebe und Verständnis sind die wichtigsten Faktoren. Die absichtliche Verdrehung von Glaubensprinzipien meiner Religion durch deutsche Behörden ist in sich selbst eine Menschenrechtsverletzung, einer Verletzung unseres Grundgesetzes, rechtswidrig und menschenverachtend. Gerade deutschen Behörden stünde eine faire Behandlung von Minderheiten gut zu Gesicht.

    Mit freundlichem Gruß

    Sabine Weber

  • HK
    Hagen Kinateder

    Der grundgesetzliche Schutz gilt nicht nur für Religionen, sondern auch für "weltanschauliche Gemeinschaften" so unser Grundgesetz. Um eine solche handelt es sich bei der Scientology aber in jedem Fall.

  • DW
    Detlev Wulf

    http://www.taz.de/nc/1/politik/deutschland/artikel/1/scientology-kita-geschlossen/?src=HL&cHash=9b036dbcb0

    Stadt München wehrt sich gegen Sekte

    Scientology-Kita geschlossen

     

    MIT GLEICHEM MASS MESSEN

     

    Liebe TAZ,

    was soll denn dieser Unfug? Wenn ein Pfarrer einen Gynasiasten zur Beichte einladen darf, dann darf ein Scientloge ihn auch zum Auditing einladen. Denn nach unserer Verfassung haben wir keine Staatskirche, aber einen Glichheitsgrundsatz, der besagt, daß NIEMAND wegen seiner Weltanschaaung oder Religion bevorzugt oder benachteiligt werden darf. Nach der gleichen Logik müßte die Bayerische Regierung jetzt wohl vor allem auch die kirchlichen Kindergärten schließen, denn aufgrund millionenfacher kirchlicher Verbrechen kann ein intelligenter Mensch wohl schwerlich behaupten, daß die Kirchen besser wären, als Scientology. Der Begründer der evangelischen Kirche, nämlich Luther, ist aufgrund seiner antisemitsichen Schriften ("Von den Juden und ihren Lügen") wohl als einer der Wegbereiter des Holocaust anzusehen, und vermutlich wird auch kein Richter, der nicht selbst wegen Rechtsbeugung hinter Gitter möchte, die mögliche Meinungsäußerung untersagen wollen, daß die Kirche eine zumindest in Teilen und zuweilen Kriminelle Vereinigung sei. (Man lese dazu die Werke von Karlheinz Deschner, Horst Herrmann, Hubertus Mynarek, Otto von Corvin, David Yallop usw. usf.) Ich finde, es ist an der Zeit, daß Politiker und auch Journalisten auch in weltanschaulichen und religiösen Fragen zunehmend oder zumindest gelegentlich ihren Verstand benutzen und (Scientology und Kirche) mit gleichem Maß messen. Sie werden dann zu ganz erstaunlichen Ergebnissen kommen. Ich bin übrigens kein Scientologe und für mich persönlich kommt die Methode auch nicht in Frage. Ich bin aber der Meinung, daß JEDER das Recht haben muß, seine Religion oder Weltanschauung frei zu wählen, und zwar auch in Bayern. In den Medien werden wir tagtäglich aus allen Rohren zugespammt mit den abenteuerlichsten kirchlichen Behauptungen und Werbeaussagen. Das finde ich sehr viel bedenklicher.

     

    Herzliche Grüße:

    Detlev Wulf

  • DU
    Dr. Udo Schwenk-Bressler

    Na, da wäre ich in Bezug auf KiTas in katholischer Trägerschaft vorsichtiger. Weltanschaulich sind viele in Trägerschaft von Elterninitiativen enger als die in katholischer Trägerschaft.

  • HL
    Huber L.

    "Stadt München wehrt sich gegen Sekte". Diese Überschrift finde ich bestürzend. Da kommen bei mir gewisse Erinnerungen an fatale Ereignisse in der deutschen Geschichte hoch. Richtig müsste es heißen: Die Stadt München diskriminiert auf Betreiben des bayerischen Verfassungsschutzes.

  • MB
    Maximilian Baehring

    Man tausche in diesem Artikel einfach mal die Worte "scientology" mit "katholisch".

  • BM
    Bernhard Münzer

    Thetanen in der Kindergartenleitung wären ja schon schlimm genug - aber die Titanen loszuwerden mussten sogar die olympischen Götter 11 Jahre lang kämpfen...

     

    SCNR