Staatliche Energiesparvorgaben: Katastrophen als Katalysator
Wärmer im Sommer, kälter im Winter – in Einrichtungen des öffentlichen Lebens. Deutschland sollte sich beim Energiesparen an Spanien orientieren.

Auch in Kaufhäusern will Spanien nicht mehr kuschelig warm heizen Foto: Matthias Rietschel/ap
Im Kino sitzen und durchs Museum gehen bei 27 Grad? Im Winter im Büro hocken bei maximal 19 Grad? Was Spaniens Regierung gerade zum Energiesparen beschlossen hat, wirft die Frage auf: Warum ist das eigentlich nicht längst auch bei uns so? Greenpeace liegt darum nicht falsch, die Bundesregierung zum Nachziehen aufzufordern.
Doch wie bei den meisten Dingen, die erst mal einfach und naheliegend erscheinen, steckt das Problem im Detail. Natürlich ist es machbar, auch bei 27 Grad durchs Museum zu wandeln – aber was ist mit den ausgestellten Bildern, teils unersätzlichen Kunstschätzen? Verträgt eine „Mona Lisa“ Schwankungen zwischen 19 und 27 Grad?
Natürlich dürften sich da Lösungen finden lassen – dann steckt man die empfindlichsten Stücke eben in Glaskästen mit eigener Temperierung. Auch wenn das dann nicht mehr ganz so schön aussieht, wäre es doch ein geringer Preis für die generelle Energieeinsparung.
Was das Heizungrunterdrehen am Arbeitsplatz angeht, wäre mancher Arbeitgeber bestimmt längst gern aktiv geworden – allein aus Kostengründen. Der auf Bundesebene geregelte Arbeitsschutz allerdings, so hat es jüngst etwa Berlins Wirtschaftssenator dargelegt, gibt bislang etwas anderes vor – und das nicht ohne Grund.
Letztendlich ist alles lösbar und aktuell wegen der drohenden Energieknappheit vermutlich noch viel schneller als zu normalen Zeiten. Womit wir bei der Parallele zur Coronakrise wären: Der Krieg in der Ukraine beschleunigt wie die Pandemie Prozesse, die ohnehin drängten, die aber nur sehr langwierig umsetzbar schienen – hier Energieeinsparung und damit verbundener Klimaschutz, dort die Digitalisierung.
Deshalb kann das, was hoffentlich auch die Bundesregierung bald beschließt, keine Notlösung für möglichst bald endende Kriegszeiten sein. Einmal durchgesetzt, hilft ein deutlich niedrigerer Energieverbrauch letztlich allen: dem Klimaschutz sowieso, aber auch denen, die nicht überall ein Windrad mögen oder zügig ohne Atomstrom auskommen wollen.
Staatliche Energiesparvorgaben: Katastrophen als Katalysator
Wärmer im Sommer, kälter im Winter – in Einrichtungen des öffentlichen Lebens. Deutschland sollte sich beim Energiesparen an Spanien orientieren.
Auch in Kaufhäusern will Spanien nicht mehr kuschelig warm heizen Foto: Matthias Rietschel/ap
Im Kino sitzen und durchs Museum gehen bei 27 Grad? Im Winter im Büro hocken bei maximal 19 Grad? Was Spaniens Regierung gerade zum Energiesparen beschlossen hat, wirft die Frage auf: Warum ist das eigentlich nicht längst auch bei uns so? Greenpeace liegt darum nicht falsch, die Bundesregierung zum Nachziehen aufzufordern.
Doch wie bei den meisten Dingen, die erst mal einfach und naheliegend erscheinen, steckt das Problem im Detail. Natürlich ist es machbar, auch bei 27 Grad durchs Museum zu wandeln – aber was ist mit den ausgestellten Bildern, teils unersätzlichen Kunstschätzen? Verträgt eine „Mona Lisa“ Schwankungen zwischen 19 und 27 Grad?
Natürlich dürften sich da Lösungen finden lassen – dann steckt man die empfindlichsten Stücke eben in Glaskästen mit eigener Temperierung. Auch wenn das dann nicht mehr ganz so schön aussieht, wäre es doch ein geringer Preis für die generelle Energieeinsparung.
Was das Heizungrunterdrehen am Arbeitsplatz angeht, wäre mancher Arbeitgeber bestimmt längst gern aktiv geworden – allein aus Kostengründen. Der auf Bundesebene geregelte Arbeitsschutz allerdings, so hat es jüngst etwa Berlins Wirtschaftssenator dargelegt, gibt bislang etwas anderes vor – und das nicht ohne Grund.
Letztendlich ist alles lösbar und aktuell wegen der drohenden Energieknappheit vermutlich noch viel schneller als zu normalen Zeiten. Womit wir bei der Parallele zur Coronakrise wären: Der Krieg in der Ukraine beschleunigt wie die Pandemie Prozesse, die ohnehin drängten, die aber nur sehr langwierig umsetzbar schienen – hier Energieeinsparung und damit verbundener Klimaschutz, dort die Digitalisierung.
Deshalb kann das, was hoffentlich auch die Bundesregierung bald beschließt, keine Notlösung für möglichst bald endende Kriegszeiten sein. Einmal durchgesetzt, hilft ein deutlich niedrigerer Energieverbrauch letztlich allen: dem Klimaschutz sowieso, aber auch denen, die nicht überall ein Windrad mögen oder zügig ohne Atomstrom auskommen wollen.
Fehler auf taz.de entdeckt?
Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!
Inhaltliches Feedback?
Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.
Kommentar von
Stefan Alberti
Redakteur für Berliner Landespolitik
Jahrgang 1967. Seit 2002 mit dreieinhalb Jahren Elternzeitunterbrechung bei der taz Berlin. Schwerpunkte: Abgeordnetenhaus, CDU, Grüne.
Themen
mehr von
Stefan Alberti