Staatsanwältin belastet Berlusconi schwer: Systematische Prostitution
Berlusconi habe nicht nur Sexparties mit Minderjährigen organisiert. Er habe auch eine umfassendes System zur Prostitution betrieben, sagt die Mailänder Anklägerin.
MAILAND dpa | Für die wilden Privatpartys von Italiens Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi ist nach Einschätzung der Anklage ein „umfassendes System der Prostitution“ organisiert worden. Dabei sei die seinerzeit noch minderjährige Marokkanerin Ruby ein „fester Bestandteil“ gewesen, führte Staatsanwalt Antonio Sangermano zu Beginn seines Plädoyers am Montag in Mailand aus.
Der „Ruby“-Prozess gegen Berlusconi ist damit in der Schlussphase. Der Medienzar und Milliardär ist angeklagt, Sex mit minderjährigen Prostituierten gehabt und sein Amt missbraucht zu haben. Ein Urteil in erster Instanz wird am 18. März erwartet.
Es sei falsch, nur von Festessen in Berlusconis Villa Arcore bei Mailand auszugehen, angereichert durch ein paar „burleske Szenen“, sagte der Staatsanwalt. Dies hatte Berlusconis Seite immer behauptet.
Vielmehr habe ein Kreis von Vertrauten und Freunden Berlusconis ein regelrechtes „System“ organisiert: Die jungen Frauen seien in bar bezahlt oder mit beruflichen Versprechungen honoriert worden.
Das Plädoyer sollte an diesem Freitag fortgesetzt werden. Es wird erwartet, dass Berlusconis Anwälte danach auf Freispruch plädieren. Berlusconi hatte immer seine Unschuld beteuert. Ihm drohen für die ihm zur Last gelegten Anklagepunkte jeweils mehrere Jahre Haft. Ein erstinstanzliches Urteil hat in Italien aber zwei Berufungsinstanzen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
Die Wahrheit
Der erste Schnee
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Biden genehmigt Lieferung von Antipersonenminen